Donald Trump ist seit 179 Tagen im Amt
| Was jetzt, America? | Der wöchentliche Überblick zur Lage in den USA | |
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von Amrai Coen US-Korrespondentin |
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Good morning! Trump genehmigt die Lieferung von Patriot-Raketen in die Ukraine, der Supreme Court ermöglicht den Abbau des Bildungsministeriums, und Anhänger kritisieren den Präsidenten.Die US-Expertinnen fassen für Sie die wichtigsten Ereignisse der Woche zusammen. Folge 52 erreicht Sie aus Washington, D. C. |
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Donald Trump ist seit 179 Tagen im Amt |
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Vor vier Jahren bin ich nach Washington gezogen, Joe Biden war da gerade ein halbes Jahr im Amt. Jetzt ist Donald Trump seit einem halben Jahr zurück im Weißen Haus – und ich sitze auf gepackten Kisten. Meine Familie und ich ziehen zurück nach Deutschland. Wie damals bei Biden ist das Land gespalten: Knapp die Hälfte der US-Amerikaner unterstützt Trump, etwas mehr lehnen seine Politik ab. |
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Und wie damals scheint sich nun auch die Stimmung gegen den Präsidenten in seiner eigenen Partei zu drehen: Rechte Hardliner kritisieren zunehmend Trumps Entscheidungen – vor allem seine Kehrtwende im Fall Epstein. Trump hatte versprochen, alle Unterlagen über den inhaftierten und später verstorbenen Sexualstraftäter offenzulegen. Jetzt erklärte das Justizministerium, eine weitere Veröffentlichung sei „nicht angemessen“. Abgeordnete sprechen von einem Vertrauensbruch und massiver Wählerwut. Und auch Trumps Haltung zur Ukraine und zum Iran stößt bei Teilen seiner Anhängerschaft auf Widerstand. Ist die Honeymoon-Phase nun vorbei? |
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Während sich in Washington das tägliche politische Drama abspielt, bin ich durch die tiefste Spaltung Amerikas gewandert – den Grand Canyon. Ein Ort, an dem sich noch alle Amerikaner versammeln, egal ob ganz links oder ganz rechts. Ich habe dort den Ranger Brendan getroffen, der zwei Dutzend seiner Kollegen wegen Trumps Kürzungen verloren hat. Den Nichtwähler Johnny, der nun als Latino bereut, nicht gewählt zu haben. Und die Onkologie-Krankenschwester Shannon, die sagt: „Menschen auf dem Sterbebett bereuen vor allem, keinen Frieden mit der eigenen Familie geschlossen zu haben.“ Sie kann nicht verstehen, warum Familien wegen politischer Differenzen nicht miteinander reden. Sie selbst hat für Trump gestimmt, ihre Mutter ist Demokratin – und sie leben trotzdem unter einem Dach. |
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Wegen solcher Begegnungen habe ich dieses Land lieben gelernt. Jetzt sehe ich, wie es sich Tag für Tag unter Trump verändert – nicht nur politisch, sondern im Alltag, im Miteinander. Und ich frage mich, ob es das Amerika, das ich kennengelernt habe, in Zukunft noch geben wird. |
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Haben Sie ein schönes Wochenende! |
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Meine drei Texte der Woche |
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Dieses Mal mit Gegenzöllen, einer armen weißen Stadt und der jungen neuen Rechten. |
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16 Kirchen, kein Krankenhaus | | Beattyville ist eine der ärmsten weißen Städte der Vereinigten Staaten, die meisten Menschen hier wählten Donald Trump. Nun will er ihnen die Sozialhilfe streichen. Nur: Richtig wütend macht sie das nicht, schreibt meine Kollegin Xifan Yang. → Zum Artikel |
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Wer sagt denn sowas? | “I’m confident we can make the UN great again.” | | | |
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In dieser Folge von OK, America? sprechen meine Kollegen Rieke Havertz und Klaus Brinkbäumer über Trumps neue Zollpolitik, den Personalabbau im Außenministerium und die geplanten Waffenlieferungen an die Ukraine. Und in dieser Folge von Was jetzt? beantwortet meine Kollegin Rieke Havertz viele Fragen zum Fall Jeffrey Epstein. |
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Das neue Liveformat Calling USA |
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Wie zeigt sich die Verfassungskrise in den USA? Wie gefährlich ist Elon Musk? Und wo bleibt eigentlich der Protest der Demokraten? In unserem Liveformat Calling USA besprechen die ZEIT-Korrespondentinnen alle drängenden Fragen zwischen Berlin und Washington, D. C. – auch Ihre! Sie schalten sich immer dann live bei Instagram zusammen, wenn der Wunsch nach Einordnung groß ist. |
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Meine Kollegin Tina Ahrens ist die Chefin der Bilder von ZEIT ONLINE. An dieser Stelle schreibt sie jede Woche über ein Foto, das sie besonders bewegt hat. |
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| © Sinna Nasseri für DIE ZEIT |
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“Vergangene Woche fand in Tampa im Bundesstaat Florida der Turning Point USA's Student Action Summit statt. Auf dem Bild des Fotografen Sinna Nasseri steht Charlie Kirk, ein US-amerikanischer Autor, Podcaster und konservativer politischer Aktivist, umringt von Fans – allesamt männlich. Er ist der Mitbegründer und Vorsitzende der Organisation Turning Point USA, die sich zum Ziel gesetzt hat, junge Menschen früh konservativ zu prägen und langfristig zu binden: an Gott, an die Familie, an die Nation, an Trump, wie mein Kollege Lukas Hermsmeier schreibt. Das prägende Weltbild: Männer als Versorger, Frauen an den Herd, Abtreibung als Sünde – selbst nach Vergewaltigung, trans Menschen existieren nicht. Kirk fällt dadurch auf, dass er vor einem 'Bevölkerungsaustausch' warnt, einen 'antiweißen Rassismus' in den Staaten sieht. Bizarr nur, dass sich alle auf dem Bild in Blau, also der Farbe der Demokraten, gekleidet haben.” |
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Was müssen Sie diese Woche sonst noch gehört, gelesen, gesehen haben? |
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Diese Reportage bei Slate über exotische Tierauktionen in den USA und warum sich Menschen in ländlichen Gegenden plötzlich Zebras, Lamas und Füchse nach Hause holen Diese Podcastserie von The Economist über die Erfindung der Atombombe und wie sie Amerikas Macht und Wissenschaft für immer verändert hat Dieser Essay in The Atlantic über die Krise der amerikanischen Kirchen und warum ausgerechnet die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Ehen sie vor dem Bedeutungsverlust retten könnte |
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Das war die 52. Spezialausgabe unseres Was-jetzt?-Newsletters zur Lage in den USA. Sie erscheint jeden Freitag und wird geschrieben von Amrai Coen, Marcus Gatzke, Rieke Havertz, Carsten Luther, Katharina Meyer zu Eppendorf, Johanna Roth, Anna Sauerbrey und Fiona Weber-Steinhaus. |
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