Meldungen Nach-Brexit-Ära: Wirtschaftsforscher erwarten schwierige Verhandlungen mit London Führende deutsche Wirtschaftsforscher warnen vor schwierigen Verhandlungen mit Großbritannien, die nach dem morgigen Austritt aus der Europäischen Union (EU) anstehen. "Das Brexit-Drama wird nach dem 31. Januar leider nicht vorbei sein – eher im Gegenteil: Jetzt wird es erst richtig kritisch", sagte Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Großbritannien bleibt bis Jahresende noch im EU-Binnenmarkt und will in dieser Zeit einen Vertrag mit der EU über die künftigen Beziehungen erreichen. "Abgesehen von den inhaltlichen Differenzen ist der Zeitplan jedoch viel zu ambitioniert", sagte der Ökonom. Der Präsident des Ifo Instituts, Clemens Fuest, erklärte: "Eine Zollunion wäre ein gutes Ergebnis. Realistisch ist das leider nicht." Deutschland hat 2018 Waren und Dienstleistungen für 109 Milliarden Euro nach Großbritannien exportiert. Gut 460.000 Arbeitsplätze in Deutschland sind damit verbunden. Michael Hüther, Chef des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), sagte, bis Dezember könnte "ein einfaches Freihandelsabkommen über den Warenverkehr ausgehandelt werden". Das werde aber Finanz- oder Transportdienstleistungen so wenig regeln wie den Datenaustausch oder den Zugang zu britischen Fischereigründen. "Damit stünden die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der EU-27 und dem Vereinigten Königreich auf wackligeren Beinen als beispielsweise mit Kanada." Einen Tag vor dem Brexit stimmten heute die 27 bleibenden EU-Staaten der Ratifizierung des Austrittsabkommens mit Großbritannien zu. Bank of England belässt Leitzins unverändert Einen Tag vor dem Austritt Großbritanniens aus der EU hat die britische Zentralbank ihren Leitzins entgegen einiger anderslautender Spekulationen nicht gesenkt. Wie die Bank of England (BoE) heute mitteilte, beträgt ihr wichtigster Zins weiter 0,75 Prozent. Die Notenbank verwies auf den positiven Effekt des eindeutigen Wahlausgangs im Dezember mit einer stabilen Mehrheit für den konservativen Premier Boris Johnson. Die Unternehmensstimmung habe davon profitiert. Sollte die Erholung der Wirtschaft nicht anhalten, könnte geldpolitische Hilfestellung notwendig werden, betonten die Notenbanker. Ihre Erwartungen für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr reduzierten sie jedoch deutlich. Die Wachstumsprognose wurde um einen ganzen Prozentpunkt auf 0,75 Prozent gesenkt. Die Inflation dürfte bis ins Jahr 2021 hinein unter dem Zielwert der BoE von 2 Prozent liegen, hieß es. Fed hält an geldpolitischem Kurs fest Die US-Notenbank Fed hat bei ihrer ersten Sitzung im neuen Jahr den US-Leitzins nicht verändert und auch keine Zinsveränderungen in Aussicht gestellt. Das Wirtschaftswachstum und der Arbeitsmarkt seien insgesamt weiter robust, einzig Neuinvestitionen und Exporte zeigten weiter Schwäche, erklärten die Notenbanker. Auch die globale Wirtschaftsentwicklung werde sich in diesem Jahr wohl positiv auf die USA auswirken, sagte Fed-Chef Jerome Powell vor Journalisten in Washington. Es gebe nach dem enttäuschenden Jahr 2019 Gründe, vorsichtig optimistisch zu sein. Gleichzeitig warnte er, der aktuelle Ausbruch des neuen Coronavirus könnte das Wachstum in China, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, etwas schwächen. Das Zielband für den Leitzins "Fed Funds Rate" beließ die Fed in einer Spanne von 1,50 bis 1,75 Prozent. Zu Beginn des Wahljahres in den USA bleibt somit die von US-Präsident Donald Trump wiederholt geforderte geldpolitische Lockerung aus. Gutachten: Aktiensteuer-Pläne treffen Privatanleger kaum Die von Finanzminister Olaf Scholz geplante Finanztransaktionssteuer wird einem Gutachten zufolge überwiegend große professionelle Investoren belasten. Kleinanleger und Privathaushalte seien kaum betroffen, heißt es in einer Untersuchung des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), über die die "Rheinische Post" berichtete. "Ein Großteil des Steueraufkommens in Deutschland würde von professionellen Investoren aus dem Ausland geleistet, etwa von privaten US-Fonds oder von Staatsfonds, da diese die meisten Dax-Aktien halten und handeln", erklären die Wissenschaftler der Zeitung zufolge. Scholz hat auf europäischer Ebene einen Entwurf für die sogenannte Finanztransaktionssteuer vorgelegt. Wer Aktien kauft, soll 0,2 Prozent des Geschäftswerts an den Fiskus zahlen. Deutsche-Bank-Tochter DWS kommt voran Die Deutsche-Bank-Fondstochter DWS sieht sich nach einem guten Ergebnis im vergangenen Jahr auf Kurs zu ihren Zielen. Der bereinigte Vorsteuergewinn legte im vergangenen Jahr um 24 Prozent auf 774 Millionen Euro zu, wie das Unternehmen heute mitteilte. "Wir haben eine substanzielle Trendwende vollzogen, alle unsere Ziele erreicht und das Unternehmen zurück auf Erfolgskurs gebracht", sagte DWS-Chef Asoka Wöhrmann. Der Netto-Zufluss lag bei 26,1 Milliarden Euro, das verwaltete Vermögen erreichte Ende Dezember 767 (Ende 2018: 662) Milliarden Euro. Die Erträge wuchsen um 6 Prozent auf 2,39 Milliarden trotz einer Schrumpfung der Gebührenmarge für das Management der DWS-Fonds auf 29,6 (30,6) Basispunkte. Die Aktionäre sollen für 2019 eine Dividende von 1,67 Euro je Aktie erhalten – 30 Cent mehr als im Vorjahr. Davon profitiert auch die Deutsche Bank, die nach dem Börsengang der DWS im März 2018 noch 79,5 Prozent an der DWS hält. PayPal-Gewinn sinkt im Schlussquartal deutlich Der Online-Bezahldienst PayPal hat zum Jahresende trotz hoher Konsumausgaben im Weihnachtsgeschäft weniger Gewinn verbucht als vor Jahresfrist. Aufgrund hoher Ausgaben sank der Überschuss im vierten Quartal verglichen mit dem Vorjahreswert um 13 Prozent auf 507 Millionen Dollar (461 Millionen Euro), wie das Unternehmen mitteilte. Die Erlöse legten um 17 Prozent auf 4,96 Milliarden Dollar zu. Zum Jahresende hatte das Unternehmen 305 Millionen aktive Accounts weltweit. Im vergangenen Jahr gewann der Bezahldienst 37,3 Millionen Nutzer hinzu. Der Umsatz stieg um 15 Prozent auf 17,77 Milliarden Dollar. Wirtschaftsstimmung im Euroraum hellt sich auf Die Wirtschaftsstimmung im Euroraum hat sich zu Jahresbeginn nochmals verbessert. Der Economic Sentiment Indicator (ESI) stieg um 1,5 Punkte auf 102,8 Zähler, wie die EU-Kommission heute mitteilte. Die Zunahme im Januar war bereits die dritte in Folge. Der Indikator erreicht damit den höchsten Stand seit vergangenem August. Inflationsrate in Deutschland steigt auf 1,7 Prozent Der Anstieg der Verbraucherpreise hat sich zum Beginn des Jahres beschleunigt. Die Jahresinflationsrate lag im Januar bei 1,7 Prozent, wie das Statistische Bundesamt heute anhand vorläufiger Daten mitteilte. Im Dezember hatte die Rate noch 1,5 Prozent betragen und im November 1,1 Prozent. Deutlich teurer als vor Jahresfrist waren vor allem Kraftstoffe und Haushaltsenergie. Sie kosteten 3,4 Prozent mehr. Bankenpräsident sieht Gefahren nach Brexit nicht gebannt "Mit dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU sind Risiken für die Finanzmärkte noch nicht abgewendet. Es ist völlig offen, wie der gegenseitige Marktzugang über das Jahr 2020 hinaus gewährleistet wird", sagte Hans-Walter Peters, Präsident des Bankenverbandes mit Blick auf die Zeit nach dem Brexit, der morgen um Mitternacht vollzogen werden soll. "Für die Finanzwirtschaft wird es darauf ankommen, dass auf beiden Seiten des Kanals gleiche Wettbewerbsbedingungen herrschen und der gegenseitige Marktzugang in relevanten Bereichen gesichert wird." Peters schlägt vor, Finanzdienstleistungen in ein Handelsabkommen aufzunehmen. "Auf jeden Fall muss ein enger Austausch in Fragen der Finanzmarktregulierung und -aufsicht zukünftig garantiert werden. Unabhängig davon muss bis zum Sommer geklärt werden, in welchen Bereichen ein gegenseitiger Marktzugang zugelassen wird." Das vollständige Statement lesen Sie hier: |