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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Dienstag, 06.07.2021 | Wolkendecke bei Höchsttemperaturen bis zu 30°C . | ||
+ Clubs, Ausstellungen und Kinos probieren neuen Alltag + Lieferdienst „Gorillas“ verärgert auch Anwohner in Mitte + Mindestabstand bei Fußball-EM aufgehoben + |
von Robert Ide |
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Beach, Berge oder Balkonien – nehmen Sie uns mit! An dieser Stelle zeigen wir während der Sommerferien, wo Sie gerade den Checkpoint lesen. | |||||
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Alles kann – mit ein bisschen Muss. Ist es das jetzt schon, dieses Leben mit Corona? Im Kino am Alexanderplatz soll man noch Zettel ausfüllen, bevor man in der Trailervorschau erblicken kann, wie viele Rollen Film sich hinter den lange geschlossenen Vorhängen stapeln. Auch bei der (grandiosen) Kusama-Ausstellung im Gropius-Bau gibt es gleich mehrere Einlasskontrollen, bevor man durch kunstvolle Erlebnisräume wandelt und sich selbst in einen beweglichen Punkt der Welt verwandeln kann. Und bei der Hotelübernachtung in der eigenen Stadt (Erlebnisbericht von Jana Weiss hier) steht neben dem Kühler mit Champagner gleich die Flasche Desinfektion. Kühl bleiben, das zumindest kann Berlin weiterhin gut. Lange Unmögliches ist wieder alltäglich möglich – aber ist es uns selbst möglich, das alles auf einmal zu erleben? Im Sisyphos-Club darf man sogar wieder Tanzlustbarkeiten nachgehen; mit negativem Test und medizinischer Maske wird zur Musik freigedreht. Nur an der Uhr darf niemand drehen: Konzertbeginn ist 20 Uhr, und zwar berlinuntypisch „pünktlich“. Punkt elf ist Schluss mit lustig. Rummelsburger Nächte sind kurz. Denn das kann Berlin im zweiten Corona-Sommer noch nicht wieder: sich nachts einfach mal selbst vergessen. | |||||
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In zehn Minuten geliefert – so schnell sollen Lebensmittel vom Kurierdienst Gorillas ausgefahren sein. Seit drei Monaten geliefert – so fühlen sich Menschen, die an einer der eilig eingerichteten Lieferstationen wohnen. Nachdem das Unternehmen bereits eine Strafe wegen eines privaten Logistikzentrums auf einem Gehweg in Prenzlauer Berg aufgebrummt bekommen hat, kann es sich wohl auf ähnliche Sanktionen in Mitte einrichten. Denn hier wird der Lieferdienst selbst an sechs von sieben Tagen von 6 bis 22 Uhr beliefert – und öfter auch in den Nachtruhezeiten. „Ich musste schon mehrmals die Polizei rufen und habe mein Homeoffice jetzt in den Garten meiner Tochter verlegt, weil ich in meiner Wohnung weder richtig arbeiten noch richtig schlafen kann“, erzählt Webentwickler und Blogger Gernot Frank am Checkpoint-Telefon. Teilweise schon morgens um 5.52 Uhr rollen erste Lastwagen durch die kleine Rungestraße an der Jannowitzbrücke und laden Lebensmittel mit Rollwagen auf dem Kopfsteinpflaster aus – Schluss war demnach zuweilen erst 23.30 Uhr. Das zeigen Protokolle von Frank, die dem Checkpoint vorliegen und die er bereits ans Ordnungsamt Mitte geschickt hat. Doch der Lärm rund um die Kurierstation (Video hier) wurde von dort an die Straßenverkehrsbehörde verwiesen. Für die radelnden Essenskuriere, die zuletzt für bessere Arbeitsbedingungen protestierten und von Berlins Politik unterstützt werden, gibt es laut Frank auch keinen Ruheraum: „Stattdessen sitzen die Mitarbeiter auf der Straße ohne Sitzgelegenheit, etwa auf den Stufen der Haus-Zugänge.“ Ihre Fahrräder blockierten derweil den Gehweg. Gorillas versprach auf Checkpoint-Anfrage am Montagabend die „Prüfung von Maßnahmen“ wie „bauliche Veränderungen an Standorten“ sowie die Umwidmung von Parkplätzen in Fahrradstellplätze. Zum Lärm ließ Sprecher Tobias Hönig im Namen des Start-ups wissen: „Unsere Lieferanten nutzen neuerdings zunehmend Gummirollen für ihre Hubwagen, um den Geräuschpegel so niedrig wie möglich zu halten.“ Mal sehen, wann diese Verlautbarung zu mehr Stille führt. | |||||
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Die Superspreader-EM, bisher an wechselnden Spielorten in verschiedenen Corona-Risikogebieten ausgetragen, findet ab heute nur noch im Londoner Wembley-Stadion statt. Trotz Protesten selbst in England sollen von nun an 60.000 Fußballfans ohne Maske dicht an dicht die Ausbreitung der Delta-Variante feiern können. Die beim Eintritt vorzulegenden Tests der angereisten Zuschauer dürfen bis zu 48 Stunden alt sein und waren deshalb schon in der Vergangenheit vielfach fehlerhaft (via „Deutsche Welle“). Negativ eingestufte Fans stellten sich hinterher als positiv heraus. Auch der Mindestabstand von einem Meter wurde vom Fußballverband Uefa in Abstimmung mit der britischen Regierung aufgehoben. Stattdessen heißt es jetzt in den aktualisierten Stadionregeln (nachzulesen hier): „Halte Abstand von anderen, wo es möglich ist.“ Wo nicht, wird Europa heute live im Fernsehen sehen. Der Tanz auf der Goldenen Fußballklinge wird verkauft als wissenschaftlich begleiteter Modellversuch, wie sich Großveranstaltungen auf das Infektionsgeschehen auswirken. Oder besser gesagt: wie schnell. | |||||
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Warum lässt man am Strand der Spree / Gern alle Puppen tanzen? / Warum gedeihen nur hier, nu nee / Die echt Berliner Pflanzen? So geht sie los, die Stadthymne, die viele nur vom Hörensagen oder vom Mitsummen am Leierkasten kennen: Das ist die Berliner Luft. Doch hier weht nicht nur ein holder Duft, Duft, Duft, sondern auch Musik, die die Stadtgeschichte durch die Jahrhunderte trägt. „Wenn ich an meiner Orgel drehe, verspüre ich ein glückliches Gefühl, weil die Menschen so gerührt sind“, erzählt Milos Kozon am Checkpoint-Telefon. Der Reinickendorfer spielt seit acht Jahren die Drehorgel auf Berlins Straßen, tritt in Seniorenheimen und auf Gartenfesten auf. Der 40-jährige kennt das Instrument noch aus seiner Kindheit in den Karpaten, aber er weiß: „Die Drehorgel gehört zu Berlin.“ Und zwar schon lange. „Nach dem Deutsch-Französischen-Krieg gab es viele Invaliden. Die mussten beschäftigt werden. Das wurden sie auch mit Genehmigungen zum Musizieren“, hat Axel Stüber, einer der letzten Drehorgelbauer der Stadt, einmal erzählt. Nun wird Berlins Orgelgeschichte ganz neu heruntergeorgelt: Der Landesmusikrat und die sowieso gute „Berlin History App“ launchen eine Orgel-App. Hier wird die gesamte Tonleiter an Instrumenten in Wort, Bild und Ton vorgestellt – bis hinauf zu den höchsten Kirchenorgeln der Stadt. Starorganist Cameron Carpenter ist ebenso dabei wie Drehorgelspieler Kozon (Video hier). Er weiß, was seinen Leierkasten von Kirchenorgeln unterscheidet: „Eigentlich nix, sie sind nur kleiner.“ Und stehen an der frischen Luft, Luft, Luft. | |||||
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