Das Trompeten-Szenario wird immer wahrscheinlicher
Das Trompeten-Szenario wird immer wahrscheinlicher von Sven WeisenhausVorgestern hatte die US-Regierung überraschend angekündigt, einen Teil der für Anfang September angekündigten neuen Zölle in Höhe von 10 % auf Importe im Wert von rund 300 Milliarden US-Dollar auf Mitte Dezember zu verschieben, woraufhin die Aktienmärkte einen Freudensprung machten. Doch ich hatte noch gestern mahnend darauf hingewiesen, dass völlig unklar sei, zu welchem Teil die Importe ausgenommen bzw. in welchem Umfang die Zölle verschoben werden. Inzwischen berichtet n-tv, dass US-Medienberichten zufolge „die ausgenommenen Importe einen Wert von mindestens 100 Milliarden US-Dollar haben“ sollen. Eskalation des Handelsstreits im September ist nicht vom Tisch Das bedeutet aber im Umkehrschluss, dass ab 1. September immerhin neue Zölle auf aus China importierte Waren im Volumen von 200 Milliarden US-Dollar erhoben werden. Und ein Grund für Freudensprünge ist dies wahrlich nicht. Zumal China bereits mit Vergeltung gedroht hat, sollten die USA die weiteren Zölle tatsächlich verhängen. Denn diese seien eine Verletzung von Absprachen zwischen Präsident Donald Trump und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping, die beide auf dem G20-Gipfel in Osaka getroffen hätten, so das chinesische Finanzministerium heute in einer Mitteilung. Für den Fall neuer Zölle wird China demnach mit „Gegenmaßnahmen“ reagieren. Welche dies seien, wurde nicht gesagt. Trump will das Weihnachtsgeschäft nicht gefährden Zur Begründung für die Verschiebung der Zölle auf Produktgruppen wie Computer, Spielekonsolen, Monitore sowie einige Bekleidungsstücke sagte US-Präsident Donald Trump, die Zölle würden erst ab Mitte Dezember erhoben, „damit sie für die Weihnachtszeit nicht relevant sind“. Er versprach: „Keine Preiserhöhung, keine Inflation“. Damit gestand er aber im Prinzip indirekt ein, was er bislang immer verneint hatte: Die US-Konsumenten bezahlen die Zeche seines Zollstreits. In den USA kommen die Zölle bereits bei den Konsumenten an Offenbar haben die neuesten Daten zu den Verbraucherpreisen die US-Administration zu dem aktuellen Schritt bewogen. Denn die jährliche Inflation ist in den USA im Juli auf 1,8 % angestiegen, von 1,6 % im Vormonat. Klammert man Energie- und Nahrungsmittelpreise aus, dann stieg die daraus resultierende Kernrate der Inflation sogar von 2,1 % auf 2,2 % an. Die bereits beschlossenen Zölle scheinen also langsam die Güterpreise in den USA nach oben zu treiben. Und das ist ein echtes Problem für Trump. Denn kommen seine Zölle bei den US-Konsumenten als Belastung an, könnte ihn dies Wählerstimmen im Wahljahr 2020 kosten. Zudem werden mit einer steigenden Inflation weitere Leitzinssenkungen unwahrscheinlicher. Denn sinkende Zinsen heizen die Inflation zusätzlich an, die aber, gemessen an der von der Notenbank stark beachteten Kernrate, bereits oberhalb des Fed-Ziels von 2 % liegt. Und weitere Zölle verstärken diese Tendenz. Mit der Verschiebung von Zöllen auf Waren im Umfang von 100 Milliarden Dollar wirkt die US-Regierung dem nun zumindest etwas entgegen. Den Gesprächsfaden nicht abreißen lassen Damit schlägt sie aber auch gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Denn die teilweise Verschiebung der Zölle könnte auch deshalb beschlossen worden sein, um den Gesprächsfaden mit China nicht ganz abreißen zu lassen. Das Handelsministerium in Peking teilte kurz nach Verkündigung der Zoll-Aufschiebung mit, der chinesische Verhandlungsführer Liu He habe mit dem US-Handelsbeauftragten Robert Lighthizer und US-Finanzminister Steven Mnuchin telefoniert. Innerhalb der nächsten zwei Wochen solle es nun ein weiteres Gespräch geben. Aus dem zeitlichen Zusammenhang der beiden Meldungen könnte man auch schließen, dass die USA einer Verschiebung der Zölle zustimmen musste, damit die neuen Gespräche stattfinden können. IWF hält den Yuan-Wechselkurs für angemessen Vielleicht war es aber auch der Internationale Währungsfonds (IWF), der zu dieser Entscheidung beigetragen hat. Dieser hält nämlich den von US-Präsident Donald Trump kritisierten Wechselkurs des chinesischen Yuan für angemessen. Der Kurs stimme mit den ökonomischen Fundamentaldaten weitgehend überein, sagte der für China zuständige IWF-Direktor James Daniel am vergangenen Freitag. Er widersprach damit der Haltung des größten IWF-Anteilseigers USA, die