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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Mittwoch, 04.01.2023 | Leichter Regen und windig bei max. 10°C. | ||
+ Neuköllner Integrationsbeauftragte zu Silvesterrandalierern: „Es sind die hoffnungslos Abgehängten“ + „Fusion“-Festival sperrt Kinder und Jugendliche aus + Wieder mehr Trabis auf Berlins Straßen + |
von Robert Ide |
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Guten Morgen, rohes neues Jahr! Nach der durchgeknallten Silvester-Nacht in Neukölln und Schöneberg mit kriminellen Angriffen auf Rettungs- und Sicherheitskräfte wird selbst der Feuerwerksbranche angst und bange. Der in Berlin ansässige Bundesverband für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk verkroch sich am Dienstag offenbar mit einem Knalltrauma und ließ sämtliche Checkpoint-Anfragen per Mail und Telefon nach Konsequenzen für einen künftigen Böllerverkauf ungehört liegen. Dabei kann das gezielte Ballern mit Schreckschuss- und Leuchtmunition auf Polizei und Feuerwehr kaum im Sinne der Raketenhersteller sein. Hören wir also stattdessen Betroffenen zu, die dabei waren und deren Botschaft nicht ungehört verhallen sollte. Zunächst Benjamin Jendro, der für die Gewerkschaft der Polizei und damit für viele angegriffene Beamtinnen und Beamten spricht: „Waffen gehören in die Hände von Profis. Für Schreckschusspistolen braucht es eine Registrierungspflicht, diese gibt es beim Kauf bisher nicht. Selbst für Polizisten sind diese Waffen nicht von echten zu unterscheiden.“ Feuerwehrmann Baris Coban, der mit seinem Löschzug in der Silvesternacht von Hunderten Jugendlichen angegriffen worden war, spricht über die Täter (via RBB): „Ich nenne das Kind beim Namen. Die Leute, die hier auf uns geschmissen haben, diese ganzen Böller und Knaller und Flaschen, das waren keine Linksautonomen, die ein Problem mit dem System haben. Das waren junge Heranwachsende, größtenteils mit Migrationshintergrund. Und das sage ich, obwohl ich selbst einen Migrationshintergrund habe. Mein ganzes Leben kämpfe ich gegen Vorurteile an. Aber was soll ich denn da noch sagen?“ Aufschlussreich auch die Stimme von Güner Balci, Integrationsbeauftragte von Neukölln (via „Spiegel“), die das soziale Umfeld der fast ausschließlich männlichen Gewalttäter ausleuchtet: „Einige der Täter kenne ich und weiß, um wen es sich handelt. Es sind die hoffnungslos Abgehängten, platt gesagt: absolute Loser. Wir haben diese Tendenz in allen Großstädten, stets in abgehängten Milieus. Es gibt Subkulturen der Gescheiterten, die sich als Gegner des Staates sehen. Ihr kultureller Hintergrund spielt dabei keine Rolle. Das sind totale Dumpfbacken, die anders als vor 20 Jahren jetzt über die sozialen Medien einen großen Wirkungskreis haben.“ Was also hilft ein Böllerverbot, solange wir es nicht für geboten halten, über die Abgehängten in unserer Stadt nachzudenken – und über Strafen für missbräuchlichen Waffengebrauch, die mehr Strahlkraft entfalten als eine bundespolitisch krepierende Feuerwerksdebatte? | |||||
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Das hat Berlin gerade noch gefehlt: gefailte Wahlplakate. Unter den Eichen in Steglitz tauchte am Dienstag plötzlich wieder Armin Laschet auf. „Entschlossen für Deutschland“, fordert da der frühere CDU-Kanzlerkandidat (hier). Der Sprecher der Berliner CDU machte entschlossen schnell einen Schuldigen aus: eine große Bochumer Werbefirma, laut eigenen Angaben „Marktführer im Bereich der Wahlwerbung“. Gleich um die Ecke an der Autobahn lächelt auch Annalena Baerbock ihrem Traum vom Kanzleramt hinterher (hier). Ihr Spruch: „Kommt, wir ändern die Politik.“ Tja, dieses Motto fehlt bei Berlins Wiederholungswahl wohl allen Parteien: Kommt, wir ändern die Plakate! | |||||
