Hamburg bleibt rot-grün +++ Bitcoin stürzt ab
● Europa formiert sich neu |
● Mondfähre erfolgreich gelandet |
● Die Oscar-Gewinner 2025 |
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Liebe Leserin, Lieber Leser, die Welt torkelt von einer historischen Zeitenwende zur nächsten. Überall Chaos, Krieg und die sehr schlechte Laune von global sehr mächtigen Männern. Wie wollte die nächste deutsche Regierung noch am Freitag knallhart reagieren? Mit einer Arbeitspause während Karneval. Kein Witz. Vielleicht gibt es ja eine Sonderarbeitsschutzverordnung, die unseren Parlamentariern nahelegt, auf schwere Koalitions-Sondierungen zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch zu verzichten? Zuzutrauen wär's uns, oder? Am Wochenende hat sich dann doch geklärt, dass die 18 Abgesandten von Union und SPD besser heute schon weiter verhandeln sollten. Ist ja auch viel los: Erst hat Donald Trump am Freitag 75 Jahre transatlantische Partnerschaft niedergebrüllt und en passant den erbarmungswürdigen Wolodymyr Selenskyj samt seiner Ukraine zum Abschuss freigegeben. Dann antwortete schon am Sonntag eine europäische „Koalition der Willigen“, die erfreulich entschlossen auftrat (siehe Bericht unten). Und wir Deutschen? Olaf Scholz durfte zwar auch nach London, hat ja aber nicht mehr viel zu sagen. Je länger es deshalb dauert, bis in Berlin wieder ein echter Kanzler mitredet, umso schlechter für die Republik. Und als ich mir gerade insgeheim wünschte: „Mensch, denkt endlich mal groß!“, fingen die Experten sogar damit an. Flankiert von einem renommierten Ökonomen-Quartett wird plötzlich über gleich zwei neue Sondervermögen diskutiert (die natürlich trotz aller Dynamik neuen „Schulden“ bleiben): 400 Milliarden Euro könnten für unsere Verteidigung genutzt werden. Bis zu 500 weitere Milliarden wären für Sanierung und Ausbau der Infrastruktur reserviert. |
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| Der Moment, als in Washington der Streit zwischen Wolodymyr Selenskyj (l.) und Donald Trump (M.) eskalierte (© imago) |
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Einerseits hat der künftige Kanzler Friedrich Merz völlig recht, wenn er aufs Tempo drückt. Denn für neue Sondervermögen braucht er eine Zweidrittelmehrheit, die der künftige Bundestag mit starker AfD und Linker gar nicht mehr liefern würde. Das ginge also nur noch mit der aktuellen Union, SPD – und den Grünen, die sich obligatorisch überrumpelt fühlen. Andererseits öffnen neue „Sondervermögen“ eine Art Büchse der Pandora bei Parteien, die mit Vorliebe das Geld der Steuerzahler ausgeben. Damit sind wir beim SPD-Vorsitzenden Lars Klingbeil, der in der ersten Schwarz-Rot-Sondierungsrunde in kleinstem Sozial-Karo verhaltensauffällig wurde. Die Forderungen u.a.: 15 Euro Mindestlohn, Garantie für Bürgergeld, Rente etc … Klingbeil – das ist granulare SPD-Denke, die vor allem eines verspricht: Kosten, also Kollateralschäden. Dabei geht es längst um viel Größeres (ja, Frau Esken, es gibt sogar Wichtigeres als den deutschen Sozialstaat): Der Westen verliert seine Schutzmacht USA. Die Welt wirkt wie die Monopoly-Spielmasse einer teils spinnerten Runde autokratischer Herren. Aber statt sich immer weiter in den eigenen Empörungsschleifen über den bösen Herrn Trump zu verheddern, sollte gerade Europa sich nun endlich selbst reanimieren. Frankreich, Großbritannien, Italien, Polen und andere scheinen nur auf uns zu warten. Daher noch mal: Denkt jetzt endlich schnell, groß und ohne Partei-Scheuklappen oder -interessen fürs Land und Europa! Bis Ostern will Merz seine Regierung starten. Das mag für deutsche Regierungsverhandlungen schon eine Geschwindigkeit sein wie Warp 10 im „Star Trek“-Universum. Dauert aber immer noch viel zu lange. Der Rest der Welt schert sich einfach nicht mehr um unser – Achtung, doch noch ein Karnevalswitz! – „Deutschlandtempo“. Was raten Sie der künftigen Koalition? Schreiben Sie mir an [email protected] |
