dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat – für uns alle, aber ganz besonders für Robert Habeck und Annalena Baerbock. Denn heute ist „dies viridium“, der „Tag der Grünen“ – womit laut christlicher Lesart all jene Büßer und Menschen reinen Herzens gemeint sind, denen der Herrgott ihre Sünden erlassen hat. Das ist übrigens kein Aprilscherz, sondern es bezieht sich auf eine Passage aus dem Lukas-Evangelium. Nach der sollen die Gerechten angeblich wie grünes Holz sein. Grün sein, das ist somit auch in gut katholischen Kreisen vor allem und zuvorderst eine Frage des richtigen Bußgangs. Was wir heute den Gründonnerstag nennen, hat also seinen Ursprung in den Tiefen der Kirchen- und Parteiengeschichte. Denn immerhin gibt es den „dies viridium“ bereits seit dem zwölften Jahrhundert. Da macht es sich eigentlich gar nicht gut, dass ausgerechnet an diesem „Tag der Grünen“ ein Aufruf die Runde gemacht hat, in welchem einige namhafte Politiker von Bündnis 90/Die Grünen die populärsten Bußübungen ihrer Partei in Frage gestellt sehen wollen. Konkret geht es gegen das Sühneritual der „Cancel Culture“, also des sich Nicht-Gemeinwachens mit dem Unmoralischen und Verdorbenen. Die gut 30 Unterzeichner, darunter Boris Palmer und Rebekka Harms, sehen nach all den zurückliegenden Abkanzelungen mittlerweile die „Kunstfreiheit und eine offene Debattenkultur, auch an unseren Universitäten und Hochschulen und in unseren Kultureinrichtungen“ bedroht. Ein hehres Ziel Eine solche Analyse kommt bei den meisten anderen Grünen natürlich gar nicht gut an. Denn wie soll man reinen Herzens werden, wenn es an Ritualen und Bußübungen fehlt? Wir von Cicero haben da leider auch keine zündende Idee bei der Hand. Stattdessen aber können wir eventuell sagen, wie man die Welt ein Stück virusfreier bekommen könnte. Für dieses hehre Ziel haben wir ein Interview mit Martina Schweinsburg, Landrätin im Landkreis Greiz geführt. Dort verfolgt man in Sachen Corona-Bekämpfung mittlerweile eine sehr eigene Strategie: Ebenso kennen wir uns auch mit Chinas wachsendem Einfluss in Europa aus. In einem spannenden Hintergrundstück beschreiben Bastian Brauns und Helena Truchla, wie besonders der Balkan zum Austragungsort neuer geopolitischer Interessen geworden ist. Bliebe also nur noch die Frage nach der Unschuld und dem grünen Holz. Vielleicht sollte man am „dies viridium“ tatsächlich einmal in der Bibel nachschlagen: Vom letzten Abendmahl heißt es da nämlich, dass Jesus mit all seinen Jüngern zu Tische gesessen hat – also auch mit dem bösen Judas Iskariot. Das wäre doch vielleicht auch ein Modell für die Abkanzelfraktion bei den Grünen. Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur |