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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Freitag, 20.03.2020 | Bewölkt und etwas regnerisch bei max. 8°C. | ||
+ Freiburg verhängt eine Ausgehsperre + BER-Eröffnungstermin wegen Coronavirus fraglich + Senat stellt 600 Millionen Euro Soforthilfe für die Wirtschaft bereit + |
von Stefan Jacobs |
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Guten Morgen, „Corona interessiert mich nicht die Bohne“, sagte ein Bekannter kürzlich in mittelgroßer Runde. Genauer: vor 2 Wochen und 2 Tagen. Es klang salopp, aber nicht absurd. Jetzt ist es ein Satz aus einer anderen Welt. Die Tragik ist nur, dass gerade viele der mutmaßlichen Hauptverbreiter des Virus – junge Erwachsene – weiter nach diesem Motto leben. Als erste deutsche Großstadt hat Freiburg gestern Abend eine Ausgangssperre verhängt. Markus Söder hat für Bayern dasselbe angedroht, wenn seine Freistaatsbürger nicht endlich zur Vernunft kommen. Da Söder den anderen bisher meist ein, zwei Tage voraus war, scheint ziemlich absehbar, worauf wir uns einstellen müssen. Im überregionalen Newsblog halten wir Sie auf dem Laufenden. | |||||
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Bei der Sondersitzung des Senats am Donnerstagabend soll sich nur Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci für eine ganz rasche Ausgangssperre ausgesprochen haben; allerdings hatte auch Michael Müller diese Option erwähnt. Die Zahl der registrieren Infizierten in Berlin ist binnen eines Tages um ein Drittel auf 688 gestiegen. Allerdings dürfte die Statistik mindestens eine Woche hinter der Realität liegen. Wenn die Infektionsrate weiter so steigt wie zuletzt, überschreiten wir morgen die Grenze von 1000 offiziell Infizierten und sind nächstes Wochenende bei rund 10.000, allein in Berlin. Falls Sie sich fragen, wohin ein Spaziergang in diesen Tagen sinnvollerweise führen könnte: zum Blutspenden! Das ist umso dringender, da dem DRK die meisten der üblichen Anlaufstellen gerade weggebrochen sind. | |||||
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Neben der langen Inkubationszeit dürfte die kurze Haltbarkeit von Gewissheiten zu den Hauptproblemen dieser Tage gehören: Freitagmittag meldete der Zoo, dass die Tierparks geöffnet bleiben, da „laut aktueller Einschätzung kein erhöhtes Risiko“ bestehe – ein Lichtblick für die schulfreie Zeit. Dienstagfrüh wurden sie geschlossen. Ähnlich, nur sehr viel teurer, dürfte es am BER werden. Zwar bestätigte Engelbert Lütke Daldrup nach der gestrigen Aufsichtsratssitzung den 31. Oktober als Eröffnungstermin. Ende April soll der Probebetrieb beginnen – mit einer Evakuierungsübung mit hunderten Komparsen. Das Hauptargument dafür, den Eröffnungstermin tatsächlich zu halten, dürfte der auch im Herbst noch sehr überschaubare Luftverkehr von und nach Berlin sein: Wenn der BER mit halber Auslastung funktioniert, dürfte das mittelfristig reichen. | |||||
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Als ich am Mittwoch nach einem Reportagetermin in SXF einen Abstecher zur Baustelle gemacht habe, wurde der BER tatsächlich fertiger und fertiger: Reger Betrieb herrschte zwischen Betonwerk und Anbauten. Vor dem neuen Terminal parkten mutmaßliche Handwerkerautos aus Slowenien, Polen, Ungarn und der Slowakei. Wie die jetzt wohl zurechtkommen? Der TÜV jedenfalls hat seine Prüfer von der Baustelle abgezogen und ins Homeoffice beordert. Und auf den Autobahnen nach Osten verteilt der Katastrophenschutz Essenspakete an die vor der polnischen Grenzkontrolle Gestrandeten. Am Donnerstag starb ein Lkw-Fahrer, als er auf der A12 ins Stauende krachte – rund 50 km vor der Grenze. | |||||
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Die Lage der Berliner Wirtschaft beschreibt die IHK als „verheerend“. Von „flächendeckender Verzweiflung“ ist die Rede. Neben den gestern im CP erwähnten Hotlines von Investitionsbank, Visit Berlin und Berlin Partner hat auch die IHK eine Nummer geschaltet und versendet jeden Vormittag einen Newsletter mit allen Infos, die Firmen und Geschäftsleuten nützen können. Bis zu 3000 Unternehmer am Tag hätten sich bisher gemeldet. Die Nummer: (030) 3151 0919, die Mailadresse: [email protected], Hier der Anmeldelink zum Newsletter. | |||||