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| Gipfel ohne Trump: In London trafen sich gestern EU-Staats- und Regierungschefs sowie weitere Nato-Vertreter zum Austausch (© dpa) |
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Europa sucht seinen eigenen Weg aus der Krise |
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Unter Führung von Frankreich und Großbritannien soll zeitnah ein neuer Friedensplan für die Ukraine entwickelt werden. Darauf hat sich am Sonntag eine „Koalition der Willigen“ verständigt, nachdem eine Initiative der USA gescheitert war. Der Gipfel-Einladung des britischen Premiers Keir Starmer nach London folgten etliche EU-Staats- und Regierungschefs wie Emmanuel Macron, Olaf Scholz und Giorgia Meloni, ebenso EU-Präsidentin Ursula von der Leyen und Nato-Generalsekretär Mark Rutte. Auch Donald Trump wolle weiterhin, „dass die Kämpfe in der Ukraine ein Ende finden", so der Labour-Politiker Starmer, der zugleich betonte, wie entscheidend der weitere Rückhalt der USA für seine Initiative sei. Von der Leyen kündigte für 6. März einen neuen Sicherheitsplan für die Gemeinschaft an. Macron brachte einen atomaren Schutzschirm für Europa ins Spiel. Und Rutte forderte auch den ukrainischen Regierungschef Wolodymyr Selenskyj auf, mit Trump an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Ein mögliches Waffenstillstandsabkommen im Ukraine-Krieg dürfe nicht nur symbolischen Charakter haben, so Briten-Premier Starmer. Es müsse notfalls auch militärisch abgesichert werden. Gemeinsam mit Macron schlug er den Russen als ersten Schritt eine einmonatige Waffenruhe vor. Friedrich Merz bedankte sich via X bei den beiden Politikern für ihr Engagement. |
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| Regierungspartner: Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und seine Stellvetreterin, Katharina Fegebank von den Grünen, gestern Abend (© dpa) |
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Hamburg: SPD-Bürgermeister Tschentscher wiedergewählt |
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Das Überraschendste an der gestrigen Bürgerschaftswahl in Hamburg dürfte sein, dass die Überraschungen überschaubar blieben. Anders als im Bund wird Rot-Grün an der Elbe wohl weitermachen. Die SPD hat mit ihrem Spitzenkandidaten, dem seit 2018 Regierenden Bürgermeister Peter Tschentscher, die Wahl klar gewonnen mit 33,5 Prozent. Rang drei sicherten sich die Grünen (18,5 Prozent) mit ihrer Top-Kandidatin Katharina Fegebank, die Tschentschers Konkurrentin war, aber auch seine bisherige Vize ist. „Wir sollten uns daran erinnern, dass wir als SPD in Deutschland Wahlen gewinnen können“, sagte Wahlsieger Tschentscher auf der Party seiner Partei gestern Abend.Trotzdem verloren sowohl Grüne als auch SPD je 5,7 Prozentpunkte ihrer Stimmen ein, was drei Aufsteigern zugutekam: Die zuletzt in Hamburg eher schwache CDU erreichte satte 19,8 Prozent der Stimmen, die Linke 11,2 Prozent, die AfD 7,5 Prozent. BSW, FDP und Volt haben den Einzug in die Bürgerschaft klar verpasst. Rein rechnerisch könnte sich Tschentscher nun auch für Verhandlungen zu einer rot-schwarzen Koalition mit dem Unions-Kandidaten Dennis Thering entschließen. Der Amtsinhaber hat allerdings bereits vor der Wahl und auch gestern Abend klar gemacht, seinen Juniorpartnern der Grünen die Treue halten zu wollen. |
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| Werbung in Asien mit dem US-Präsidenten samt Bitcoin (© Getty Images) |
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Warum der Bitcoin so drastisch einbricht |
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Nach dem Höhenflug der vergangenen Monate haben die Kryptowährungen zuletzt stark verloren. Noch vor etwa einem Monat stand der Kurs des Bitcoin bei über 100.000 Euro. Inzwischen ist er auf die 80 000-Euro-Marke zurückgefallen. Ethereum hat’s sogar noch härter getroffen – auf Jahressicht ist die Kryptowährung bereits um gut 30 Prozent gesunken. Donald Trumps eigener Meme-Coin $TRUMP hat nach anfänglichen Kurs-Feuerwerken innerhalb von nur einem Monat 30 Prozent an Wert verloren. Was ist los im Krypto-Universum? Die Gründe für die Abstürze sind vielfältig. Eine Hackerattacke bei der Krypto-Börse Bybit hat jüngst für einen Schock gesorgt – 1,5 Milliarden Dollar wurden erbeutet. Solche Sicherheitslücken schaden dem Vertrauen in den Markt. Gleichzeitig flaut die Trump-Euphorie ab. Der „Kryptopräsident“ hatte angekündigt, Bitcoin als nationale Reserve etablieren zu wollen, doch bislang fehlt es an konkreten Maßnahmen. |
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| Produktion von Siemens Energy in Berlin (© imago) |
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Dax-Konzern will von Comeback der Atomkraft profitieren |
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Siemens Energy will gemeinsam mit dem britischen Industrieunternehmen Rolls-Royce Mini-Atomkraftwerke entwickeln. Man werde die Briten mit Turbinen, Generatoren und anderen Anlagen für „Small Modular Reactors“ (SMR) beliefern, teilte der Dax-Konzern mit. Der entsprechende Vertrag soll bis Jahresende stehen. „Wir erleben derzeit eine weltweite Renaissance der Nuklearenergie. Kleinen, modularen Reaktoren kommt dabei eine Schlüsselrolle zu“, so Karim Amin, Mitglied des Vorstands von Siemens Energy. In den USA setzen Tech-Giganten wie Google und Amazon auf SMR, während Microsoft das stillgelegte Kraftwerk Three Mile Island reaktivieren möchte, um energieintensive Rechenzentren mit Strom zu versorgen. Rolls-Royce arbeitet an modularen Kernkraftwerken mit einer Leistung von bis zu 470 Megawatt. Deutsche Großkraftwerke wie das bayerische Isar 2 hatten dagegen eine Leistung von gut 1400 Megawatt. Die letzten deutschen AKW wurden Mitte April 2024 nach jahrzehntelangen Konflikten um die Nutzung der Atomkraft abgeschaltet. |
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| Der Schatten der Landefähre Blue Gost auf dem Mond, im Hintergrund die Erde (© dpa) |
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Blue Ghost landet erfolgreich auf dem Mond |
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Für die Menschheit mag es diesmal kein großer Schritt gewesen sein. Für die kommerzielle Raumfahrt aber durchaus: In die bange Stille des Kontrollzentrums der Firma Firefly im texanischen Austin hinein verkündete am Sonntag früh um 9.34 Uhr unserer Zeit ein Sprecher: „Wir sind auf dem Mond.“ Die Fähre Blue Ghost war sicher gelandet. Nach einem Jahr ist dies erst die zweite kommerzielle Landung auf dem Mond überhaupt. Die Missionen aller anderen privaten Raumfahrtunternehmen sind bislang eher missglückt. Ihre Fähren verglühten noch in der Erdatmosphäre, zerschellten auf dem Trabanten oder kamen schief auf. Blue Ghost transportierte nun erfolgreich mehrere Forschungsgeräte der Nasa ins Mare Crisium, eine Tiefebene mit einem Durchmesser von rund 500 Kilometer. Dort sollen sie unter anderem Strahlung und Magnetfeld erkunden. Am 14. März soll Blue Ghost eine Mondfinsternis und am 16. März einen wohl spektakulären Sonnenuntergang dokumentieren. Benannt ist die etwa drei Meter hohe Fähre nach einer Leuchtkäferart – passend zum Firmennamen Firefly („Glühwürmchen“). Firefly produziert auch Trägerraketen und gehörte zeitweise mehrheitlich dem ukrainischen Oligarchen Max Poljakow. Weil US-Behörden in ihm ein Sicherheitsrisiko sahen, musste er seine Anteile 2022 an das Beteiligungsunternehmen AE Industrial Partners verkaufen. |
