Liebe Frau Do, heute ist Fronleichnam – der Feiertag, an dem es um das Brot des Lebens geht, als das Jesus sich bezeichnet hat: „Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.“ Trotzdem kehren sie vielleicht heute in eine Gaststätte ein, um einen Happen zu essen oder einen Wein zu trinken. Die Wirte können es brauchen, bundesweit rund 70.000 Betriebe – damit jeder dritte – stehen vor der Pleite, wie unser Berliner Korrespondent Gregor Mayntz recherchiert hat. In seinem Leitartikel beschreibt er Kneipen und Restaurants „als wichtige Orte der Geselligkeit“, die es zu schützen gelte. So ganz lassen sich die Prioritäten bei den Lockerungen, jedenfalls im Rückblick, nicht nachvollziehen. Die Gaststätten sind zwar auf breiter Front in Not geraten, aber längst wieder geöffnet, während Schulen komplex regulierten Hochsicherheitstrakten gleichen. Am Montag beginnt der reguläre Unterricht an allen NRW-Grundschulen, wenn auch nur für die zwei Wochen bis zu den Sommerferien. Henning Rasche hat sich an Schulen umgesehen, mit Lehrern gesprochen und berichtet über das Experiment, in Zeiten von Corona zu unterrichten. Auch das Zusammenleben im Duisburger Stadtteil Marxloh könnte man ein Experiment nennen. In der langjährigen Versuchsanordnung spielen arabischstämmige Clanfamilien eine entscheidende Rolle. Unser Chefreporter Christian Schwerdtfeger, mit dem Stadtteil seit Jahren vertraut, hat einen internen Polizeibericht über die aktuelle Lage ausgewertet. Rechtsfreie Räume, vor denen die Polizei einst warnte, gibt es demnach nicht mehr, aber die Arbeit der Beamten wird häufig behindert. Viel Arbeit hat die schwedische Polizei in die Ermittlungen zum Mordfall Olof Palme gesteckt. Jetzt wurde 34 Jahre später ein Ergebnis verkündet, das allerdings rätselhaft bleibt. Den Regierungschef soll der schon lange verdächtigte „Skandia-Mann“ Stig Engström getötet haben, der sich vor 20 Jahren das Leben nahm. Warum die Ermittler nun doch diesen Schluss ziehen und das Verfahren einstellen, stellt unser Korrespondent André Anwar dar. Im Februar 1986 ging Palme mit seiner Frau vom Kino nach Hause und wurde mit einem Schuss niedergestreckt. Es war die Zeit, in der den Grünen noch das Image anhaftete, vorwiegend aus Bummelstudenten zu bestehen. Heute hat sich die Partei längst etabliert und wendet sich auch an bürgerliche Wählerinnen und Wähler. Trotzdem zeigt sie ein Herz für Studierende und fordert ein Nothilfe-Bafög von bis zu 450 Euro im Monat. „Viele Studis sind unter massivem Druck, weil ihre Nebenjobs weggefallen sind und weil die Eltern nicht einspringen können“, sagt die Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt in einem Interview, das Birgit Marschall und Eva Quadbeck geführt haben. Es geht darin auch darum, wie die Corona-Regeln mit den jüngsten Demonstrationen gegen Rassismus in Einklang zu bringen sind. Rassismus ist das Lebensthema des US-Regisseurs Spike Lee, dem sich der Oscar-Preisträger in seinen großartig erzählten Filmen widmet. Morgen startet der nächste, allerdings nicht in den Kinos, sondern bei Netflix: In „Da 5 Bloods“ kehren vier schwarze Kriegsveteranen zurück nach Vietnam. Unser Rezensent Martin Schwickert fühlt sich stellenweise an die aktuellen Bilder aus den USA erinnert, und in der Tat kommen in dem Film zwei große amerikanische Traumata zusammen: der Vietnamkrieg und die Unterdrückung der Schwarzen. Aber lassen Sie sich vom düsteren Ende der heutigen „Stimme des Westens“ nicht irritieren. Für viele von Ihnen bietet Fronleichnam Zeit zum Durchatmen. Auch ich als Neu-Düsseldorfer mache davon Gebrauch, nachdem ich die letzten 20 Jahre in Bundesländern ohne diesen gesetzlichen Feiertag gelebt habe, und melde mich erst übermorgen wieder bei Ihnen. Herzliche Grüße! Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |