Gleichzeitig suchen junge Menschen – das ist entwicklungspsychologisch notwendig und gesund – Identität, Zugehörigkeit, Autonomie und Orientierung an Gleichaltrigen. Die Herausforderung für Eltern ist: Wie unterscheiden sie, ob der Rückzug ins Kinderzimmer normale Abgrenzung ist – oder ob tieferes Leid dahintersteckt?
Sofern Jugendliche „emotional erreichbar“ seien, also in Kontakt bleiben, lachen, Interessen, Hobbys und Freundschaften haben, ist meist alles okay. Besorgt sollte stimmen, wenn der Rückzug anhaltend ist, Interessen schwinden, Gereiztheit, Erschöpfung oder Traurigkeit überwiegen.
Was können Eltern konkret tun? Die Therapeutin rät:
-
Echte Gespräche führen – nicht nur „Wie war dein Tag?“, sondern: „Was beschäftigt dich gerade? Wie geht es dir wirklich?“
-
Sicherheit vermitteln – „Du darfst mit allem zu mir kommen – auch mit Dingen, die dir peinlich sind. Ich bin da, urteile nicht und höre zu.“
-
Digitale Welt begleiten – nicht nur regulieren, sondern verstehen und offen über Risiken wie emotionale Manipulation sprechen.
-
Warnsignale ernst nehmen – sozialer Rückzug, anhaltende Veränderungen im Verhalten oder der Stimmung.
-
Früh Hilfe suchen – Beratungsstellen in der Schule oder Kinder- und Jugendtherapie sind wichtige erste Anlaufstellen. Oft reicht ein vertrauliches Gespräch, um belastende Entwicklungen zu erkennen.
Die meisten, die das hier lesen, hatten – wie ich – eine offline-Jugend. Sie war nicht risikofrei, aber geprägt von persönlichen Kontakten. Umso mehr schulden wir es Jugendlichen nun, sie zu schützen: indem wir besser hinsehen, lernen, fragen und da sind.
Was meinen Sie? Schreiben Sie an [email protected] |