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Gewinnerin: Seit Sonntag ist Petra Scharner-Wolff die erste Frau an der Spitze des Hamburger Versandhandelsriesen Otto und damit Vorstandschefin von weltweit rund 38.000 Beschäftigten. Die 53-Jährige arbeitet schon seit 1999 in dem Familienunternehmen und seit 2015 im Vorstand. Ihr Vorgänger Alexander Birken wechselt an die Spitze des Aufsichtsrats. Das Otto-Imperium setzte zuletzt rund 15 Milliarden Euro um. | |
Verliererin: Das Defizit der deutschen Krankenkassen ist mit 6,2 Milliarden Euro noch mal 700 Millionen Euro höher, als eh schon vermutet worden war. Das alarmiert vor allem Doris Pfeiffer, 65, Chefin des Spitzenverbandes der Krankenkassen. Die Wirtschaftswissenschaftlerin fordert nun, dass bei den Koalitionsverhandlungen ein Ausgabenmoratorium beschlossen wird. So lange bis die strukturellen Ausgabenprobleme wirklich angegangen werden. Sonst steigen die Beiträge im nächsten Winter weiter, warnt nicht nur sie. | |
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Raketenstart, Trump-Rede und viel politischer Aschermittwoch MontagAriane 6: Europas neue Trägerrakete startet vom Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana zu ihrem ersten kommerziellen Flug ins All DienstagUSA: US-Präsident Donald Trump hält seine erste Rede vor dem KongressITB: Die dreitägige Internationale Tourismus Börse in Berlin beginntMittwochPolitischer Aschermittwoch: In ganz Bayern werden deftige Reden der deutschen Spitzenpolitiker erwartet, u. a. von Markus Söder (CSU) und Sahra Wagenknecht (BSW). CDU-Chef Friedrich Merz tritt im thüringischen Apolda auf.China: Die knapp 3000 Mitglieder des chinesischen Volkskongresses treffen sich zur Jahrestagung, um die Entscheidungen der Regierung abzusegnen | |
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… möchte ich Sie doch noch an ein paar gute Nachrichten erinnern, die das Wochenende uns beschert hat: Die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK verkündete nach über 40 Jahren voller Gewalt einen Waffenstillstand mit der Türkei. Österreich hat nun endlich eine Mitte-rechts-Regierungskoalition aus ÖVP, SPÖ sowie liberalen Neos. Und dann gab's heute Nacht ja obendrein die Oscar-Verleihungen in Los Angeles. | | In den frühen Morgenstunden gewann Mikey Madison den Oscar als beste Hauptdarstellerin für ihre Rolle in „Anora“ (© dpa) | Die Romanze „Anora“ gewann am Ende die fünf Top-Oscars für besten Film, Regie, Hauptdarstellerin, Drehbuch und Schnitt. Drei weitere gingen an „The Brutalist“. Über jeweils zwei der goldenen Statuen konnten sich die Macher von „Wicked“, „Emilia Pérez“ sowie „Dune 2“ freuen. Einen immerhin errang das hochgefeierte Werk „Konklave“ des gebürtigen deutschen Regisseurs Edward Berger. Ein eher stiller Star aus Deutschland war übrigens besonders erfolgreich: Der gebürtige Schwäbisch Haller Gerd Nefzer erhielt für die besten Spezialeffekte in „Dune 2“ einen Oscar – und das war schon sein dritter.
Die wahren Helden der diesjährigen Oscar-Nacht wurden indes die Feuerwehrleute von Los Angeles, die sich gerade erst den verheerenden Bränden rund um die Metropole entgegengestemmt hatten. Für diese tapfere Performance gab's langen und verdienten Beifall. Meine herzlichsten Glückwünsche an alle, die großen Künstler wie die Helden des Alltags – und Ihnen nun einen guten Start in die Woche! Herzlichst | | Thomas Tuma |
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