Wir nehmen als gegeben hin, dass große Aktien-Werte solider sind als Nebenwerte, dass die kleinen Unternehmen mehr Risiko bergen als die großen Konzerne. Ebenso setzen wir voraus, dass das Management eines internationalen Konzerns besser sein muss als das eines regionalen Mittelständlers, denn ansonsten würde dessen Vorstand ja wohl einen großen Konzern führen, oder? Und so wäre es, wenn die Wirtschaft und die Börse mit Fußball vergleichbar wären, wo die besten Spieler und Trainer immer in den höchsten Ligen anzutreffen sind. Nur in der Wirtschaft spielen nicht alle auf demselben Spielfeld und in derselben Gruppe, denn ein Weltmarktführer kann immer noch ein Nischenplayer sein, weil sein „adressierbarer“ Markt einfach nicht so groß ist. Und nur, weil sich der Vorstandsvorsitzende für diese Branche und dieses Unternehmen entschieden hat, muss er nicht weniger taugen als der CEO von Siemens oder von Bayer. Nebenwerte performen besser Jedes Unternehmen hat mal klein angefangen, auch die heute ganz großen. Dabei fällt es kleineren Unternehmen leichter, schnell zu wachsen. Das zeigt sich auch an der langfristigen Entwicklung der jeweiligen Aktien-Indizes. Vergleicht man den DAX mit dem MDAX und vor allem dem SDAX, dann weist der Nebenwerte-Index eine deutlich bessere Rendite auf als der DAX. Dabei enthält der DAX doch die Elite der deutschen Wirtschaft. Sollte man meinen. Tatsache ist, dass die stark und erfolgreich wachsenden Unternehmen klein anfangen und sich hocharbeiten. Sie wachsen und gedeihen und mit zunehmender Größe werden sie in den SDAX aufgenommen, später in den MDAX und dann schließlich in den DAX. Um dorthin zu gelangen, haben sie eine starke Performance hingelegt, die sich in SDAX und MDAX niedergeschlagen hat. Wenn sie erstmal im DAX angekommen sind, sind sie zumeist groß und haben ihre Sturm- und Drangzeit hinter sich. Börsen-Legende Peter Lynch rät Anlegern, Aktien in Kategorien einzuteilen, damit sie wissen, was sie von ihnen zu erwarten haben. Und um sie vergleichbarer zu machen. Man kann HelloFresh nicht ohne weiteres mit Lanxess vergleichen. Der wachstumsstarke Kochbox-Versender ist in einem ganz anderen Lebensabschnitt als das zyklische Spezial-Chemie-Unternehmen. Die 6 Aktien-Kategorien nach Lynch sind: 1. Wachstumsschwache Aktien (Slow Growers) Große, alte Unternehmen mit einem Wachstum knapp oberhalb der Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Oft zahlen diese Unternehmen eine attraktive Dividende. 2. Stetige Aktien (Stalwarts) Kontinuierlich wachsende Unternehmen mit Wachstumsraten oberhalb von 5 Prozent. Zumeist Wachstums-Unternehmen, die ihre Sturm- und Drangphase hinter sich gelassen haben. 3. Wachstumsstarke Aktien (Fast Growers) Kleine, aggressive, neue Unternehmen, die mit 20 bis 25 Prozent pro Jahr wachsen. Oftmals in schnell wachsenden Branchen unterwegs, aber auch agile Unternehmen in etablierten Branchen können hohe Wachstumsraten aufweisen, z.B. durch erfolgreiche Zukäufe. 4. Zyklische Aktien (Cyclicals) In zyklischen Branchen lösen sich Expansion und Schrumpfung regelmäßig ab (Auto, Stahl, Chemie, Luftfahrt, Chips) und genauso verhält es sich mit den Gewinnen. Der Zyklus bewegt sich dabei eng am allgemeinen Wirtschaftskreislauf, so dass diese Aktien für Langfristanleger weniger geeignet sind, da der Börsenerfolg hier eher vom richtigen Timing abhängt, vom optimalen Ein- und Ausstieg. 5. Turnaround-Aktien (Turnarounds) Zumeist arg mitgenommene Unternehmen, die stark geschwächt sind und einem drohenden Konkurs nur knapp entgehen können. Kein Wachstum, Kurse auf Tiefstniveau – kurz: Todeskandidaten. Jedoch mit einem Hoffnungsschimmer auf Rettung. Turnarounds weisen wohl das höchste Chance-Risiko-Verhältnis auf, doch muss vor allem das Risiko im Blick behalten werden, da die Fehlertoleranz extrem klein ist. 6. Substanz-Spekulationen (Asset Plays) Das Unternehmen verfügt über Betriebsvermögen, das die Börse bei ihrer Bewertung bisher übersehen hat. Diese Substanz kann aus Immobilien bestehen, Maschinen oder hoher Liquidität und sogar aus Verlustvorträgen (weil das Unternehmen zukünftig Steuern spart). Bisher finden sich im DAX nur wenige Unternehmen, die in die Kategorie Wachstums-Unternehmen gehören – mit der anstehenden Aufstockung des DAX auf 40 Werte wird sich das zumindest etwas bessern. Tenbagger-Potenzial Aber Lynch hat noch mehr in petto. Er prägte den Begriff Tenbagger, was so viel wie Ver-10-facher heißt. So bezeichnete er Aktien, deren Kurs sich verzehnfacht hatte. Von denen gibt es viele an der Börse, die meisten der Unternehmen in den großen Indizes wie DAX, Dow Jones oder Nikkei sind solche Tenbagger-Aktien. Aber natürlich nur für diejenigen Anleger, die sie früh genug im Depot hatten – und bis heute an ihnen festgehalten haben. Und das sind die allerwenigsten. Nachvollziehbar ist, dass man unter den Nebenwerten viel mehr Aktien mit Tenbagger-Potenzial findet als unter den großen Werten. Ohne dass ich Amazon oder Microsoft ihre Qualitäten und überdurchschnittlichen Wachstums-Aussichten absprechen möchte, ist schwer vorstellbar, dass diese Aktien sich nochmals verzehnfachen. Beide gehören – neben Apple – zum Club der 2-Billionen-Unternehmen, sie weisen also eine Börsenkapitalisierung von mehr als 2 Billionen US-Dollar auf. Würde sich ihr Aktienkurs verzehnfachen in den nächsten Jahren, würde die Börsenkapitalisierung auf 20 Billionen US-Dollar anwachsen. Das ist unvorstellbar, zumindest wenn man annimmt, dass die dazu gehörige Bewertung noch halbwegs angemessen ist und es sich nicht um eine reine Spekulationsblase handelt, wie bei der Deutschen Telekom im Jahr 2000, als deren Kurs deutlich über 100 Euro lag. Microsoft hat im Jahr 2020 einen Jahresumsatz von 143 Milliarden US-Dollar erzielt. Bei Faktor 10 läge dieser bei 1,42 Billionen US-Dollar. Amazon erzielte 2020 sogar 386 Milliarden US-Dollar an Umsatz. Bei Faktor 10 läge dieser bei 3,86 Billionen US-Dollar. Unvorstellbare Größenordnungen. Blickt man hingegen auf kleinere Wettbewerber, die „nur“ 100 Millionen Umsatz pro Jahr machen oder gar lediglich 10 Millionen, dann fällt es leichter, sich hier ein Wachstum auf das Zehnfache vorzustellen. Was nicht heißt, dass dies einfach oder ein Selbstgänger wäre. Nein, auch bei den Nischenwerten kommt es darauf an, die besten herauszupicken. Denn auch die erfolgreichsten Investoren aller Zeiten, ob man nun Warren Buffett, Charlie Munger, George Soros oder Peter Lynch heranzieht, sie alle haben überwiegend mittelmäßig bis schlecht performende Aktien im Depot. Sie liegen fast genauso oft mit ihren Investments daneben wie Privatanleger. Aber dennoch erzielen sie auf lange Sicht eine viel bessere Performance. Und der Grund liegt in den einigen wenigen „Super-Aktien“, wie Ken Fisher sie nennt. Die Tenbagger und Multibagger, die sich zu wahren Kursraketen entwickeln und die man nicht zu früh verkauft. Ben Graham und sein „Rendite-Knaller“ Geico Benjamin Graham zum Beispiel, der Lehrmeister Warren Buffetts und Begründer der Fundamental-Analyse, erzielte nur leicht überdurchschnittliche Ergebnisse mit seinen Aktien-Anlagen. Und dennoch ist sein Depot durch die Decke gegangen und weist eine weit überdurchschnittliche Rendite auf. Und das lag an einer einzigen Aktie: Geico. Graham erkannte sehr früh das enorme Potenzial in dem Autodirektversicherer und investierte ein Viertel des Vermögens seiner Partnership in dieses Unternehmen, als es 1948 zum Verkauf stand. Das zahlte sich aus und der Kurs hob ab, weil das Unternehmen enorm erfolgreich war. Mit der Folge, dass die Geico-Aktie in der Spitze mehr als drei Viertel seines Depot-Wertes ausmachte. Als Graham 1956 seine Partnership auflöste, hatte er in den nur 8 Jahren mit Geico 1.635 % Rendite eingefahren. Geico war also weit mehr als ein Tenbagger. Die DRAG – ein Value Investment? Es kommt also darauf an, ein tolles Unternehmen zu finden und dieses zu einem möglichst günstigen Kurs kaufen zu können. Das ist leichter gesagt als getan, denn Informationen sind heute viel leichter zu bekommen als früher und jede Neuigkeit wird in Sekundenbruchteilen um den Globus und auf die Smartphones geschickt. „Man sucht nach falsch bewerteten Anlagen. Das ist Investing. Und man muss wissen, wann die Anlagen falsch bewertet sind. Das ist Value Investing.“ – Charlie Munger – Dabei ist es irrig anzunehmen, dass der Aktienkurs immer bereits alle Informationen enthalte und immer exakt den richtigen Wert einer Aktie widerspiegele. Deutlicher gesagt: Das ist Blödsinn! Weil einerseits niemals alle Marktteilnehmer gleichzeitig und sofort alle Informationen zur Verfügung haben und zweitens nicht die Information an sich kursrelevant ist, sondern die Einschätzung der Börsianer zu dieser Information. Und die kann sich ändern, im Zeitpunkt, wo sie bekannt gegeben wird, aber auch noch Stunden, Tage oder Wochen später. Und dann gibt es noch einen dritten Einflussfaktor: Bei Aktien mit großer Aufmerksamkeit, wie Apple, Amazon, SAP oder Siemens verbreiten sich neue Informationen schnell. Bei Nebenwerten kriegen viele Börsianer nicht einmal mit, wenn ein neuer Geschäftsbericht vorgelegt oder eine Ad-hoc-Meldung herausgegeben wurde. Man könnte sagen, viele Nebenwerte fliegen unter dem Radar der Börse. Und hierin liegt die große Chance für Anleger, die sich die Mühe machen, Aktien selbst zu bewerten und nach unentdeckten Perlen zu suchen. So, alle die bis hierhin durchgehalten haben, werden nun damit belohnt, dass ich endlich zu dem Punkt komme, wo wir die Kuh über den Eimer schieben können. Konkret: wir schauen uns mal die Deutsche Rohstoff AG an, die alle Faktoren in sich vereint, die zu einer Fehlbewertung führen: Missverständnisse, Irrglaube, Fehlinterpretationen, Desinteresse. Kein Rohstoff-Produzent, sondern ein Beteiligungs-Unternehmen... Zunächst muss man verstehen, was die DRAG eigentlich so treibt. Sie beschreibt sich selbst wie folgt: „Die Deutsche Rohstoff identifiziert, entwickelt und veräußert attraktive Rohstoff-Vorkommen vorrangig in Nordamerika, Australien und Europa. Unser Schwerpunkt liegt in der Erschließung von Öl- und Gaslagerstätten in den USA. Metalle wie Gold, Kupfer oder Wolfram runden unser Portfolio ab.“ Anders als der Name vermuten lässt, fördert die DRAG also keine Rohstoffe. Sie ist ein deutsches Unternehmen, das an einer deutschen Börse notiert ist, dessen diverse Geschäftsaktivitäten aber weitgehend in den USA und Asien stattfinden. Dort hält sie jeweils Anteile an Unternehmen, die in der Öl- oder Rohstoffexploration und/oder -Förderung aktiv sind. Und das ist ein gewaltiger Unterschied, der oft zu Fehleinschätzungen führt, wenn die DRAG mal wieder Zwischen- oder Jahresergebnisse veröffentlicht. Denn die erzielten Gewinne (oder Verluste) der Tochtergesellschaften werden nicht in Deutschland abgeliefert, sondern verbleiben „vor Ort“, wo sie ggf. wieder reinvestiert werden. Bestes Beispiel sind die vier aktiven Töchter in den USA, die allesamt nach Öl bohren. Cub Creek Energy, Elster Oil & Gas, Salt Creek Energy und Bright Rock Energy haben Bohrrechte an Flächen erworben, wo sie mittels Fracking nach Öl und Gas bohren. Die dabei entstehenden Kosten für Royalties (Förderrechte), Personal, Material usw. bezahlen sie in Dollar und wenn sie Öl fördern, verkaufen sie dieses in Dollar. Am Ende des Jahres steht ein Gewinn oder ein Verlust in den Büchern, der auch stark vom aktuellen Öl-Preis (WTI) abhängt, denn die nachgewiesenen Öl-Reserven gewinnen oder verlieren entsprechend an Wert. Und diese Veränderung fließt seit einigen Jahren auch in die Gewinn- und Verlustrechnung ein, so dass der Jahresgewinn der Töchter längst nicht mehr nur aus der wirklich erzielten Differenz zwischen gefördertem und verkauftem Öl besteht. Das kann dazu führen, dass die DRAG in einem Jahr höchst erfolgreich Öl gefördert und verkauft hat, am Ende aber dennoch ein Verlust steht, weil der Öl-Preis zum Jahresende auf Tauchstation gegangen ist und dem entsprechend hohe Abschreibungen auf die Öl-Reserven den Gewinn aus der Bilanz hinweggezaubert haben. Das kam in der Vergangenheit schon mehrmals vor und dann wird dem DRAG-Management um Dr. Gutschlag vorgeworfen, keine Ahnung vom Geschäft zu haben, weil entweder die Prognosen verfehlt wurden oder statt eines Gewinns nun ein Verlust in den Büchern steht. Natürlich kann es auch genau anders herum laufen und der Öl-Preis steigt zum Jahresende deutlich an und dann muss die DRAG einen völlig überhöhten Gewinn ausweisen, obwohl sich die Öl-Reserven ja noch im Boden befinden. Anleger, die sich für die DRAG interessieren, müssen sich dieses Umstands bewusst sein – und zwar, bevor sie sich deren Aktien ins Depot legen. Denn der mediale Druck angesichts vermeintlicher Fehlentscheidungen, Fehlprognosen und Fehlentwicklungen kann schon groß werden und damit auch der Drang, diese „Loser-Aktie“ aus dem Depot zu werfen. Zurück zur Bilanz. Die US-Töchter melden also ihre Jahresergebnisse an die deutsche Mutter, die sie dann in Euro umrechnet und bilanziert. Das Geld bleibt aber in den USA und steht dort für neue Projekte und/oder Bohrungen zur Verfügung. Es steht also auch nicht ohne weiteres für Dividenden-Zahlungen der Deutschen AG zur Verfügung. So wie in diesem Jahr, als die DRAG weit über Plan liegende Ergebnisse für das erste und auch das 2. Quartal vermelden konnte, aber für 2020 dennoch keine Dividende auskehren konnte, da im Corona-Jahr die hohen Abschreibungen aufgrund des niedrigen Öl-Preises den Gewinn in den Keller gedrückt hatten. Diese Konstellation macht die Bewertung der DRAG so schwierig. Denn wie bei Beteiligungs-Unternehmen üblich, müsste man eigentlich eine SOTP-Analyse durchführen, also eine Bewertung aller Einzelteile. Hierzu müsste man also die vier US-Töchter einzeln bewerten und dann auch noch die übrigen Aktivitäten, die zum größten Teil aus Almonty-Aktienanteilen bestehen (australischer Wolfram-Produzent). Die Bewertung kann man hingegen relativ leicht vornehmen, da die Aktien an der Börse gelistet sind. Track Record Der Rohstoff-Sektor ist sehr zyklisch und hängt von der Preisentwicklung der Rohstoffe ab. Dabei schlägt hier der sog. Schweinezyklus gnadenlos zu. Sind die Preise niedrig, fahren die Produzenten ihre Förderung zurück und schließen Minen. Durch das sinkende Angebot ziehen die Preise wieder an und die Unternehmen fahren ihre Produktion wieder hoch und suchen ggf. sogar nach neuen Fördermöglichkeiten. Dadurch steigt das Angebot wieder und der Preisdruck lässt nach. Und manchmal ergibt sich sogar ein Angebots-Überhang und die Preise fallen deutlich. Dieses Zusammenspiel wird zusätzlich verkompliziert, weil die globale Wirtschaftslage ein wichtiger Einflussfaktor ist. Boomt die Konjunktur, ist der Rohstoffhunger groß und die Preise steigen. Flaut die Konjunktur ab, sinkt die Rohstoffnachfrage und die Preise sinken. Dabei können die Rohstoff-Produzenten ihre Nachfrage nicht so schnell anpassen, als müssten sie nur einen Wasserhahn auf- und wieder zudrehen. Es vergehen Wochen, manchmal Monate, bis sie auf eine starke Preisschwankung effektiv reagieren können. Und in der Zwischenzeit kann dies zu deutlichen Verlusten führen, wenn z.B. der Öl-Preis einbricht und die geförderten Barrel dann zu Preisen unterhalb der Kosten verkauft werden müssen. Wenn wir uns nun an Peter Lynchs Aktien-Kategorien erinnern, dann haben wir es bei der Deutschen Rohstoff AG ganz eindeutig mit einem zyklischen Unternehmen zu tun. Und das kann man auch am Aktienkurs ablesen, der eine recht hohe Korrelation mit dem Öl-Preis (WTI) aufweist. In der 15-jährigen Unternehmensgeschichte hat das DRAG-Management mehrfach bewiesen, dass es die Öl-Zyklen hervorragend antizipieren kann. Der größte Anfangserfolg war der Aufbau und die rechtzeitige Veräußerung der US-Öl-Tochter Tekton, mit der viele Millionen verdient wurden. Die erzielten Gewinne wurden später wieder in neue Öl-Projekte in den USA investiert als die Preise am Boden lagen (2016), um dann nach dem Wiedererstarken des Öl-Preises erneut Kasse zu machen. Im Corona-Absturz nutzte die DRAG erneut ihre Chance und griff zu niedrigen Preisen bei Förderrechten und sogar einer Tochter eines US-Wettbewerbers zu und seitdem die Öl-Preise wieder stark angezogen haben, fährt die DRAG ihr Bohrprogramm und die Förderung hoch. Die deutlich steigenden Umsätze und Gewinne in den ersten beiden Quartalen des Jahres 2021 sind das Ergebnis. Darüber hinaus hatte die DRAG 2020 auch in Gold- und andere Minen-Unternehmen investiert und hiermit schöne Gewinne erzielt, die nun ebenfalls die GuV aufpeppen. Wolfram Nicht so erfolgreich lief es bisher mit dem Wolfram-Engagement bei Almonty. Hier gab es in den letzten Jahren immer wieder finanzielle Engpässe und die DRAG hat öfter ausgeholfen. Im Gegenzug erhielt sie zumeist viele neue Aktien und hält nun 14 Prozent. Aber unterm Strich hat sich das bisher nicht ausgezahlt. Das könnte sich aber nun bald ändern, denn Almontys Sandong-Mine in Südkorea dürfte bald mit der Produktion beginnen. Einen Abnehmer zu einem garantierten Mindestpreis hat man dem Vernehmen nach auch schon gefunden. Wolfram ist eher unbekannt. Dabei ist es ein Schlüsselelement für High Tech-Geräte, Smartphones und Elektro-Mobilität. Es steht nicht so im Fokus wie Lithium oder Kupfer oder Nickel, aber ohne Wolfram können die meisten Geräte nicht produziert werden. Was der Mangel eines – unbeachteten – Schlüsselelements bedeutet, erleben wir gerade beim Chip-Mangel, der ganze Lieferketten ins Stottern bringt und Produktionsbänder stoppt. Da geht es nicht um Hochleistungs-Chips, sondern Cent-Produkte, die aber in Massen benötigt werden und ohne die kein Surface, kein MacBook und kein Tesla funktioniert. Und Wolfram hat genau diese Stellung. Dabei ist die Sandong-Mine die einzige signifikante Wolfram-Quelle außerhalb Chinas – was sie auch strategisch besonders wertvoll macht, weil man sich nicht darauf verlassen kann, dass China die Welt mit Seltenen Erden und Rohstoffen versorgt, sondern vor allem seine eigenen Interessen im Blick hat. Deutsche Rohstoff AG (ISIN: DE000A0XYG76) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 21e/22e/23e | Kurs | A0XYG7 / DR0 | 80 Mio. EUR | 7 / 12 / 32 | 15,85 EUR | Mein Fazit Die Deutsche Rohstoff AG ist ein Nebenwert mit einer Börsenkapitalisierung von lediglich rund 80 Millionen Euro. Der Aktienkurs hängt maßgeblich an der Ölpreis-Entwicklung. Weil das Hauptgeschäftsfeld der DRAG die Öl-Förderung in den USA ist, aber vor allem, weil nur wenige Anleger das Geschäftsmodell der DRAG richtig einschätzen (können) und sie für einen Rohstoff-Produzenten halten. Sie ist aber ein Beteiligungs-Unternehmen, das in Rohstoff-Produzenten investiert bzw. diese selbst auf- und ausbaut. Sie hat keinerlei „Skrupel“, sich opportunistisch von diesen Beteiligungen zu trennen, wenn der Rohstoffzyklus dies vernünftig und lukrativ erscheinen lässt. Dieses Vorgehen macht die Umsatz- und Ergebnisentwicklung der DRAG noch unvorhersehbarer und das führt oft zu Missverständnissen und Fehleinschätzungen seitens des Kapitalmarkts bzw. der Anleger. Wer diese Zusammenhänge versteht und zu akzeptieren bereit ist, für den könnte die DRAG eine interessante Depot-Beimischung sein, um von den sich bietenden Chancen im Rohstoff-Sektor profitieren zu können, ohne sich selbst aktiv um die Preisentwicklung kümmern zu müssen. Womit am Ende die Frage übrig bleibt, ob die DRAG-Aktie bei 16 Euro Tenbagger-Potenzial besitzt? Klein genug dafür ist das Unternehmen. Und die Ergebnisse des 1. Halbjahrs machen Mut. So viel Mut, dass die DRAG wegen der starken Produktion und des positiven Preisumfelds für Erdöl und Erdgas ihre eigenen Prognosen für 2021 und 2022 erhöht hat. So soll sich der Konzern-Umsatz 2021 jetzt auf 68 bis 73 Millionen Euro belaufen nach bisher geplanten 57 bis 62 Millionen und das EBITDA soll 57 bis 62 Millionen statt bisher angenommener 42 bis 47 Millionen erzielen. Und in 2022 wird nun ein Konzern-Umsatz zwischen 70 und 75 Millionen Euro erwartet statt zuvor 60 bis 65 Millionen sowie ein EBITDA zwischen 47 und 52 Millionen Euro anstelle der bisherigen Planung von 40 bis 45 Millionen Euro. Die DRAG fördert bei Öl-Preisen über 40 US-Dollar mit Gewinn und weitet ihr Borprogramm und damit ihre Förderung momentan deutlich aus. Je länger der Öl-Preis über 70 US-Dollar notiert, desto besser, denn das spült ordentlich Geld in die Kasse. Gleichzeitig wächst das Interesse der Branche an weiteren Fördermöglichkeiten, so dass die DRAG bestimmt schon mit dem Gedanken spielt, ihre US-Assets wieder zu Geld zu machen und so den aktuellen Zyklus gewinnbringend zu nutzen, um dann im nächsten Abschwung das Geld wieder bei erheblich günstigeren Konditionen einzusetzen. Daher scheinen auf mittlere und lange Sicht deutliche Wertzuwächse und damit auch Kurssteigerungen möglich und wohl sogar wahrscheinlich. Die Welt wird noch einige Jahrzehnte lang auf Erdöl angewiesen sein und damit bleibt der DRAG ihr attraktivstes Geschäftsfeld noch lange erhalten. Um den Kurs auf 170 Euro zu treiben, müssten aber sehr viele positive Entwicklungen zusammentreffen und dies über einen längeren Zeitraum hinweg. Man sollte daher seine Erwartungen nicht zu hoch hängen, dann werden wie auch nicht so schnell enttäuscht. Zeit ist auf jeden Fall ein entscheidender Faktor. Zeit und Geduld, die oberste Tugend des Investors, wie uns Benjamin Graham lehrt.
Die heutige Ausgabe entstand wieder in Zusammenarbeit mit Michael C. Kissig, Value Investor und Betreiber des Blogs „iNTELLiGENT iNVESTiEREN“. | | Hinweispflicht nach §34b WpHG: Der/die Verfasser ist/sind in ein oder mehreren der oben genannten Wertpapieren/Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels investiert: Amazon, Apple, Deutsche Rohstoff AG, HelloFresh & Microsoft. Es können daher Interessenskonflikte vorliegen. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.
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