Herzlich willkommen zum dritten China-Newsletter des Jahres 2024! In diesem Willkommenstext möchten wir wie immer aktuelle Ereignisse ansprechen, die in unserer Arbeit bislang nicht in Newsletterbeiträgen oder Webseitenartikeln verarbeitet wurden. Seit der Umstellung auf den zweimonatigen Versand sehen wir dies jedoch als größte Herausforderung unseres Newsletters. Kanzler- und Präsidentenreisen, die chinesisch-philippinischen diplomatischen Beziehungen, die chinesisch-russischen Beziehungen, der Taiwan Strait, Gerichtsentscheide in Hongkong, und erst gestern die tragische Nachricht eines Messerangriffes auf vier amerikanische Dozenten in Jilin. All dies wichtige Themen. Gleichzeitig gewinnt unser Projekt, das transnationale zivilgesellschaftliche Dialog- und Kooperationsräume zwischen China, Indonesien, Nepal und Europa im Kampf gegen den Klimawandel eröffnet, an Fahrt. Die visumsfreie Einreise nach China wird verlängert und auf zahlreiche Länder ausgeweitet. Auch für uns könnte dies, die Möglichkeit eines ersten Besuches nach fünf langen Jahren der Abwesenheit bedeuten. Hinzu kommen die Ergebnisse der Europaparlamentswahlen, die uns noch lange beschäftigen werden. Die Menge an Nachrichten im Chinakontext ist nach zwei Monaten überwältigend. Daher halten wir es kurz und verweisen direkt auf die nachfolgenden Beiträge zu Kooperationsräumen, Wasserschutz, den kommenden Asientag, wie auch personelle Änderungen im China-Programm. Dazu gibt es wie immer Dinge zum Vormerken, Empfehlungen, Veranstaltungshinweise und etwas Chinesisch zum Schluss. Das China-Programm wünscht viel Vergnügen bei der Lektüre! Joanna Klabisch Regelmäßig informiert auf unseren China-Seiten: www.asienhaus.de/china/ www.stimmen-aus-china.de |
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| Im Rahmen der Weltklimakonferenz 2023 unterstrich Bundeskanzler Olaf Scholz die immense, globale Herausforderung des Klimawandels und die Notwendigkeit gemeinsamer internationaler Initiativen, um ihr zu begegnen. Diese Botschaft fand während des dreitägigen Besuchs der deutschen Delegation in China, angeführt vom Kanzler und den drei Minister:innen Steffi Lemke (Umwelt und Naturschutz), Cem Özdemir (Ernährung und Landwirtschaft) und Volker Wissing (Digitales und Verkehr) im April, Resonanz. Ein zentrales Anliegen im Kontext der Klimaproblematik ist für beide Länder das Müllproblem. China produzierte laut der China National Resources Recycling Association 2020 etwa 60 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle von denen nur etwa 16 Millionen Tonnen recycelt wurden. Ein bedeutender Teil des Mülls landet auf Deponien oder in Verbrennungsanlagen, was schwerwiegende Umweltprobleme verursacht. Deponien setzen Methan frei, ein Treibhausgas, das wesentlich zur globalen Erwärmung beiträgt, während Verbrennungsanlagen große Mengen CO2 und andere Schadstoffe emittieren, die die Luftverschmutzung fördern. Weiter verstärkt wurde die Problematik durch die Lockdowns der Corona-Pandemie. So stieg beispielsweise in Shanghai die Menge des verursachten Hausmüll von 73 Tonnen auf 3300 Tonnen pro Tag an. Auch in Deutschland zeigt sich ein problematischer Trend: Die Deutschen produzierten im Jahr 2020 im Durchschnitt 632 Kilogramm Müll und damit deutlich mehr als die Bürger:innen der meisten anderen EU-Länder. Um dieser und weiteren Herausforderungen im Klimaschutz zu begegnen, wurde während des Besuchs des Kanzlers der Aktionsplan zum Deutsch-Chinesischen Dialog zu Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz zwischen dem deutschen Bundesministerium für Umwelt und der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission der Volksrepublik China unterzeichnet. Dieser Plan zielt darauf ab, den bilateralen Austausch über politische Rahmenbedingungen zur Förderung der Kreislaufwirtschaft zu verstärken. Er umfasst den Aufbau von Dialogformaten auf verschiedenen politischen und wirtschaftlichen Ebenen zwischen Deutschland und China. Der Aktionsplan strebt den Austausch von Wissen und bewährten Verfahren zur Wiederverwertung und besseren Nutzung von Kunststoffen und Metallen entlang der gesamten Wertschöpfungskette an. