Sehr geehrte Damen und Herren, | Fleischesfrust statt Fleischeslust. Deutschlands Fleischindustrie kommt nicht aus den Schlagzeilen. Kaum einen Monat nach den Corona-Ausbrüchen in verschiedenen Schlachthöfen quer durchs Land gibt es den nächsten Hotspot in der Branche: Marktführer Tönnies meldet mehr als 600 positive Tests am Stammsitz in Rheda-Wiedenbrück in Ostwestfalen. Der dortige Schlachtbetrieb wird daher vorübergehend geschlossen, darüber hinaus macht der Kreis Gütersloh Schulen und Kindertagesstätten dicht und stellt rund 7000 Menschen unter Quarantäne. Ein weiterer Imageschaden für die gesamte Branche. Über allem steht dabei die Frage, warum die Schlachtbetriebe die Corona-Lage auch nach vielen Wochen verstärkter Aufmerksamkeit für das Thema und den Umgang mit der Pandemie noch immer nicht in den Griff bekommen. Zumal der Verband der Fleischwirtschaft von verstärkten Hygiene- und Schutzmaßnahmen über die ohnehin schon geltenden Abstandsregelungen, getrennten Laufwege, entzerrten Schicht- und Pausenzeiten oder auch Maskenpflichten in sämtlichen Betrieben berichtet. Bemerkenswert ist die Reaktion des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet: Er machte die eingereisten Arbeiter aus Rumänien und Bulgarien für den Corona-Ausbruch bei Tönnies verantwortlich. Auf die Frage von Journalisten, was der Ausbruch über die bisher erlassenen Lockerungen aussage, antwortete Laschet: „Das sagt überhaupt nichts aus, weil Rumänen und Bulgaren da eingereist sind und da das Virus herkommt. Das wird überall passieren. Wir haben in ganz Deutschland ähnliche Regelungen.“ Wie es zu dem Ausbruch bei Tönnies kommen konnte und unter welchen Umständen in dem Schlachtbetrieb gearbeitet wird, lesen Sie in Kürze auf welt.de. |
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Ist tödliche Raserei ein Mord? Der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe hat das Mordurteil für zwei Berliner Autoraser zum Teil aufgehoben. Zwar ist das Urteil gegen den Hauptangeklagten rechtskräftig, doch der Fall des jüngeren Angeklagten muss neu verhandelt werden. Die Männer hatten sich nachts auf dem Kurfürstendamm in der Berliner Innenstadt ein illegales Autorennen geliefert. Sie rasten bei der Gedächtniskirche bei Rot über eine Kreuzung, einer von ihnen rammte mit bis zu 170 Kilometern pro Stunde ein Auto, das aus einer Seitenstraße kam (siehe Foto). Der 69 Jahre alte Fahrer dieses Wagens starb. Die BGH-Richter hatten sich bereits zum zweiten Mal mit dem Fall beschäftigt. Im Februar 2017 verurteilte das Berliner Landgericht beide Männer als Mörder. Es war das erste Mordurteil gegen Autoraser in Deutschland. Der BGH hob es ein Jahr später wegen Rechtsfehlern auf, der Prozess begann von vorn. Das Berliner Landgericht verhängte im März 2019 wieder lebenslange Haft wegen Mordes. Die Berliner Richter sahen damals drei Mordmerkmale erfüllt: Das Opfer sei völlig arg- und wehrlos gewesen. Bei der enormen Geschwindigkeit und unüberschaubaren Situation seien die Autos zum gemeingefährlichen Mittel geworden. Die Rücksichtslosigkeit und Selbstsucht der Männer spreche für niedrige Beweggründe. Neben dem Verteidiger beantragte auch die Bundesanwaltschaft, das Mord-Urteil aufzuheben. Dass beide Männer sich ein illegales Rennen geliefert hatten, reiche für eine Verurteilung wegen Mordes nicht aus. Außerdem sei ungeklärt, ob der Unfall zu vermeiden gewesen wäre, wenn er das Rennen auf den letzten Metern abgebrochen hätte. Nun erklärte der BGH im Fall des Hauptangeklagten: Die Verurteilung wegen Mordes sei „tragfähig“ begründet worden, sagte die Vorsitzende Richterin Beate Sost-Scheible. Friede, Freude, Milliardensummen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat ihren Anspruch unterstrichen, Europa als Friedens- und Freiheitsprojekt zu gestalten und zu verbessern. „Europa ist eine offene, eine dynamische Ordnung des Friedens und der Freiheit, die wir stetig verbessern können und müssen“, sagte Merkel in ihrer heutigen Regierungserklärung zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft in der zweiten Jahreshälfte. „Europa braucht uns, so wie wir Europa brauchen.“ Europa sei in der Vergangenheit gewachsen, die EU sei aber nicht nur erweitert worden, sie habe sich auch vertieft. Dazu hätten auch Konflikte und manchmal mühsame Auseinandersetzungen beigetragen. Auseinandersetzungen sind auch für den EU-Gipfel am morgigen Freitag zu erwarten. Dann kommen die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union per Videokonferenz zusammen, um über den Haushaltsplan ab 2021 zu entscheiden und zugleich beginnt der Poker um Ursula von der Leyens milliardenschweren Wiederaufbauplan. Merkel rechnet offenbar nicht mit einer Einigung. Laut der Deutschen Presse-Agentur soll sie in einer Sitzung der Unionsfraktion im Bundestag erklärt haben, sie hoffe auf erhebliche Fortschritte im Juli. Ob die Themen dann schon zu Ende verhandelt werden können, sei unklar, so die Kanzlerin. Oh weia, Wirecard. Der Zahlungsdienstleister Wirecard muss die Vorlage seiner Bilanz nochmals verschieben, diesmal auf unbestimmte Zeit. Grund dafür sind Zweifel der Abschlussprüfer von EY an der Dokumentation des Unternehmens. EY habe für „Bankguthaben auf Treuhandkonten in Höhe von insgesamt 1,9 Milliarden Euro noch keine ausreichenden Prüfungsnachweise“ erlangen können, teilte das Unternehmen in einer Ad-hoc-Mitteilung mit. Das entspreche etwa einem Viertel der Konzernbilanzsumme. Es bestünden Hinweise, dass EY von einem Treuhänder oder Banken „unrichtige Saldenbestätigungen zu Täuschungszwecken vorgelegt wurden“. Daraus erhalte der Prüfer „unrichtiges Vorstellungsbild über das Vorhandensein der Bankguthaben beziehungsweise die Führung von Bankkonten zugunsten der Wirecard-Gesellschaften“. Für Wirecard wird das Bilanzproblem nun zu einem wirtschaftlichen: Sollte das Unternehmen bis morgen kein Testat erhalten – was wohl nicht geschehen wird – dann können Kredite in Höhe von rund zwei Milliarden Euro gekündigt werden. An der Börse reagierten die Anleger geschockt. Die Aktie stürzte um 60 Prozent ab. Dabei hatte zuletzt unter den Aktionären von Wirecard wieder die Hoffnung regiert. Nach den extremen Abstürzen im März und April war der Kurs wieder über 100 Euro gestiegen. Endlich sollte der Dax-Konzern heute seine testierte Bilanz vorlegen – ein Termin, der mehrfach verschoben wurde und nun wieder nicht stattfinden wird. Ich wünsche Ihnen einen Tag mit viel Auf und ohne Ab, |
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