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Guten Tag,
eigentlich hatte ich mit meiner Kollegin Kathrin Hollmer ausgemacht, dass sie mit dem Kräuterexperten Martin Rötzel vor allem darüber spricht, wie Kräuter Speisen bekömmlicher machen. Was sie mir dann zuschickte, war eine Themaverfehlung â aber der schönsten Art! Denn ihr Interview war viel umfassender und interessanter als das, was ich mir zunächst davon erhofft hatte (wie Kräuter bei der Verdauung helfen, steht trotzdem drin!).
Es beginnt schon damit, dass Martin Rötzel ein sehr besonderer Experte ist: Er ist Autodidakt. Nach einer schweren Erkrankung beschloss er, nur noch das zu tun, was ihm im Leben wirklich etwas bedeutet: durch die Natur zu streifen und Pflanzen zu sammeln. Wie kann man damit einen Lebensunterhalt bestreiten? Er begann, in einem Garten in Berlin-Mariendorf Kräuter anzubauen, im Grunde legte er einen Klostergarten an, vertiefte sein Wissen über Kräuter und Heilpflanzen â und beliefert heute mit seinen Erzeugnissen (darunter allein zehn verschiedene Minz-Sorten) die Berliner Spitzengastronomie.
Einiges über Kräuter und Heilpflanzen weià man vielleicht: dass Salbei bei Halsschmerzen helfen kann oder Lavendel beruhigend wirkt. Aber wussten Sie, dass kein Bestandteil des Löwenzahns giftig ist und seine geschlossenen Blüten wie Kapern schmecken, wenn man sie fermentiert? Dass Rosmarin-Tee ähnlich wach macht wie Kaffee? Dass Brennnesseln absolute Alleskönner sind, und dabei sehr proteinreich? Rötzel zeigt in einem kurzen Video, wie man sie erntet, ohne mit ihren Nesseln in Kontakt zu kommen, und verrät, wie man die Blätter zu Salat, Tee oder Pesto verarbeitet. Ein Interview über Heilpflanzen, das auch bei all jenen den Entdeckergeist wecken dürfte, die bestenfalls eine Handvoll Pflanzen am Wegrand wirklich erkennen (die besten Apps dafür nennt Rötzel ebenfalls): | |
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| | | | | | | »Die Brennnessel enthält genug Proteine, um überleben zu können« | | Wildkräuter sind oft richtig nützlich: Rosmarin macht wach, Spitzwegerich hilft bei Erkältung. Der Kräuter-Experte Martin Rötzel verrät Tricks zum Erkennen, Sammeln (Brennnesseln ohne Schmerzen!) und Zubereiten. | | | |
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Ein Szenario, vor dem in meiner 80er-Jahre-Kindheit gewarnt wurde, war immer der Fuchsbandwurm, keinesfalls solle man Walderdbeeren oder Wildkräuter »einfach so« essen. Rötzel glaubt, dass der Tenor in Kindergärten und Schulen auch heute nicht anders sei: »Das lehrt dich beim Start ins Leben, dass alles um dich herum giftig ist.« Der Gedanke machte mich nachdenklich.
Selbst wenn Sie vorsichtig bleiben auf Ihren Spaziergängen und von Brennnesseln lieber die Finger lassen: Dieses Interview macht Lust auf den Frühling und die Natur. Genau wie diese ewig wahren, ewig schönen Zeilen von Erich Kästner: Aus Gras wird Heu. Aus Obst Kompott. / Aus Herrlichkeit wird Nahrung. / Aus manchem, was das Herz erfuhr / wird, bestenfalls, Erfahrung. / Es wird und war. Es war und wird. / Aus Kälbern werden Rinder / Und weil's zur Jahreszeit gehört / aus Küssen kleine Kinder.
Herzliche GrüÃe | |
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| Annabel Dillig | | | Redakteurin |
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