Liebe Frau Do, auf gut Denglisch heißt das, was jetzt gefragt ist, Exit-Strategie. Die Menschen befolgen das Corona-Kontaktverbot weitgehend, das öffentliche Leben ist zum Erliegen gekommen. Die Wirtschaft erlebt eine ungeahnte Krise, die historische Milliardenhilfen des Staates auslöst. Aber wie und vor allem wann kommen wir da wieder raus? Die Kommunen und die Unternehmen fordern einen Zeitplan, aber den scheint es noch nicht ansatzweise zu geben. „Keiner kann genau sagen, was in den nächsten Wochen kommt“, sagt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Und die Kanzlerin sagte am späten Abend, sie halte eine Debatte um eine Lockerung der Maßnahmen gegen das Virus für verfrüht. Vor vier Wochen haben wir ungefähr die Hälfte unserer Redaktion ins Home Office geschickt, inzwischen sind es fast alle. Unseren internen Corona-Modus planen wir erstmal bis Mitte Mai. Aber ob das reicht? Unsere Berliner Korrespondenten Jan Drebes und Birgit Marschall haben den Stand der Debatte über die Exit-Strategie recherchiert. So oder so, Angst ist ein schlechter Ratgeber. Wie man mit ihr umgehen kann, darüber hat mein Kollege Jörg Isringhaus mit dem Psychologen Stephan Grünewald gesprochen. Ein Tipp: Man soll die kleinen Freuden des Alltags neu entdecken. Ich hoffe, die Lektüre dieses Newsletters gehört für Sie dazu. Die Krise ist die Stunde der Exekutive, das gilt auch für die Groko und selbst für die schon totgesagte SPD, der Franziska Giffey, die Bundesfamilienministerin, angehört. Unsere stellvertretende Chefredakteurin Eva Quadbeck und Jan Drebes haben mit ihr gesprochen. Im Interview erzählt die frühere Bürgermeisterin von Berlin-Neukölln unter anderem, wie sie im Home Office klarkommt und was ihr elfjähriger Sohn ohne Schule zu Hause anstellt. Vor allem aber geht es ihr in der Krise darum, die Solidarität der Menschen zu stärken. Kita-Gebühren sollten deshalb, wie in NRW, in allen Bundesländern ausgesetzt werden. Und für die vielen Menschen in Freiwilligendiensten sollen flexible Einsatzmöglichkeiten geschaffen werden, damit sie da einspringen können, wo es gerade besonders nötig ist. Alle Nachrichten zur Entwicklung rund um die Pandemie finden Sie in unseren ständig aktualisierten Live-Blog. Die Krise kennt Verlierer, aber auch Gewinner. In Frankreich wird Rotwein gehortet, in Deutschland Klopapier. Die Branche ist derzeit groß im Geschäft, beim Supermarkt meines Vertrauens sind die Regale an der Stelle immer noch leer. Die wirtschaftlichen Grundlagen hat mein Kollege Christian Kandzorra bei den Herstellern recherchiert. Ich wünschte, ich hätte rechtzeitig in Klopapier statt in Dax-Werte investiert. Aber da wir ja nicht mehr Menschen geworden sind und auch nicht anders verdauen, muss die Nachfrage irgendwann wieder einbrechen. Morgen beschäftigen wir uns übrigens mit der Kultur- und Sittengeschichte dieses begehrten Produkts. Die Tierwelt kriegt von all dem nichts mit, allenfalls die positiven Effekte: Die Luft ist besser, es ist ruhiger. Am Altrhein zwischen Monheim und Urdenbach hat ein Storchenpaar eine Nisthilfe bezogen. „Die beiden zeigen typische Verhaltensmuster eines Paarungsverhaltens“, sagt die zuständige Biologin freudig. Es ist eben nicht nur Krise, sondern auch Frühling. Und nicht nur Störche, sondern auch Menschen dürfen trotz der verhängten Kontaktsperre zu zweit sein. Genießen Sie den Tag. Herzlich Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |