Donald Trump ist seit 165 Tagen im Amt
Was jetzt, America?
Der wöchentliche Überblick zur Lage in den USA
von Johanna Roth
Auslandskorrespondentin in Washington, D. C.

Good morning! Trumps Haushaltsgesetz schafft es durch den Kongress, die US-Regierung stoppt teilweise Waffenlieferungen für die Ukraine, und den USA steht ein besonderes Jubiläum bevor. Die US-Expertinnen fassen für Sie die wichtigsten Ereignisse der Woche zusammen. Folge 50 erreicht Sie aus Berlin.

Donald Trump ist seit 165 Tagen im Amt 

Happy Fourth of July! Heute ist der 4. Juli, der Jahrestag der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung 1776. Nächstes Jahr feiern die USA ihn noch größer als sonst: Dann nämlich werden sie 250 Jahre alt. Donald Trump kommt dieses Jubiläum sehr gelegen. Unter ihm werde es dem Land so prächtig gehen wie noch nie, behauptet er.

Aber Millionen US-Amerikanern dürfte an diesem 4. Juli nicht nach Fähnchenschwenken und Grillparty sein. Sie werden wohl demnächst ihre Krankenversicherung verlieren. Der Kongress hat Trumps Haushaltsplan verabschiedet wie bestellt, pünktlich zum Independence Day und trotz zäher Verhandlungen mit einigen abtrünnigen Republikanern. Der Präsident triumphiert einmal mehr: Am Ende tanzen eben doch alle wieder in die Reihe. Und wer es nicht tut, dem droht Rache. Der Senator Thom Tillis, der sich gegen das Gesetz gestellt hatte, verabschiedet sich jetzt notgedrungen in die Rente. Er müsste sonst befürchten, dass Trump ihn bei der nächsten Wahl durch einen republikanischen Gegenkandidaten ersetzen lässt. 

Was derweil untergeht: Die Ukraine hat in den vergangenen Wochen wieder heftigere Angriffe aus Russland ertragen müssen. Dringender denn je braucht sie militärische Hilfe. Aber ausgerechnet jetzt beschließen die USA, zumindest einen Teil ihrer Waffenlieferungen zu stoppen, darunter laut Medienberichten Luftabwehrraketen. Angeblich gilt dieser Stopp nur vorerst. Und doch ist zu befürchten: Jetzt ist er tatsächlich gekommen, der Moment, an dem die Vereinigten Staaten endgültig als Unterstützer wegfallen.

Ich verbringe diesen 4th of July übrigens in Saxtons River, einem kleinen Ort im Bundesstaat Vermont. Er hat weniger als 500 Einwohner, die aber sind bekannt für die bunte Parade, die sie jedes Jahr veranstalten. Nur Feuerwerk gibt es ausnahmsweise keines: Dafür reicht das Geld diesmal nicht. Die Menschen in Small Town America haben wenig von Trumps “goldenem Zeitalter“, das zeigt sich auch hier.

Haben Sie trotz allem ein schönes Wochenende!

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Meine drei Texte der Woche

Dieses Mal mit Zöllen, einem Wall-Street-Banker und einem MAGA-Treffpunkt in Washington, D. C.

Donald Trumps Countdown läuft, bald könnten höhere Zölle Europa treffen. Was hat die US-Regierung mit anderen Ländern vereinbart – und was kann man daraus lernen? → Zum Artikel
Musk ist weg, aber Scott Bessent ist noch da. Der US-Finanzminister hat mit einem Trick eine Finanzkrise abgewendet. Aber die Wall-Street-Banker, die auf ihn setzten, bekommen Zweifel, schreibt meine Kollegin Heike Buchter. → Zum Artikel
Im Restaurant Butterworth’s in Washington trifft sich die Elite der Anhänger von Donald Trump. Man isst, trinkt und schmiedet Pläne, berichten meine Kolleginnen Amrai Coen und Xifan Yang. → Zum Artikel
Wer sagt denn sowas?

“We live in a one-party country – the PORKY PIG PARTY!!“

a) Joe Rogan
b) Michael Moore
c) Elon Musk

Wollen Sie uns hören? 

In dieser Livefolge von OK, America? sprechen meine Kollegen Rieke Havertz und Klaus Brinkbäumer über die Zukunft von JD Vance. Und in dieser Folge von ZEIT Bühne diskutiert Außenminister Johann Wadephul mit meinen Kollegen Anna Sauerbrey und Roman Pletter, ob Donald Trump ein lupenreiner Demokrat ist.

Das neue Liveformat Calling USA 

Wie zeigt sich die Verfassungskrise in den USA? Wie gefährlich ist Elon Musk? Und wo bleibt eigentlich der Protest der Demokraten? In unserem Liveformat Calling USA besprechen wir ZEIT-Korrespondentinnen alle drängenden Fragen zwischen Berlin und Washington, D. C. – auch Ihre! Wir schalten uns immer dann live bei Instagram zusammen, wenn der Wunsch nach Einordnung groß ist.

Das Bild der Woche

Meine Kollegin Tina Ahrens ist die Chefin der Bilder von ZEIT ONLINE. An dieser Stelle schreibt sie jede Woche über ein Foto, das sie besonders bewegt hat.

© Dina Litovsky/Redux/laif

“Am Sonntag füllten Millionen von Menschen die Straßen Manhattans zum New York City Pride March und feierten inmitten dessen, was viele aus der LGTBQ+-Community als das feindseligste politische Umfeld seit Jahrzehnten beschreiben. Seit seinem Amtsantritt schränkt Donald Trump die Rechte queerer Menschen in den USA stark ein. Er veranlasste per Dekret, dass der Staat nur noch zwei Geschlechter anerkennt und hob den Schutz vor Diskriminierung auf. Einige US-Bundesstaaten fordern inzwischen sogar, die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare wieder aufzuheben. Zusätzlich schränkte der US-Präsident den Zugang von trans Menschen zu medizinischer Versorgung ein und ließ trans Frauen in Männergefängnisse verlegen. Trump ist mit dieser Haltung nicht allein. Laut dem Pew Research Center unterstützt eine Mehrheit der Amerikaner Gesetze, die Transgenderrechte einschränken. Alles in allem ist das eine düstere Bilanz für queere Menschen, was man in dem Gesicht der New Yorker Demonstrantin, die von Dina Litovsky fotografiert wurde, zu sehen meint.”

Und sonst so?

Was müssen Sie diese Woche sonst noch gehört, gelesen, gesehen haben?

  • Diese Reportage im New Yorker über einen Mathematiker, der mit einem genialen Zahlentrick die Texas-Lotterie knackte

  • Dieser Essay bei Alta über den Beat-Poeten Lew Welch, der 1971 spurlos verschwand 

  • Diese vierte Staffel von The Bear (auf Disney+) über Koch Carmy, der zwischen Michelin-Ambitionen, chaotischer Küche und eigenen Dämonen jongliert

Das war die 50. Spezialausgabe unseres Was-jetzt?-Newsletters zur Lage in den USA. Sie erscheint jeden Freitag und wird geschrieben von Amrai Coen, Marcus Gatzke, Rieke Havertz, Carsten Luther, Katharina Meyer zu Eppendorf, Johanna Roth, Anna Sauerbrey und Fiona Weber-Steinhaus. 

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