| Liebe Leser, ich bin vor wenigen Stunden am Flughafen Wien gelandet. Hinter mir liegen fünf Tage Griechenland. Oder besser gesagt: Fünf Tage, die mich ziemlich fassungslos und sehr ratlos zurücklassen. Gemeinsam mit Daniela Pamminger, einer erfahrenen Katastrophenhelferin der Caritas Österreich, hab ich das neue Moria auf Lesbos besucht. Mehr als 7.830 Menschen leben hier - davon fast 40 Prozent Kinder. Einen Monat nach dem Brand des alten Lagers ist die Lage nach wie vor katastrophal. Starke Unwetter und Windböen haben Zelte aus der Verankerung gerissen und andere mit Schlamm geflutet. Es gibt nur einmal am Tag etwas zu essen. Die Menschen waschen sich und ihre Kleider im Meer. Die medizinische Versorgung ist völlig unzureichend. Und vor allem: Die Nächte werden kälter und der Winter steht vor der Tür. Wie es weiter geht, ist nach wie vor unklar. Die gute Nachricht: Es ist uns in den vergangenen Monaten gelungen, unsere Hilfe gemeinsam mit unseren Partnern und gemeinsam mit euch auszweiten. Auf Lesbos. Auf anderen Ägäisinseln. Am griechischen Festland. Und entlang der viel zitierten Balkanroute. In Moria und anderen Lagern wurden tausende Hygienepakete verteilt. Auf Chios konnte mit eurer Hilfe ein Krankentransport sichergestellt werden. Gemeinsam mit Ärzte ohne Grenzen sichert die Caritas auf Samos die Wasserversorgung. Und auf Lesbos arbeiten wir mit unseren Partnern daran, Wasser-, Sanitär-, und Hygienebedingungen in den Lagern zu verbessern. Ein neues Notquartier für alleinstehende, besonders verletzliche Personen ist entstanden. Und in Athen sichert die Caritas Österreich den Betrieb eines Sozialzentrums für Flüchtlinge und armutsbetroffene Griechen. Ich sage das mit einem riesigen DANKE an Alle, die in den vergangenen Monaten für die Flüchtlingshilfe der Caritas gespendet haben! Eure Unterstützung macht den Menschen Mut und gibt ihnen Hoffnung, dass sie nicht vergessen sind. Klar ist: Die Hilfe, die wir und ganz viele andere – auch kleinere Initiativen und Freiwillige hier leisten – kann eine politische Lösung nicht ersetzen. Die EU-Mitgliedstaaten und mit ihnen Österreich müssen endlich in die Gänge kommen. An einer Evakuierung von besonders verletzlichen Menschen - von Familien und Kindern, kranken und pflegebedürftigen Menschen - führt kein Weg vorbei. Es ist schon richtig: „Wir können nicht alle retten!“ Doch gar niemanden zu retten sollte aus Sicht Österreichs mit seiner langen humanitären Tradition keine Alternative sein. Für jedes einzelne Kind macht eine Evakuierung einen dramatisch großen Unterschied. Da geht es nicht um Symbole, sondern um konkrete Menschen. Bitte bleib wachsam, mach in deinem Umfeld auf dieses Unrecht aufmerksam und bitte unterstütze die Flüchtlingshilfe der Caritas auch weiterhin. Danke. Jede Hilfe zählt! Dein Klaus Schwertner Geschäftsführender Caritasdirektor der Erzdiözese Wien | |