Liebe Frau Do, heute ist es so weit: Der Lockdown soll zwar im Prinzip noch gut drei Wochen weiter laufen, aber nach wochenlangen Diskussionen sind schrittweise Lockerungen in Sicht – und das, obwohl die angestrebten Zielwerte bei den Infektionen bisher nicht annähernd erreicht sind. Wenn Bund und Länder heute beraten, liegen schon erste Öffnungsschritte auf dem Tisch, bei denen nur noch über die konkrete Ausgestaltung verhandelt werden soll. In seinem Leitartikel bewertet Jan Drebes die „verwirrenden Zeichen der Hoffnung“. Der Gastronomie geht das noch nicht weit genug, den Stand der Lockdown-Debatte haben wir in Düsseldorf und Berlin recherchiert. Was es mit den Gratis-Schnelltests auf sich hat, erklärt Antje Höning. Wie jetzt auch Schülerinnen und Schüler in NRW getestet werden sollen, berichtet Kirsten Bialdiga. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Bundeskanzlerin, der nachgesagt wird, sie denke die Dinge vom Ende her, sei also ihren politischen Gegnern stets ein paar Züge voraus. In der Tat hat sie so in den bald 16 Jahren ihrer Amtszeit einige Kontrahenten mattgesetzt. Doch bei der heutigen Runde dürften auch viele andere vom Ende her denken – und zwar von Merkels. Denn ihr bleibt nur noch gut ein halbes Jahr im Kanzleramt, während vermutlich fast alle anderen eine deutlich längere politische Zukunft für sich selbst anstreben. „Erst kommt das Land, dann kommt die Partei“, sagte Willy Brandt einst, von der eigenen Karriere sprach er gar nicht. Merkel dürfte es, gerade jetzt, genauso sehen. Land, Partei, Karriere: Wer dabei aktuell welche Rangfolge wählt, lässt sich nach und nach erahnen. Kerstin Münstermann beschreibt in ihrem Leitartikel das Spannungsverhältnis, dem Merkel jetzt ausgesetzt ist. Ein Spannungsverhältnis ergibt sich auch regelmäßig zwischen Autofahrern, Radfahrern und Fußgängern. Interessant daran ist auch, dass die jeweils eigene Fortbewegungsart die eigene Sicht bestimmt und damit auch wechselt. Als Autofahrer frage ich manchmal, ob die Verkehrsregeln für Radfahrer eigentlich nicht gelten. Als Fußgänger kriege ich regelmäßig einen Schreck, wenn jemand auf dem Bürgersteig oder Fußweg auf mich zuradelt. Dass ich mich aber als Radfahrer immer absolut einwandfrei verhalten hätte, wäre gelogen. NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst hat nun einen Entwurf für ein Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz vorgelegt: „NRW soll Fahrradland werden“, schreibt Reinhard Kowalewsky in seinem Bericht. Kritik kommt von allen Seiten – den einen geht es zu weit, den anderen nicht weit genug. Neulich hat mich ein Leser kritisiert, weil ich Mönchengladbach als wahre Borussia bezeichnet habe. Das sollte eigentlich nur ein Gag sein, es ging um Marco Rose, der im Sommer von der einen zur anderen Borussia wechselt. Heute mache ich es mir einfacher: Im Viertelfinale des DFB-Pokals hat Borussia gewonnen. Die wahre, die falsche? Da halte ich mich raus. Jedenfalls ging es 0:1 aus. Wenn Sie mehr wissen wollen, informieren Sie Karsten Kellermann und Jannik Sorgatz. Wahr ist auf jeden Fall, dass der Tag jetzt losgeht. Anders als beim Fußball ist daran vielleicht nicht alles rund und dauert er auf jeden Fall länger als 90 Minuten, um mit Sepp Herberger zu sprechen. Dafür geht es aber auch nicht nur um Sieg und Niederlage – viel Spaß dabei! Herzlich Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |