Liebe Frau Do, heute wollen die Verantwortlichen von Bund und Ländern neue Corona-Regeln beschließen. Ihre Pläne kursieren schon vorher in Berlin, wie Tim Braune und Jan Drebes aus unserem Parlamentsbüro berichten: Das Gesetzgebungsverfahren für eine Impfpflicht, womöglich schon ab Februar, soll vorbereitet werden. Im Einzelhandel, in Restaurants und Kulturbetrieben könnte flächendeckend die 2G-Regel kommen, Maskenpflicht für alle Altersstufen an die Schulen zurückkehren, beim Fußball die Zuschauerzahl auf 10.000 begrenzt werden. Das erhöht den Druck auf Ungeimpfte, schränkt aber auch das Leben der Geimpften wieder deutlich ein. Doch durch das lange Zögern in Berlin könnte die Signalwirkung verpuffen, die auch immer ein wichtiger Effekt verschärfter Regeln ist. Viele haben schon lange verstanden, was auf den Intensivstationen gerade passiert und schränken ihr Leben ein. Andere stellen Bedenken oder Egoismen stur höher. Dass es wieder so weit gekommen ist, ist auch ein Versagen gesellschaftlicher Verständigung. Heute wichtig: Fehlstart: Marco Buschmann von der FDP tritt in der kommenden Woche sein Amt als Bundesjustizminister an. Doch schon im Vorfeld musste er zwei Schlappen in Sachen Corona einstecken. Warum er sich aber der vollen Rückendeckung von Parteichef Christian Lindner sicher sein kann, erklärt Birgit Marschall. „Townhall“: Ab dem 4. Dezember können CDU-Mitglieder ihre Stimme bei der Wahl des neuen Vorsitzenden abgeben. Gestern gab es das erste und einzige direkte Aufeinandertreffen der drei Kandidaten. Hagen Strauß hat das sogenannte „Townhall-Meeting“ verfolgt und einen sachlichen Friedrich Merz, einen emotionalen Norbert Röttgen und einen wehmütigen Helge Braun beobachtet. Die Analyse finden Sie hier. Laschet-Vertrauter: Nathanael Liminski, Chef der Staatskanzlei in NRW und einer der engsten Vertrauten von Ex-Ministerpräsident Armin Laschet, hat gestern Abend eine politische Niederlage einstecken müssen. Er wollte für den Rhein-Sieg-Kreis als CDU-Abgeordneter direkt in den Landtag einziehen, aber scheiterte in der Stichwahl. Meinung am Morgen: Corona-Regeln: Die Landesregierung zieht in der Pandemiebekämpfung die Zügel an, will etwa Clubs und Diskotheken wieder schließen und stärker prüfen, ob Betriebe sich ans Homeoffice-Gebot halten. Doch bei Großveranstaltungen fehle bisher der Mut für wirkliches Durchgreifen, schreibt Maximilian Plück in seinem Kommentar. Dabei könnten die Gesundheitsämter die Nachverfolgung der Infektionen schon nicht mehr leisten, und die Alarmrufe von Intensivmedizinern würden immer lauter. Impfskepsis: Etwa 24 Millionen Menschen in Deutschland sind weiter nicht gegen Covid-19 geimpft, in NRW sind es mehr als vier Millionen. Julia Rathcke beschreibt in ihrer Analyse, wer diese Menschen sind und was sie bewegt. Eine aktuelle Erkenntnis: Die Ungeimpften haben noch immer eine geringere Risikowahrnehmung, doch sie steigt wie bei allen mit den steigenden Infektionszahlen. Zapfenstreich: Keine Frage, nach den gewaltigen Herausforderungen ihrer Kanzlerschaft hat die scheidende Kanzlerin Angela Merkel einen würdigen Abschied verdient. Doch der Große Zapfenstreich heute Abend passe nicht in die Zeit, schreibt der stellvertretende Chefredakteur Horst Thoren in seinem Kommentar. Erst die Konferenz der Ministerpräsidenten mit Merkel und Scholz zu den anstehenden Corona-Notmaßnahmen, dann Szenenwechsel zum Zapfenstreich mit Merkels Wunschlied „Für mich soll’s rote Rosen regnen“. Das gehe nicht zusammen. So gesehen: Nirgends entfalten Intrigen derart gallige Wirkung wie in Familien. Darum bereitet es ein gewisses voyeuristisches Vergnügen, die fiesen Streitigkeiten um Stellung, Ansehen und Erbe in anderen Familien zu beobachten. Bei den Guccis zum Beispiel. Da geht es natürlich auch noch um Geld, Couture und Eitelkeit – pompöser Kinostoff also ganz nach dem Geschmack von Altmeister Ridley Scott. Sein „House of Gucci“ könnte dazu taugen, dem tröpfelnden Novembergrau einen Besuch in der schillernden, mafiösen Modeszene abzutrotzen. Der Film läuft heute Abend an – vielleicht ein Ausblick für diesen Tag! Herzlich, Ihre Dorothee Krings Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |