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Daimler & BMW – Die großen Elektromobilitäts-Verlierer? "VW – Absturz wie Nokia?" lautete der Titel meines letzten Videos auf meinem YouTube-"Aktien Kanal". Aber was haben eigentlich BMW und Daimler in Punkto Elektro-Mobilität zu bieten? Das und die Antwort auf die Frage ob diese Aktien im Moment kaufenswert erscheinen, erfährst Du im heutigen Report! Die Automobil-Branche steht vor der größten Herausforderung ihrer Geschichte: Die Digitalisierung der Gesellschaft verändert die Anforderungen an das Automobil. Autos werden immer stärker zu Lifestyle-Produkten, die weit mehr können müssen als nur die Passagiere sicher von A nach B zu transportieren. Der Dieselskandal, der der ganzen Branche massiv geschadet hat, kam vor diesem Hintergrund zur absoluten Unzeit! Dabei ist die Abgasthematik noch längst nicht beendet: Die Anforderungen an eine konsequente Reduktion der umweltschädlichen Emissionen werden immer umfangreicher (Stichwort "Pariser Klimaschutz-Abkommen"). Die immer mehr in den Fokus rückende Thematik "Autonomes Fahren" mit dem Endziel der komplett fahrerunabhängigen Steuerung des Automobils bietet zwar aus kommerzieller Sicht ungeahnte Chancen. Für die deutschen Hersteller wird sie aber zunehmend zur Gefahr, weil Tech-Konzerne wie Google mit seiner Waymo-Sparte entwicklungstechnisch deutlich weiter zu sein scheinen, möglicherweise auch Tesla. Dazu weiter unten mehr. Was dabei auch nicht vergessen werden darf: Sobald Autos tatsächlich selbstständig fahren, werden BMW, Daimler und Co. künftig auch deutlich weniger Fahrzeuge verkaufen. Sharing Apps könnten Autos zu kostengünstigen Taxis umfunktionieren und die Anschaffung eines eigenen PKWs, zumindest für Bewohner von Großstädten, für viele unattraktiv machen. Der Megatrend der Urbanisierung, also der Tendenz von Menschen in Großstädte zu ziehen, würde diese Entwicklung noch beschleunigen. Diese neue Aufgabenstellung bzw. das neue Anforderungsprofil für die Auto-Bauer hat dazu geführt, dass vollkommen neue Konkurrenz von unerwarteter Seite entsteht. Nicht nur Tesla sondern wie auch im Mittwochs-Video erläutert auch z.B. Sony. Der Elektronik-Riese hat ein Konzept-Car vorgestellt – mit Software, Sensoren, Sicherheitstechnik und – natürlich – dem Entertainment-System "made by Sony". Die große Angst der Auto-Bauer ist es, künftig zu reinen Fahrzeugchassis-Lieferanten degradiert zu werden. Wie gehen die anderen beiden deutschen Premium-Hersteller mit dieser Gefahr um? Daimler AG (ISIN: DE0007100000) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 19e/20e/21e | Kurs | 710000 / DAI | 45,71 Mrd. EUR | 13,1 / 8,14 / 7,38 | 42,70 EUR | Bei Daimler hatte der ehemalige Chef Dieter Zetsche ein Programm namens CASE ausgerufen. Daimler sollte vollständig auf die folgenden vier Zukunftsfelder ausgerichtet werden. CASE steht für Vernetzung (Connection), Autonomes Fahren, Sharing, und Elektro-Mobilität. Durch den Wechsel an der Konzernspitze wurde jetzt jedoch auch ein Strategieschwenk vollzogen. Der neue Daimler-Chef Ola Källenius sieht auch weiterhin die Notwendigkeit, den vier genannten Feldern Beachtung zu schenken. Allerdings betont Källenius, dass die bevorstehende Transformation des Konzerns viel Geld kosten werde und es gelte dieses Geld auch zu verdienen. Daher hat Källenius dem Konzern ein Sparprogramm auferlegt, das in den nächsten zwei bis drei Jahren wirken soll und den sozialverträglichen Abbau tausender Arbeitsplätze beinhaltet. Källenius sieht Daimler weiterhin vorrangig als einen Automobil-Hersteller und nicht als einen Anbieter von Mobilitäts-Dienstleistungen. Außerdem werde man sich aus Kostengründen nicht nur auf eine Antriebsart festlegen. Genau wie bei BMW wolle er auf Auto-Plattformen setzen, die sich sowohl für reine Elektro-Autos eignen als auch für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Bemerkenswert ist auch, dass Daimlers Elektro-Fahrzeuge zukünftig auch mit Verbrennungsmotoren nachrüstbar sein sollen. Umgekehrt solle dies jedoch nicht der Fall sein. Neue Verbrennungsmotoren sollen zukünftig aber nicht mehr entwickelt werden, zumindest ist dies aktuell nicht geplant. Neben Elektro-Antrieben wird weiterhin auch an Antrieben mit Brennstoffzellen geforscht. Dabei hat Daimler insbesondere Trucks im Blick, weil diese sehr viel Energie benötigen. Trucks sind auch die Fahrzeuggruppe, denen zuerst das autonome Fahren ermöglicht werden soll. Hintergrund ist, dass sich bei Trucks natürlich enormes Sparpotential für die Speditionen ergeben würde, sollten die Fahrzeuge zukünftig selbstständig fahren. Im Gegensatz zu häufig privat genutzten PKWs, legen Trucks jährlich wesentlich mehr Kilometer zurück und werden in der Regel von angestellten Fahrern gefahren. Langfristig sieht man bei Daimler auch die Notwendigkeit, PKWs das autonome Fahren zu ermöglichen. Jedoch seien die Entwicklungskosten insgesamt extrem hoch und Källenius bezweifelt, dass in naher Zukunft ganze PKW Flotten ausgetauscht werden würden und sich die Entwicklungskosten daher kurzfristig nicht wieder reinholen ließen. Auf lange Sicht soll die gesamte Fahrzeugflotte Daimlers zudem kein CO2 mehr ausstoßen. Dies werde durch eine reine PKW Flotte mit Elektro-Antrieben realisiert werden können sowie in der Nutzfahrzeug-Flotte zusätzlich auch durch den Einsatz der Brennstoffszellen-Technologie. Hier eine Übersicht von Fahrzeugen mit reinem Elektro-Antrieb von Daimler: Fahrzeugname | Einführungsjahr | Fahrzeugkategorie | Mercedes EQC | seit 2019 | SUV | Mercedes EQV | seit 2020 | Van | Mercedes EQA | geplant 2020 | Kompaktklasse | Mercedes EQS | geplant 2022 | Oberklasse/Limousine | Mercedes Econic | geplant 2022 | Abfallsammler | Bayerische Motoren Werke AG (ISIN: DE0005190003) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 19e/20e/21e | Kurs | 519000 / BMW | 42,27 Mrd. EUR | 8,45 / 6,95 / 6,73 | 65,54 EUR | Auch beim bayerischen Edelkarossen-Hersteller BMW wurde vor kurzem der Vorstandsvorsitzende ausgetauscht. Auf Harald Krüger folgt Oliver Zipse. Auch er möchte sich nicht auf eine Antriebsart festlegen. Unter dem Slogan „Power of Choice“ sollen auch in der mittel- bis langfristigen Zukunft vier Antriebsarten angeboten werden. Dabei handelt es sich um die konventionellen Antriebe auf Basis von Benzin und Diesel, sowie eine Kooperation mit Toyota im Bereich Brennstoffzelle und um den Elektro-Antrieb. Um die Vorgaben des Pariser Klima-Abkommens dennoch erfüllen zu können, plant BMW die vorhandenen Benzin- und Diesel-Motoren „intensivst“ zu optimieren. So wolle man langfristig die gesamte Fahrzeugflotte und auch Wertschöpfungskette CO2-neutral gestalten. Ähnlich wie Daimler sieht BMW die Vorzüge der Brennstoff-Technologie im Bereich der Nutzfahrzeuge. Im PKW-Bereich werde sich langfristig vermutlich die Elektro-Mobilität durchsetzen. Dennoch könne man sich bei BMW kurz- bis mittelfristig nicht vollständig auf Elektro-Mobilität konzentrieren. Hintergrund sei, dass auch BMW sich stark auf die Profitabilität, Gewinnmarge und den Unternehmensgewinn konzentrieren müsse. Und dies sei mit reinen Elektro-Fahrzeugen aktuell noch nicht möglich. Um Kosten zu sparen möchte BMW, dass zukünftig Elektro-Fahrzeuge und Fahrzeuge mit herkömmlichen Antrieben vom gleichen