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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Montag, 15.03.2021 | Schauer und Böen bei bis zu 8°C. | ||
+ CDU tritt in die Anarchosphäre ein + Giffey zum Konflikt um die Identitätspolitik + Mehr als 4000 unbearbeitete Akten bei der Staatsanwaltschaft + |
von Lorenz Maroldt |
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Die Angst, von der Impfbürokratie vergessen worden zu sein, teilen in Berlin immer mehr Menschen – darunter auch die 96-jährige Frau des verstorbenen früheren Bürgermeisters von Neukölln, Heinz Stücklen. Sie ist munter, aber transportunfähig, heißt es in einer Mail einer befreundeten Familie an den Checkpoint. Seit Wochen wartete sie jetzt schon vergeblich auf das versprochene mobile Impfteam: Anrufe laufen ins Leere, niemand weiß Bescheid, auf Briefe kommen nur allgemein gehaltene Formschreiben zurück. Ähnlich lautende Mails kommen täglich bei uns an – die Betroffenen werden zwischen Impf-Hotline, Krisenstab in der Senatsverwaltung und Impf-Einladungszentrum hin- und her verwiesen, vulgo: abgewimmelt. Mal heißt es: „Warten Sie eine Woche“, dann „Warten Sie drei Wochen“, oder auch mal „Da scheint aber etwas schief gelaufen zu sein, ich werde mich persönlich darum kümmern“ (was dann aber nicht geschieht). Einen Tipp für verzweifelte Privatpatient mit Attest (auch hier läuft es nach Wochen noch nicht rund) hat Checkpoint-Leserin Julia Müller aus Steglitz: Nachdem Sie es aufgegeben hatte, bei der „Impf-Hotline“ anzurufen, versuchte sie es einfach mal unter der allgemeinen Behördennummer 115, um sich registrieren zu lassen – und hatte Erfolg („super schnell, sehr freundlich“). Bitte weitersagen! | |||||
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Die Pressestelle der Gesundheitsverwaltung ist die satirische Speerspitze des Senats – unter der künstlerischen Leitung von Moritz Quiske verbreitet sie zuverlässig mehr Lach- als Sachgeschichten. Bis jetzt hielten wir sie deshalb für die beste Pressestelle der Welt – doch jetzt erschüttert eine RBB-Rezension unseren Glauben. Waren wir etwa zu naiv? Lesen wir mal rein in die Story von Sabine Müller: + „In Krisenzeiten muss Politik zuverlässig und zeitnah informieren, um glaubwürdig zu sein. Bei der Berliner Gesundheitsverwaltung fließen Informationen allerdings zäh und äußerst spärlich – egal ob an die Presse oder an Mitarbeiter, die gegen die Pandemie kämpfen.“ + „Wenn der Gesundheitsverwaltung Fragen von Journalist*innen zu einem Thema nicht passen, mauert sie gerne erstmal komplett. Ausführliche Fragenkataloge werden manchmal mit einem einzigen Satz beantwortet und kritische Nachfragen verbittet die Behörde sich.“ + „Wenn Gesundheitssprecher Quiske über die Impfzahlen redet, sprechen Kritiker von ‚Moritz' Märchenstunde‘.“ + „Aus den Reihen der Gesundheitsämter kommt scharfe Kritik an der Kommunikations- und Informationspolitik. Der Umgangston sei oft arrogant, respektlos und unhöflich.“ + „Ein Amtsarzt zieht das bittere Fazit: ‚Es gibt einfach niemanden in der Senatsverwaltung, der weiß, wie man professionell kommuniziert‘.“ Aber das lässt sich ja sicher alles mal heilen. | |||||
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Checkpoint-Leser Matz Wietheger hat in der Tradition unserer Ereignis-Charts eine Impf-Playlist zusammengestellt – hier seine Top 10: 1. I‘ve got you under my skin (Cole Porter) 2. Fever (Peggy Lee) 3. The End (The Doors) 4. Needles and Pins (Smokie) 5. Alltogether Now (Beatles) 6. Soul Vaccination (Tower of Power) 7. Ain‘t Got No, I Got Life (Nina Simon) 8. In my Blood (Shawn Mendes) 9. In my Veins (Andrew Belle) 10. Vaccine Daddy (Richard Cheese) Weitere Vorschläge nehmen wir gerne unter [email protected] entgegen. | |||||
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Was sagt eigentlich Franziska Giffey als SPD-Landesvorsitzende zum Konflikt zwischen u.a. den Berliner Sozialdemokraten Wolfgang Thierse (Ex-Bundestagspräsidet) und Kevin Kühnert (stv. Bundesvorsitzender) über die Bewertung von „Identitätspolitik“ und „Cancel Culture“? Wir haben hier die Aufzeichnung einer Antwort, sie besteht mehr oder weniger aus einem einzigen, atemlosen Satz von 5:25 Minuten (zur Sicherheit haben wir das Ganze abgeschrieben, es sind 4350 Zeichen). Hier einige Auszüge (bei Bedarf schicken wir Ihnen die komplette Abschrift gerne zu): + „Das ist ja einfach eine Frage von Bewertung einer Situation die, hm, erstmal… man hat ja gemerkt anhand dieser Diskussion, wie doch vielen Menschen dieses Thema am Herzen liegt, wie wir eigentlich umgehen mit Minderheiten, mit Identität, wie wir über bestimmte Gruppen sprechen, wie wir, hm, auch wie unsere Sprache sich verändert hat, offensichtlich gibt’s dazu Redebedarf…“ + „Und die Frage ist, wie geht man damit um, und ich glaube, dass Wolfgang Thierse einen ganz wichtigen Punkt gemacht hat, er hat nämlich in dem, was er dort gesagt hat, auch einen Schwerpunkt auf das Gemeinsame gelegt…“ + „Häufig gehen solche Diskussionen dann sehr in die Emotionalisierung, und dann wird daraus gleich eine Gesamtkritik, und das finde ich einfach schade, denn am Ende des Tages leben wir in einer vielfältigen Gesellschaft…“ „So, jetzt kann man sagen‚ ‚die Gruppe und die Gruppe und die Gruppe‘, aber am Ende hab ich immer gesagt, die Kinder in der Schule sind doch alles meine Neuköllner Kinder, das sind alles Berliner Kinder, wir wollen doch, dass Sie vorankommen, dass sie ihren Weg machen können, egal, wo die Wiege ihrer Eltern stand, egal woran sie glauben, egal welche Sprache zuhause gesprochen wird…“ + „Und ich glaube, dass wir als Gesellschaft insgesamt nur weiterkommen, wenn wir uns nicht darauf fokussieren, den Unterschied zu betonen, sondern das Gemeinsame zu suchen...“ + „Ich glaube, dass wir bei allem Bemühen und bei aller berechtigten Diskussion um Menschen die Diskriminierung klar benennen, die Notwendigkeit, dass wir dagegen vorgehen, das will ich gar nicht in Abrede stellen, aber, die Frage, wie wir insgesamt als Gesellschaft weiterkommen, die ist damit verbunden, wie wir es schaffen, eine gemeinsame Identität zu entwickeln.“ | |||||
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