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Sulle ist sauer: Seine Freundin ist abgehauen, sein Auto wurde gepfändet. So beginnt „Wedding“, einer der letzten Berliner Filme, die vor dem Mauerfall gedreht wurden. Sulle trifft im abgerockten Arbeiterkiez auf Susanne und Markus aus seiner alten Clique – alle drei suchen neue Lebensträume im alten Wedding, am kürzeren Ende der Bornholmer Straße. Seit Jahren wird der Film von 1989 im kleinen City Kino Wedding aufgeführt. Oft kam bei den Vorstellungen auch Hauptdarsteller Harald Kempe vorbei, der Sulle mit seinen Muskeln, seiner Berliner Schnauze und seiner Traurigkeit einen bleibenden Ausdruck gab (Trailer hier). Kempe, der neben der Schauspielerei auch als Tenor und Stuntman arbeitete, war auch öfter im Fernsehen zu sehen – zuletzt im Berliner „Tatort“ mit dem Titel „Mauerpark“, der gleich um die Ecke auf dem inzwischen abgerissenen Industriegelände auf der Weddinger Seite des Mauerparks spielt. Nun ist Kempe überraschend mit 58 Jahren gestorben. Ihm zu Ehren zeigt heute das City Kino Wedding (20.45 Uhr, Müllerstraße 74, Tickets hier) wieder „Wedding“. Vieles vergeht in Berlin – charmant-derbe Leute wie Sulle bleiben. | |||||
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Dass man mit Kriegsverbrecher Wladimir Putin über Frieden verhandeln kann, glauben neben erstaunlich vielen Politikern in der SPD eigentlich nur noch Verschwörungsideologen. Einer der Schlimmsten von ihnen ist der Berliner Antisemit Attila Hildmann, der sich vor einem internationalen Haftbefehl in der Türkei versteckt hält – er hatte öffentlich zu einer „Todesstrafe“ für den Grünen-Politiker Volker Beck aufgerufen. Nachdem statt der Ermittlungsbehörden zuletzt „Stern“-Journalisten und Hobbydetektive den Gesuchten in der Stadt Kartepe südöstlich von Istanbul ausfindig gemacht hatten, müsste Deutschland nun auf eine dringliche Auslieferung dringen. Doch es passiert offensichtlich gar nichts. „Die Bundesregierung sollte bei der Türkei förmlich um Verhaftung und Auslieferung von Hildmann ersuchen“, fordert Beck nun auf Checkpoint-Anfrage. Nicht nur Jurist Beck kann die Untätigkeit nicht nachvollziehen: „Hildmann ist Deutscher und es gibt in Deutschland Ermittlungen und Rechtstitel gegen ihn.“ Lange hatte die Generalstaatsanwaltschaft behauptet, Hildmann besitze neben der deutschen die türkische Staatsangehörigkeit; deshalb könne er nicht ausgeliefert werden. Inzwischen ist aber auch diese Verschwörungstheorie widerlegt. | |||||
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Das kann einem schon komisch vorkommen. Wer in der Komischen Oper sitzt, um etwa die mit fantastischen Filmeffekten inszenierte „Zauberflöte“ zu sehen (Trailer hier), muss sich nach der Decke strecken. Denn die prachtvolle Stuckdecke über dem mächtigen Kronleuchter macht sich langsam locker und wurde deshalb abgehängt. „Die Saaldecke ist provisorisch mit einem Netz gesichert, aber nicht einsturzgefährdet“, versichert Anja Scholtyssek von der Komischen Oper auf Checkpoint-Nachfrage. Nach einem Gutachten im vergangenen Sommer untersuche nun die Denkmalpflege, „wie im Detail mit der Restaurierung des Stucks umgegangen wird“. Das sollte schnell gehen – schließlich zieht bald die ganze Oper um. Das schöne Haus der leichten Unterhaltung sucht gerade Umzugsfirmen für einen „Vorumzug 1 im Mai“, einen „Vorumzug 2 im Juni“ sowie den Ende Juni geplanten „Hauptumzug“. Ab dem Sommer soll die Komische Oper dann im Schillertheater am Ernst-Reuter-Platz gastieren – so lange, bis das eigene Gebäude Unter den Linden vollständig saniert und erweitert worden ist. „Wir gehen von fünf bis sechs Jahren aus“, sagt Scholtyssek. Inbegriffen im Umzug sind laut Ausschreibung „Ein- und Auspackleistungen von mehr als 600 laufenden Metern Akten und Büchern“. Auch leichte Arien können ganz schön schwer sein. | |||||
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