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Der Senat hat am Donnerstagabend 600 Mio. Euro Soforthilfe für Unternehmen, Solo-Selbstständige und Freiberufler in Aussicht gestellt. 100 Mio. davon sind für Kleinstunternehmen mit maximal 5 Beschäftigten bestimmt. Der Bedarf muss nachgewiesen werden, die Prozedur soll demnächst auf den Seiten der Investitionsbank Berlin online gestellt werden. Auch größeren Unternehmen soll (relativ) unbürokratisch geholfen werden. Mehr dazu gibt’s im Berlin-Blog des Tagesspiegel zum Coronavirus. | |||||
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Einiges von dem, was die Berliner und ihre Gäste sonst in Restaurants essen, wird jetzt auf Rädern geliefert. Doch das rettet die Gastronomie nicht: Caterer von Schulen beispielsweise fürchten um ihre Existenz und viele Lokalbetreiber sind de facto längst insolvent, wie der Koch und Restaurantbetreiber Björn Nitz an den Tagesspiegel schreibt: „Bitte schließen Sie offiziell die Restaurants und verhängen Sie eine Ausgangssperre!“, fleht er Landes- und Bundesregierung an: Nach den beiden schwächsten Monaten des Jahres und 90 Prozent Umsatzrückgang im März habe er weder Rücklagen für anteilige Lohnfortzahlungen noch für die Betriebskosten: „Wir können keine Rechnungen zahlen, keinen Strom und keine Miete!“ Die Hausbank könne ohne verbindliche Zusagen der Politik nicht helfen. | |||||
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CP-Leser Ulrich P. findet, Durchsagen per Lautsprecherwagen könnten Ignoranten den Ernst der Lage deutlich machen. Die Polizei erklärt auf Anfrage dazu, sie löse in Parks Versammlungen über 50 Personen auf – möglichst im persönlichen Gespräch und bei Bedarf auch über Lautsprecher. Und zum Thema Akzeptanz: In der Nacht zu Donnerstag wurden 154 Clubs, Restaurants, Bars, Läden usw. kontrolliert. 97 davon verstießen gegen die Auflagen, 59 wurden geschlossen, zwölf Strafanzeigen erstattet. | |||||
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In Charlottenburg hat gestern ein Laden für „medizinische Hygienematerialien“ aufgemacht – und gleich darauf wieder zu, da der Verkauf von Desinfektionsmitteln, Mundschutzmasken und Einmalhandschuhen nicht genehmigt worden war. Die Ware soll nach Auskunft des Verkaufspersonals teilweise aus Arztpraxen stammen. | |||||
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CP-Leser Hermann B. schreibt, seine Frau stamme aus Hongkong, wo die Infektionsrate ebenso wie im ähnlich dicht besiedelten Taiwan beeindruckend gering ist. Während dort alle in der Öffentlichkeit Schutzmasken tragen, werde hier nur ihr geringer Nutzen betont. Dazu schickt er einen Link zum Selberbasteln einer zumindest halbwegs schützenden Variante – und den Hinweis, dass als Filtermaterial z.B. Küchen- und Taschentücher geeignet seien, die aber nach jeder Verwendung vorsichtig entsorgt werden müssen. Die Maske sei nach dem Waschen wiederverwendbar. | |||||
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Ein ganz anderes Problem wird aus der Linienstraße in Mitte berichtet, wo die landeseigene WBM ab Montag ein Wohnhaus – das zurzeit eine sehr beengte Wohn-, Schul- und Arbeitsstätte ist – bis Juli hinter einem Gerüst verschwinden lassen will zwecks Fassadensanierung und Fenstertausch. Das Mietrecht sei für die aktuelle Lage nicht gemacht, schreibt ein Bewohner, und die WBM erhöre weder die Solidaritätsappelle des Senats noch die der Mieter. | |||||
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Auch in der Berliner AfD sind Fake News jetzt Chefsache: Georg Pazderski twitterte ein Video von Jugendlichen, die sich einen Lolli teilen, mit dem Kommentar: „Empathielose, dumme Wohlstandskinder, die freitags bei #FFF auf der Straße hüpfen und den Älteren vorwerfen ihre Zukunft zu verspielen, zeigen eindrücklich wie weit ihr Horizont tatsächlich reicht.“ Das Video ist vom Oktober 2019. | |||||
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Noch ein Termin fürs Wochenende: Die Aufrufe, sich nach italienischem Vorbild auf dem Balkon zu versammeln zum Dank an all jene, die tapfer weiter Dienst zum Wohl der Allgemeinheit tun, häufen sich. Als Termin wird meist Samstag 19 Uhr genannt. Also dann: Heraus zum Applaus! | |||||
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