Liebe/r Leser/in, wo erreiche ich Sie gerade? Wenn jenseits Ihrer Zehen die Brandung atmet, wenn hinter Ihrem Haar das Dünengras flüstert, wenn Sand Ihre Handrücken streichelt, wenn die Sonne auf Ihre Haut Licht und Wärme träufelt, dann haben Sie sich vom Sommer womöglich dorthin entführen lassen, wo wir am liebsten sind. Auf einer Insel. Habe ich recht? Lesen, liegen, wandern, entspannen, dösen Sie gerade auf Rügen, Borkum, Langeoog oder auf Mallorca? Sollte jedoch das Festland Sie fest im Griff haben, dann träumen Sie doch zumindest von einer nautischen Oase. Von Samos vielleicht, den Malediven oder von Hawaii. Es ist Reisezeit. Und unsere Sehnsucht sucht nach Inseln. Das tut sie übrigens nicht erst seit Erfindung von „National Geographic“ oder den Arte-Dokus über bedrohte Paradiese. Auf Inseln finden sich früheste Spuren der Menschheit. Schon vor weit über 100.000 Jahren gelangten unsere Vorfahren nach Kreta. Deren bronzezeitlichen Kindeskinder bauten Paläste und bastelten nebenbei die erste Hochkultur Europas. Auf den Orkney-Inseln hoch droben in Schottland trotzen einige Hausmauern seit dem Neolithikum dem Ansturm der Gezeiten. Die Cheopspyramide ist dagegen ein Neubau. Und auf Sylt hätten die Neo-Insulaner Christian und Franca neben der Bretterbude „Sansibar“ auch das Hünengrab „Denghoog“ besuchen können. Das „Ja“ zur Insel verschmilzt nicht immer mit romantischem Hochzeitsgeläut. Der Hang zum maritimen Kleinod lässt auch Waffen klirren. Ein bekannter Verehrer griechischer Inseln, der in Ankara beheimatete Recep Tayyip Erdogan, hat sich gerade in die Ägäisperlen Lesbos und Rhodos verguckt. Noch sagt er nicht, dass sie eigentlich ihm gehören. Aber die Griechen sollen sie auch nicht mehr haben. Ganz vernarrt in eine Insel ist Xi Jinping. Der Besitzer einer kleinen und zugegeben etwas beengten Volksrepublik im asiatischen Raum möchte partout nicht auf jene 36.000 Quadratkilometer Land verzichten, die 160 Kilometer vor seiner Küste liegen. Von portugiesischen Seefahrern einst auf den Namen „ilha formosa“ (schöne Insel) getauft, ist um das heutige Taiwan ein heilloser Liebesstreit entbrannt. Washington entsendet Brautwerberin Pelosi, und Peking will Taipeh mit scharfer Munition und Kampfjets beeindrucken. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Welt wegen einer Insel ins Wanken gerät. Vor ziemlich genau sechzig Jahren drohte der kalte sich in einen ziemlich heißen Krieg zu verwandeln – weil Ost und West wegen Kuba zankten. Dem Reiz fremder Inseln erlag schon der angeblich so abgefeimte Dauerkrieger Odysseus. Auf dem Rückweg ins Heimateiland Ithaka geriet er in den Bann der Zauberin Kirke und blieb ein Jahr lang auf ihrer Insel. Als Kirkes Liebhaber und Gefangener. Seit jeher gelten Inseln als magische Orte. Es sind Klausen von Heiligen (Iona), Refugien von Liebenden (Pfaueninsel) oder Straflager für Verbannte (Tasmanien). Die Insel als abgeschottete Welt – entweder Lummerland oder Südseehölle, wie im Roman „Herr der Fliegen“. Thomas Morus erdachte sich vor 500 Jahren für seinen Idealstaat eine Insel. Er nannte sie Utopia. Dass sie nicht existiert, bedeutet nicht, dass wir nicht von ihr träumen dürfen. Vielleicht bedeutet es ja, dass wir von ihr träumen müssen. Die wirkliche Welt vergessen Sie schon nicht. In FOCUS lesen Sie vom Streit um die Insel Taiwan. Von hypermodernen Inselstädten. Von Russlands Insel mitten in der Nato. Und unsere Titelgeschichte verrät Ihnen alles Wichtige, damit Ihre Haut keinen Schaden nimmt. Sollten Sie gerade am Strand einer Insel liegen. | | mit vielen Grüßen, Markus Krischer, stellvertretender Chefredakteur FOCUS-Magazin | |
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