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Bereichen Verpackung, Bau, Fahrzeuge und Batterien. Durch die Förderung langlebiger Produkte und verbessertem Recycling können Müllmengen reduziert und Treibhausgasemissionen gesenkt werden. Der Austausch über politische Instrumente wie Ökodesign-Kriterien, Umweltkennzeichen, Umweltmanagementsysteme und erweiterte Herstellerverantwortung soll Best-Practice-Ansätze fördern und die Erreichung langfristiger Klimaziele unterstützen. Bis vor einigen Jahren war China der weltweit größte Importeur von deutschem Müll. Anfang 2018 folgte dann der Importstopp, da sich die Probleme im eigenen Land verschärften. Seitdem wird die Mülldiplomatie zwischen den beiden Ländern auf Augenhöhe vorangetrieben. Ein Beispiel hierfür ist ein Pilotprojekt zur Reduzierung und Wiederverwertung von Plastikmüll in der Millionenstadt Suzhou. In diesem deutsch-chinesischen Kooperationsprojekt werden PET-Flaschen, papierbasierte Getränkebehälter und Plastikverpackungen aus dem gemischten Abfall herausgefiltert und so recyclebar gemacht. Der Aktionsplan erscheint in diesem Kontext als logischer nächster Schritt und bietet dem Streben nach nachaltigerem, global vernetztem Umgang mit Müll einen organisatorischen Rahmen. Die Grundlagen für einen kontinuierlichen und transparenten Dialog sind mit dem Abkommen geschaffen worden. Wir werden die Fortschritte bei der Umsetzung verfolgen. | |
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| Am 22. März 2024 fand zum 32. Mal der Weltwassertag statt. Dieser Tag soll genutzt werden, um über das Thema Wassersicherheit aufzuklären. Obwohl es sich bei Wasser um eine, wenn nicht sogar um die wichtigste Ressource handelt, erhält keineswegs jede:r gleichberechtigten Zugang dazu. Auch in China ist sauberes Wasser in einigen Regionen, gerade in Nord- und Nordwestchina, keine Selbstverständlichkeit. Jedoch, gab es in den letzten Jahren sowohl auf Regierungs- als auch auf gesellschaftlicher Ebene bedeutende Fortschritte in der langfristigen Absicherung des Zugangs zu nutzbarem Wasser. Nicht nur in China, sondern auch in anderen Regionen Südostasiens, ist Wasser eines der drängendsten Themen. In der neuesten Ausgabe des online Magazins südostasien: "Alles im Fluss? Wasser in Südostasien" wird über die Probleme und Entwicklungen des Wasserkonsums in Laos, Vietnam, den Philippinen und Indonesien berichtet. Die Zeitschrift beleuchtet, wie diese Länder den Herausforderungen Wasserknappheit, Verschmutzung und ungleicher Verteilung begegnen. | |
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| | | In einer Welt, in der politische Ambitionen im Kampf gegen den Klimawandel oft zurückbleiben, lastet ein wachsender Druck auf der Zivilgesellschaft. Beim 12. Asientag beteiligen wir uns mit dem China-Programm an dem Workshop "Eisige Grenzen überwinden: Chinesische und indische NGOs im Kampf gegen den Klimawandel". Wir beleuchten die Rolle Chinas im Kampf gegen den Klimawandel, zeigen Initiativen chinesischer und indischer Zivilgesellschaft im (Ost-) Himalaya auf und diskutieren über Herausforderungen und Chancen transnationaler zivilgesellschaftlicher Bündnisse. Gemeinsam erkunden wir Wege zur Stärkung von Kooperationen über Ländergrenzen hinweg. Begleitet wird dieser Workshop von den Panelisten Dieter Reinhardt vom North East India Forum und Martin Voß von Germanwatch. Zudem sendet Edda Kirleis eine Videobotschaft aus Asien direkt nach Köln. Die Moderation übernimmt Christian Straube von der Stiftung Mercator. Wir freuen uns über Ihre Teilnahme. | |
