hier kommt unser Wochenüberblick mit den aktuellen Publikationen, Veranstaltungen und Jobs. Von nun an immer mit der Kurzanalyse ein*er DGAP-Expert*in zu Beginn. Decoupling von Russland – wie weiter mit China? von Claudia Schmucker, Leiterin des Programms Geoökonomie bei der DGAP WORUM ES GEHT: Russland hat sich durch den Angriffskrieg auf die Ukraine langfristig als Wirtschaftspartner diskreditiert. Was bedeutet dies für den Umgang mit China? China missachtet Menschenrechte, Arbeits- und Umweltstandards und nutzt wirtschaftliche Zwangsmaßnahmen. Vor allem aus den USA tauchen daher immer mehr Forderungen zum „Friendshoring" auf, also sich von China zu entkoppeln und nur noch mit verbündeten Staaten Handel zu treiben. WAS AUF DEM SPIEL STEHT: Handel mit autokratischen Regimen birgt Gefahren. Im Jahr 2021 war China der wichtigste Handelspartner der EU, mit einem Warenhandel im Wert von 696 Milliarden Euro. Dies entspricht rund 16 Prozent des gesamteuropäischen Warenhandels. Beide Seiten profitieren von den Handelsbeziehungen, es ist kein Nullsummenspiel. Aber es gibt erhebliche geopolitische Risiken. Die EU hat China im April 2019 als „Kooperationspartner, wirtschaftlichen Wettbewerber und systemischen Rivalen“ bezeichnet. Diese differenzierte Betrachtungsweise ist weiterhin die richtige. Wir brauchen China als Kooperationspartner, u.a. in den multilateralen Gesprächen zum Klimaschutz. Aber der wirtschaftliche Wettbewerb mit China wird schwieriger aufgrund der zunehmenden staatlichen Eingriffe. Und Chinas Unterstützung Russlands zeigt, dass die Systemrivalität deutlich an Bedeutung gewinnt. WAS ZU TUN IST: Wichtig ist es, dass Europa stärker die Risiken anerkennt, die mit China einhergehen. Eine Entkopplung bei strategischen Produkten, etwa Seltene Erden, ist aus Gründen der nationalen Sicherheit gerechtfertigt. Gleichzeitig muss die EU ihre Schutzinstrumente weiterentwickeln, um unfaire Handelsmaßnahmen abzuwehren. Grundsätzlich gilt jedoch, dass wir die Fragmentierung so weit wie möglich begrenzen müssen. Das bedeutet kein Festhalten am Status quo, aber auch keine Deglobalisierung. Das entscheidende Stichwort lautet Diversifizierung. Die EU sollte daher ihre Freihandelsabkommen mit gleichgesinnten Partnerländern zügig abschließen: Dies betrifft Abkommen mit Chile, Mexiko, Australien und Neuseeland. Weitere wichtige Partner sind Indonesien und Mercosur. Wenn die EU ihren strategischen Einfluss in der Handelspolitik nutzt, wird sie auch insgesamt geoökonomisch stärker. |