China nach dem jüngsten Kursrückgang des Yuan sogar offiziell Währungsmanipulation vorgeworfen hatten (siehe dazu auch „Argument der Währungsmanipulation steht auf wackligen Beinen“). Ein plausibles Szenario Wahrscheinlich war es daher eine Kombination aus all diesen Entwicklungen, die zum teilweisen Aufschub der Zölle führte. So zumindest meine persönliche Überlegung: Da der IWF den Vorwurf der Währungsmanipulation ausgeräumt hatte, ging den USA ein Druckmittel verloren, so dass die Verhandlungsposition der US-Regierung leicht geschwächt wurde. Zudem bekam die Trump-Administration Probleme von der Inflationsfront. Also erklärte man sich bereit, zumindest einen Teil der Zölle zu verschieben, um erstens keine Wählerstimmen zu verlieren, sich zweitens die Chance auf weitere Zinssenkungen durch die US-Notenbank zu wahren, auf die der US-Präsident jüngst immer wieder pochte, und drittens China damit ein Entgegenkommen zu signalisieren und somit eine neue Gesprächsrunde vereinbaren zu können. Die Anzeichen einer Rezession mehren sich Doch so plausibel diese Überlegungen auch erscheinen mögen, sie ändern nichts an der Tatsache, dass eine weitergehende Eskalation des Handelsstreits im September möglich ist, wenn die US-Zölle auf Waren im Umfang von 200 Milliarden Dollar dann kommen. Zudem dürften die Zölle den Welthandel weiter belasten und damit die Gefahr einer weltweiten Rezession erhöhen. Und daher verwundert es auch nicht, dass sich die Anzeichen dafür mehren. Inversion der Zinskurve in den USA setzt sich fort Inzwischen kündigt sich eine solche auch immer deutlicher für die USA an. Denn am US-Anleihemarkt stieg die Rendite der zweijährigen Bonds gestern über diejenige der zehnjährigen. Dieses Phänomen bezeichnen Fachleute als Inversion der Zinskurve. Und diese gilt als verlässlicher Indikator für eine nahende Rezession. Eine Inversion von Teilen der US-Zinskurve ist zwar kein neues Phänomen, weil die Renditen für dreimonatige US-Staatsanleihen bereits seit einigen Wochen über der Zehn-Jahres-Rendite liegen, doch der Commerzbank zufolge ist es in 9 von 10 Fällen nach der Umkehr der Zinskurve bei den 2- und 10-jährigen Anleihen binnen 2 Jahren zu einer Rezession in den USA gekommen. Das letzte Mal, dass die Rendite der 2-jährigen Bonds über die der 10-jährigen gestiegen ist, war im Jahr 2007. Damals folgte in den Jahren 2008/2009 die Finanzkrise, die an den Märkten einschlug wie eine Bombe. Man sollte also auf das Schlimmste gefasst sein, auch wenn aktuell nicht davon auszugehen ist, dass sich die Finanzkrise wiederholt. Das Trompeten-Szenario wird immer wahrscheinlicher Vor dem Hintergrund der aktuellen Geschehnisse erscheint mir jedenfalls zumindest das Szenario der trompetenartigen Chartformationen in den US-Indizes immer wahrscheinlicher. Dazu exemplarisch der aktuelle Chart des Dow Jones (Trompete = blaue Linien): Denn gewöhnlich fallen die Aktienmärkte stets schon im Vorfeld einer Rezession deutlich. Wenn also die US-Indizes in den kommenden Wochen oder gar Monaten das untere Ende ihrer Trompeten-Formationen anlaufen, könnten sie damit ein Tief erreichen, bevor dann in den darauffolgenden Monaten die Rezession in den Konjunkturdaten sichtbar wird. In dieser Zeit dürften die Aktienmärkte bereits wieder deutlich zulegen und die dann mehrmonatige bzw. sogar mehrjährige Konsolidierungen in Form der Trompeten nach oben auflösen. Ein neuer Bullenmarkt ist geboren. Derartige langfristige Überlegungen sind natürlich Zukunftsmusik. Aber dies kennen Sie je von Stockstreet. Und die Überlegungen erscheinen sehr plausibel. Wir werden sie daher natürlich in den kommenden Analysen weiter verfolgen und aktualisieren… Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage Ihr Sven Weisenhaus www.stockstreet.de PS: In unseren Börsendiensten haben wir die aktuelle Marktphase wieder einmal sehr gut nutzen können. Im Target-Trend-CFD konnten wir die fallenden Kurse mit einem Short-Trade auf den Dow Jones in Gewinne umwandeln. Bei 26.000 Punkten waren wir eingestiegen und hatten bei 25.520 Zählern den Take-Profit erreicht. Satte 431,11 Euro Gewinn waren so pro CFD-Kontrakt drin. Und im Premium-Trader ist es uns wieder gelungen, mit einem schnellen Trade von zwischenzeitigen Kurserholungen zu profitieren. So brachte ein Hebel-Zertifikat auf Bayer einen Gewinn in Höhe von 14,29 % binnen nur drei Wochen.
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