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| | Nach eineinhalb intensiven Jahren verabschiede ich mich aus dem China-Programm der Stiftung Asienhaus. In den letzten Monaten habe ich viel gelernt – über China, über das Leben und insbesondere über mich. Nun heißt es, dankbar und mit vielen wertvollen Erfahrungen im Gepäck Abschied zu nehmen und weiterzuziehen. Ich möchte mich bei allen Menschen bedanken, die ich während der letzten eineinhalb Jahre kennenlernen, mit denen ich zusammenarbeiten und von denen ich lernen durfte. Ein besonders herzliches Dankeschön geht an das gesamte Team der Stiftung Asienhaus sowie des Philippinenbüros. Eure positive Energie, Leidenschaft für die zivilgesellschaftliche Arbeit und eure Unterstützung haben meine Zeit in der Stiftung Asienhaus enorm bereichert. Ein besonderer Dank gilt dir, Jo, für die vielen lehrreichen Erfahrungen, das bereitwillige Teilen deines unerschöpflichen Wissens und deine Bereitschaft, stets im Dialog zu bleiben. Obwohl der zivilgesellschaftliche Austausch mit China nach der Corona-Pandemie neu belebt werden musste, haben unsere Förderer Brot für die Welt und die Stiftung Mercator, Misereor wie auch die Stadt Kölnstets an die Arbeit des China-Programms geglaubt, uns den Rücken freigehalten und uns unterstützt. Vielen Dank für die tolle Zusammenarbeit! Die Dialogarbeit mit chinesischen NGOs ist ein bedeutender Pfeiler für die Bewältigung globaler Herausforderungen wie dem Klimawandel. Nur durch kontinuierlichen Austausch und internationale Zusammenarbeit können gemeinsam nachhaltige Lösungen gefunden werden. Möge der zivilgesellschaftliche Dialog weiter gedeihen und möget ihr mit eurer Arbeit viele weitere Brücken nach Asien bauen. Ich wünsche dem Asienhaus, allen Kolleg:innen aus der „China-Bubble“ und insbesondere dem China-Programm alles erdenklich Gute für die Zukunft und freue mich auf ein Wiedersehen in anderem Kontext. 再见 Leonie Suna-Kiefer | |
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| | | Für das China-Programm der Stiftung Asienhaus wird zur Vervollständigung des zweiköpfigen Teams in Köln zum 1. September ein/e Programmreferent:in - m/w/d - (Teilzeit, 50 %) gesucht. | |
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Unsere Empfehlungen – 津津乐道 |
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| | How One Letter Could Change a Life | |
| Im April 2024 veröffentlichte die Regierung von Hongkong ihre überarbeitete Ausweispolitik, in der die „vollständige geschlechtsangleichende Operation“ als Vorbedingung für eine Änderung der Geschlechtsmarkierung gestrichen wurde. Dies bedeutet einen Wendepunkt in dem langjährigen Kampf für Geschlechtergleichstellung. Henry Tse, ein führender LGBTQIA+ Aktivist Hongkongs und Gründer der NGO Transgender Equality Hong Kong, spricht in einem Ted-Talk über seinen langjährigen Einsatz für eine gesetzliche Änderung, die für ih persönlich von höchster Bedeutung ist und die transformative Reise, die zur Überarbeitung der Politik führte. |
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| | | Die Rolle chinesischer Think Tanks im Parteistaat | |
| In der aktuellen Studie "Leiser Rat, lautstarkes Lob: Die Rolle chinesischer Think Tanks unter Xi Jinping" analysieren die MERICS-Experten Nis Grünberg und Grzegorz Stec die wachsende Bedeutung dieser Institutionen bei der Formulierung und Vermittlung der offiziellen Politik Chinas. Die Autoren beschreiben die regulatorischen Anforderungen, die Peking an sie stellt, und zeigen verschiedene Typen chinesischer Think Tanks sowie deren Aufgaben in Fallstudien auf. Zudem wird untersucht, wie prominente Think Tanks international kommunizieren und wie der Parteistaat die Parameter für ihre Auslandsaktivitäten festlegt. |
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Das Licht': Sci-Fi aus China | |
| Die Schauspielperformance 'Das Licht' basiert auf der gleichnamigen Sci-Fi-Story 'Kaiguang' 开光 des preisgekrönten chinesischen Autors Chen Qiufan 陈楸帆 (geb. 1981). Die Fakultät für Ostasienwissenschaften der Ruhr Uni Bochum zeigt die Performance mit einem einführenden Vortrag seines Übersetzers Dr. Marc Hermann (Universität Bonn) und in einer Inszenierung von und mit Clara Dittrich, Marie-Kristin Kirschner, Imke Daum und Niklas Strang, die sich im Studium im Fach performART an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter kennenlernten. Über Zukunftsvorstellungen in China und Europa diskutieren anschließend Prof. René Harder (Alanus Hochschule Alfter), Dr. Marc Hermann und Prof. Dr. Christine Moll-Murata (Ruhr-Universität Bochum)." Veranstalter: Fakultät für Ostasienwissenschaften der Ruhr-Universität Bochum Datum: Mittwoch, 12.06.2024 Uhrzeit: Einlass ab 18:00 Uhr Ort: Theater im Musischen Zentrum der RUB, Universitätsstraße 150 44801 Bochum, Anmeldung erforderlich
Sprache: Deutsch | |
| | State – Society – individual: Social engagement and activism in contemporary china | |
| Vorträge und Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Zhao Dingxin (University of Chicago), Prof. Dr. Bettina Gransow (Freie Universität Berlin) und Dr. Daniel Fuchs (Humboldt-Universität zu Berlin) zu aktuellen Entwicklungen in Bezug auf soziales Engagement und Aktivismus in zeitgenössisches China und ihre wissenschaftliche Diskussion, die die Dimensionen des Staates, der Gesellschaft und des Individuums untersucht. Veranstalter: Konfuzius-Institut an der FU Berlin Datum: Montag, 17.06.2024 Uhrzeit: ab 16:00 Uhr Ort: Konfuzius Institut an der Freien Universität Berlin, Goßlerstr. 2-4, 14195 Berlin
Sprache: Englisch | |
| | Exil in China – Aufwachsen in Shanghais Ghetto | |
| Sonja Mühlberger wurde als Tochter jüdischer Emigranten 1939 in Shanghai geboren. Ihre Eltern waren nur knapp den Nationalsozialisten entkommen und in die chinesische Hafenstadt geflüchtet, in die man damals visumfrei einreisen konnte. Fast 20.000 Menschen, die meisten davon jüdisch, suchten darum Zuflucht in Shanghai. Unter japanischer Besatzung aber setzte sich die Diskriminierung in den 1940er Jahren fort, Sonja Mühlberger musste mit ihrer Familie im Stadtteil Hongkew ein Ghetto für jüdische Exilanten beziehen. Das Leben war von Mangel geprägt und spielte sich überwiegend in dem zweieinhalb Quadratkilometer großen Ghetto ab. Erst im August 1947 konnte die Familie wieder zurück nach Berlin. Sonja Mühlberger wurde Lehrerin und begann, sich für die Aufarbeitung des jüdischen Exils in Shanghai zu engagieren sowie als Zeitzeugin zu berichten. Dafür erhielt sie den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Veranstalter: China-Kompetenzzentrum Bodensee Datum: Mittwoch, 19.06.2024 Uhrzeit: ab 19:15 Uhr Ort: Hochschule Konstanz, Alfred-Wachtel-Str. 8 Raum M002, 78462 Konstanz oder Online via Webex Sprache: Deutsch | |
| | Das Innovationsparadox Chinas. Ein interdisziplinärer Blick auf Kultur, Politik, Technologie und Psychologie | |
| Das Innovationsparadox Chinas bricht mit konventionellen Weisheiten über die Grundlagen der Innovation. In diesem Vortrag gehen wir der Frage nach, wie China trotz autoritärer Kontrolle, kollektivistischer Kultur und einer Neigung zur goldenen Mitte führend in der globalen Technologieinnovation wurde. Es geht auf die komplexe Verflechtung von Kultur, Politik, Technologie und Psychologie ein, die Chinas einzigartiges Innovationsökosystem formt. Dieser systematische und paradoxe Ansatz beleuchtet, wie China scheinbare Gegensätze zwischen Kontrolle und Kreativität überwindet, und bietet Einblicke, was die Welt von Chinas Innovationsansatz lernen kann. Der Vortrag dauert etwa 45 bis 60 Minuten mit anschließender Diskussion mit der Gelegenheit Fragen zu stellen. Veranstalter: ChinaKooP | Internationales Büro Datum: Donnerstag, 27.06.2024 Uhrzeit: 18:00 - 19:30 Uhr Ort: Friedrich Schiller Universität Jena, Carl-Zeiss-Straße 3, Hörsaal 7, 07743 Jena oder online via Zoom Sprache: Deutsch | |
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Im April ging das Video eines Grundschülers in China viral, der im Unterricht von seinem Traum erzählte: Er möchte Präsident der Agricultural Development Bank of China werden und das Familienerbe weiterführen. Mehrere Familienmitglieder des Jungen arbeiteten über Generationen hinweg in Führungspositionen in dieser Bank. Das Internet reagierte prompt und wies darauf hin, dass die Bank dem Staat gehört, nicht einer Familie. Eine Diskussion über Nepotismus und mangelnde soziale Mobilität entbrannte. 阶层固化 jiē céng gù huà, die Verhärtung sozialer Schichten/Klassen wurde ein ebenso geläufiger Hashtag wie auch 童言无忌 tóng yán wú jì, was dem Deutschen: "Kindermund tut Wahrheit kund" semantisch ähnelt. |
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© 2024 Stiftung Asienhaus |
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