Der SZ-Newsletter fürs Fußballwochenende.
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19. April 2024
Morgen im Stadion
Der SZ-Newsletter fürs Fußballwochenende
Christof Kneer
Sportredakteur
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Guten Tag,
Max Eberls beste Leistung als Sportchef von Borussia Mönchengladbach bestand nicht darin, einen Trainer zu verpflichten. Seine beste Leistung war, einen Trainer zu halten: Lucien Favre, dessen Schrullen den Manager Eberl zur Hergabe seines ganzen Könnens zwangen. Favres Beitrag zur sportlichen Wiederbelebung der Borussia war unumstritten, aber als die Parteien am Ende auseinandergingen, taten sie das in der Überzeugung, es neun Jahre miteinander ausgehalten zu haben. Was auch stimmte: Nach herkömmlicher Zählung waren es zwar nur viereinhalb, aber Favre-Jahre zählen doppelt.

Bei seinem aktuellen Verein, dem FC Bayern, kam Max Eberl deutlich zu spät, um einen Trainer zu halten, für den es angeblich auch eine eigene Zeitrechnung gibt. Auch Thomas-Tuchel-Jahre sollen für Vereine anstrengend sein, wobei in diesem Fall hinzuzufügen ist: Mindestens so strapaziös sind FC-Bayern-Jahre für Trainer. Und genau das ist nun Eberls Problem.

Max Eberl wird nun das tun müssen, was er nach Favre auch in Gladbach ständig tun musste: Er muss kreativ sein, einen neuen Trainer holen und auf eine längere Verweildauer hoffen als bei seinen Gladbach-Trainern Schubert, Hecking, Rose und Hütter. Ob es leichter ist, einen Trainer zu akquirieren, wenn man nicht die mittelgroße Borussia, sondern der große FC Bayern ist? Die einen sagen so, die anderen so.

Wenn sich unter all den Turbulenzen rund um echte und halb echte Trainerkandidaten ein Trend abbildet, dann dieser hier: Was die Klubkultur anbelangt, muss der FC Bayern vorübergehend damit leben, der Herr Tur Tur unter den Großklubs zu sein – ein Scheinriese, der immer kleiner wird, je näher man ihm rückt. Dazu passt die zweite überraschende Erkenntnis: Trainer können lesen. Sie entnehmen den Statistiken, wie lange es die Kollegen zuletzt bei Bayern ausgehalten haben (nicht lange) – und wer ein bisschen weiter stöbert, findet dazu noch ein paar Trainerzitate, die von erheblicher Abgründigkeit zeugen. Zwar hatten die (unterschiedlichen) Bayern-Verantwortlichen stets mehr oder weniger gute Gründe, sich von ihren Trainern zu trennen, aber weil viele dieser Trainer anderswo enorm erfolgreich waren, drängt sich erst einmal dieses Fazit auf: Der FC Bayern hat aus seinen Trainern zuletzt das Schlechteste herausgeholt. Das weiß Xabi Alonso, und Julian Nagelsmann weiß das erst recht. Er war ja selber einer davon.

Am Freitag hat Nagelsmann mitgeteilt, dass er über die Heim-EM im Sommer hinaus Bundestrainer bleibt. Und damit auch: dass er nicht erneut Bayern-Trainer wird. Es geht nun nicht darum, ob die Bayern Nagelsmann ohnehin abgesagt hätten oder ob Nagelsmann die Münchner Offerte verworfen hat. Worum es geht, ist, dass der Trainerposten in München zurzeit offenbar nicht so attraktiv ist, wie er es nach Ansicht der Bayern sein sollte. Wenn sich Bayerns Trainerkandidaten ihren potenziellen Arbeitsplatz anschauen, dann entdecken sie wenig, worauf sie sich verlassen können. Sie sehen eine Elf, bei der man nie weiß, ob ihre Begabung oder ihre Launen größer sind; und sie sehen eine Chefetage, in der immer noch der eine Funktionär von Herzen etwas verhindert, nur, weil der andere Funktionär es will. Karl-Heinz Rummenigge habe Nagelsmann skeptischer gesehen als Uli Hoeneß, hört man etwa – und das Gegenargument, ein Trainer könne ja nun endlich vom neuen starken Mann Max Eberl geführt werden, relativiert sich durch die Tatsache, dass Eberl der starke Mann von Uli Hoeneß ist. Ob er aber auch der starke Mann von Rummenigge, vom Klubchef Dreesen oder dem Präsidenten Hainer ist?

Die Bayern konkurrieren nicht nur mit Leverkusen oder Dortmund, sondern auch mit europäischen Topklubs, bei denen das Geld aus Ölquellen sprudelt. Was die Münchner dem Irrsinn entgegenhalten könnten, wäre ein konstanter Sportbetrieb mit klarer Idee – und ein Trainer, der mal länger auf der Bank sitzen bleibt als Nagelsmann oder Tuchel. Für die Statistiker: Tuchel wird von März 2023 bis Juni 2024 in München gewesen sein, also etwa drei Bayern-Jahre.

Die Hintergründe zur Verlängerung von Julian Nagelsmann beim DFB können Sie hier lesen (SZ Plus):
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Bundestrainer Julian Nagelsmann: Er brennt so schön
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Und apropos Trainer: Ein wirklich besonderes Projekt zum neuen deutschen Meister Bayer Leverkusen und seinem Meistertrainer Xabi Alonso, der auch nicht FC-Bayern-Trainer werden will, habe ich Ihnen in unserer Best-of-Fußball-Rubrik „Das ist Fußball“ verlinkt. Meine Kollegen Sebastian Fischer und Thomas Hürner haben sich gefragt, was den Alonso-Fußball eigentlich so besonders macht, und sind auf ein Leverkusener Tor gestoßen, anhand dessen man fast alle taktischen Vorgaben des baskischen Trainers erklären kann. Zusammen mit Joana Hahn und Thomas Gröbner aus der SZ-Abteilung für digitales Storytelling haben sie die Entstehung dieses Tores Spielzug für Spielzug, Pass für Pass auf einer virtuellen Taktiktafel visualisiert. Absolute Leseempfehlung!

Ich wünsche Ihnen ein interessantes Fußballwochenende,
Christof Kneer
Sportredakteur
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Wie funktioniert der Fußball, der Bayer Leverkusen zum Meister gemacht hat? Was macht ihn so besonders? Ein Erklärungsversuch mit Taktiktafel.
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