Band laufen. So soll der Inext, der im Jahr 2021 erscheinen soll, vom gleichen Band laufen wie der BMW 7er. Das bedeutet aber auch, dass beide Fahrzeuge auf einer sehr ähnlichen oder identischen Plattform basieren müssen. Eigene Plattformen für reine Elektro-Fahrzeuge im Stile VWs oder Daimlers soll es bei BMW nicht geben. Hier eine Übersicht von Fahrzeugen mit reinem Elektro-Antrieb von BMW: Fahrzeugname | Einführungsjahr | Fahrzeugkategorie | BMW i3 | seit 2013 | Kleinwagen | BMW iX3 | geplant 2020 | SAV | BMW i4 | geplant 2021 | Gran Coupé | BMW iNext / i5 | geplant ab 2021 | SUV | MEIN FAZIT: In der Zusammenschau der verschiedenen Strategien lässt sich gut das Dilemma erkennen, in dem die drei großen deutschen Auto-Konzerne stecken. Alleine schon die Tatsache, dass die Strategien von VW einerseits und BMW/Daimler andererseits so stark voneinander abweichen, ist vielsagend – und besorgniserregend. VW-Chef Herbert Diess plant den radikalen Umbau in Richtung Elektro-Fahrzeug- bzw. Technologie-Hersteller. Ola Källenius (Daimler) und Oliver Zipse (BMW) fahren mehrgleisig, wobei es bei BMW noch nicht einmal eine eigene Plattform für Elektro-Fahrzeuge geben soll. Dafür gibt es eine Kooperation mit Toyota bei der Entwicklung von brennstoffzellen-getriebenen Autos an denen auch Daimler weiterforscht. VW dagegen führt die Bereiche Brennstoffzelle und/oder synthetische Kraftstoffe nur auf Sparflamme weiter. Das heißt: Mindestens einer der großen deutschen Hersteller liegt mit seiner Strategie mittel- und langfristig nicht richtig. Wobei richtigerweise müsste man sagen: Alle drei sehen ja mittel- und langfristig Elektro-Autos als die großen Gewinner, aber bei Daimler und BMW sieht man sich aus verschiedenen Gründen kurzfristig nicht in der Lage voll auf Elektro-Mobilität zu setzen. Hauptargument ist, dass es weiter gilt die Profitabilität zu wahren – auch sehr kurzfristig. Das erwarten schließlich auch die Anteilseigner – und nicht nur die, sondern alle Stakeholder. Sprich: Auch die Mitarbeiter, die Gewerkschaften, die Politik (bei VW ist ja sogar das Land Niedersachsen mit einer Sperrminorität beteiligt) und nicht zuletzt die kreditgebenden Banken. Mal ganz davon abgesehen, dass eine noch radikalere Umstellung eine kaum zu bewältigende technologische und logistische Herausforderung wäre. Demgegenüber geht Tesla komplett ohne Altlasten ins Rennen, ist flexibel und beweglich und konzentriert sich ausschließlich auf die Perfektionierung des Produktes, bei dem sich (fast) alle einig sind, dass ihm die Zukunft gehört: Elektro-Fahrzeuge. Letztendlich sind die deutschen Auto-Bauer als Investment für Dich nur dann eine Option, wenn Du der Ansicht bist, dass die Umstellung in Richtung Elektro-Mobilität deutlich langsamer vonstatten gehen wird als der Markt derzeit annimmt. Schaut man sich die am Donnerstag nach Handelsschluss veröffentlichten Verkaufszahlen von Tesla an, ist aber global betrachtet eher das Gegenteil der Fall. Deshalb bleibe ich bei meinem Rat, VW, Daimler und BMW weiter zu meiden. VW will zwar nun eine radikale Umstellung in Richtung Elektro-Mobilität und Technologie-Konzern, aber ob die in der Praxis tatsächlich darstellbar ist, ist fraglich. Daimler und BMW bleibt nur das "Prinzip Hoffnung". Normalerweise ist das kein guter Ratgeber an der Börse. Hinweispflicht nach §34b WpHG: Die Geldanlage-Report-Redaktion ist in den genannten Wertpapieren / Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels nicht investiert. Es liegen daher keine Interessenskonflikte vor. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.
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