„Der Westen tut gut daran, sich zu erinnern, was seine eigenen Wurzeln sind und worauf sein Gesellschaftssystem basiert, das den Bürgern bis zum heutigen Tag die freie Entfaltung ihrer Potenziale und Neigungen ermöglicht. Nur wer die Freiheitsrechte im eigenen Land stark macht, kann freiheitlich nach außen wirken – wer die Freiheit leichtfertig aufgibt, verspielt sein wichtigstes Gut“, schreibt die Frankfurter Ethnologin und Islamexpertin Susanne Schröter in ihrem neuen Buch „Global gescheitert? Der Westen zwischen Anmaßung und Selbsthass“. Denn es gibt eine tiefe Krise der freiheitlich-demokratischen Staatenwelt, wie Schröter konstatiert. Viele Gesellschaften sind innerlich zerrissen angesichts der jüngsten Konflikte in der Ukraine, in Afghanistan und Mali sowie der Planlosigkeit westlicher Regierungen im Umgang mit Migrationsbewegungen, Islamismus und Cancel Culture. Lesen Sie heute unsere exklusive Vorabveröffentlichung aus „Global gescheitert“. Darin mahnt Schröter: Nur wenn der Westen auch wieder seine innere Freiheit verteidigt, wird er den Gegnern begegnen können. Nach einer Verteidigung der inneren Freiheit sehen die umfassenden Corona-Maßnahmen, die Deutschland auf seinem pandemiepolitischen Sonderweg für den Herbst plant, allerdings nicht aus. In unserer Serie „Corona international“ berichtet Wolfgang Drechsler heute aus Südafrika. Dort wurden schon im Juni sämtliche Covid-Restriktionen aufgehoben. Infektions- und Sterberaten sind niedrig, obwohl nur ein Drittel der Bevölkerung doppelt geimpft ist. Die Omikron-Variante hat sich in Südafrika als Retter aus der Pandemie erwiesen. Auch in Großbritannien ändert sich der Blick auf die Corona-Maßnahmen. Der ehemalige Finanzminister der Regierung Boris Johnson, Rishi Sunak, gibt zu, dass die Covid-Politik seines Premiers – inklusive Lockdowns, Panikmache und der Unterdrückung abweichender Meinungen – falsch und verheerend war. Und große Teile der britischen Presse gratulieren Sunak zu seiner Offenheit. Davon scheinen Politik und Medien in Deutschland noch weit entfernt zu sein. Zeit, dass auch unsere Öffentlich-Rechtlichen ihre Corona-Hofberichterstattung einstellen, fordert mein Kollege Ralf Hanselle. Bleiben wir einstweilen bei den Öffentlich-Rechtlichen. Der Skandal um das Gebaren von RBB-Chefin Patricia Schlesinger hat eine Lawine losgetreten. Der Skandal offenbart ein systemisches Problem der ARD. Die Rundfunk- und Fernsehräte verstehen sich regelmäßig nicht als Kontrolleure, sondern als Vertreter der Chefetage, schreibt Jens Peter Paul. Ein autoritärer Führungsstil nach Gutsherrenart. Nach Gutsherrenart scheint derzeit auch die Ampelkoalition zu regieren. Das dritte Entlastungspaket ist laut Kanzler Olaf Scholz auf dem Weg. Die Grünen wollen sich offenbar als noch sozialer als die SPD profilieren. Doch die rot-grünen Versprechungen lassen außer Acht, dass es noch einen dritten Koalitionspartner gibt. Die FDP kann bei einer Übergewinnsteuer nicht mitmachen, wenn sie ihre Glaubwürdigkeit nicht vollends verlieren will. Cicero-Autor Hugo Müller-Vogg meint daher: Auch Regieren kann „Mist“ sein – jedenfalls in einer Ampel. Doch auch die CDU bekommt bei uns ihr Fett weg: Ende nächster Woche kommt die Union zum ersten Parteitag unter Führung von Friedrich Merz zusammen. Statt sich die Ampel-Regierung vorzuknöpfen, hat die Partei auch mit internen Querelen und Problemen in der Parteizentrale zu kämpfen. Ausgerechnet Merz will jetzt eine Frauenquote durchsetzen. Noch unklar, ob ihm das gelingt. Und einige Konservative ärgert es, dass die Lesben-und-Schwulen-Union genauso einen offiziellen Status bekommt wie der Evangelische Arbeitskreis, nur die Katholiken nicht. Cicero-Redakteur Volker Resing fragt: Wie wird sich also die CDU aufstellen, ein Jahr nach der verlorenen Bundestagswahl? Ihr Ingo Way, Leiter Online-Redaktion |