Manchmal öffnet frühmorgens nicht nur eine Tasse starken Kaffees die schlaftrunkenen Augen, sondern auch ein Interview, das für Erkenntnisgewinn sorgt. So geschehen heute morgen mit einem Gespräch des Staatsrechtlers Alexander Thiele, immer wieder auch mal Cicero-Autor, der erklärte, warum der Wahnsinn, den Donald Trump gerade an den Tag legt, Methode haben könnte. Das hat mit Fristen zu tun und mit der amerikanische Verfassung, die es den Gesetzgebern der Bundesstaaten freistellt, die Wahlmänner zu entsenden. Die Redaktion hat ein Fundstück aus seinem Text gemacht. Ansonsten fragen mich viele Kollegen, ob ich auch gerade Binge watching treibe, also besinnungslos CNN und Fox News schaue und das Auszählspektakel in den USA wie eine Art Netflix-Serie betrachte. Antwort: Nein, tue ich nicht. Das ist erstens Zeitverschwendung, und zweitens tut es in der Seele weh, wie der Wahlakt einer großen Demokratie über Tage zu einem flimmernden und flackernden Medienspektakel mutiert. Man hat de Eindruck, jeder einzelne Briefwahlbogen, der geöffnet und gewertet wird, muss sofort kommentiert werden. Warum richtet man das nicht so ein, dass man nichts sagt und erst etwas bekannt gibt, wenn die Auszählung in dem betreffenden Bundesstaat abgeschlossen ist? Manche mögen dieses Schauspiel spannend finden. Ich finde es eher peinlich. Ihr Christoph Schwennicke, Chefredakteur |