Liebe Frau Do, 600 Teilnehmer, darunter 50 Staats- und Regierungschefs und 30 Minister, waren gestern in das Münchner Hotel „Bayerischer Hof“ zur 55. Auflage der Sicherheitskonferenz gekommen. Eine Rekorddichte an politischen Entscheidern, aber wir erleben auch eine Rekordzahl an Konflikten, Krisen und Spannungen. Probleme, bei denen wir dachten, wir hätten sie im Griff, wie die atomare Abrüstung. Neue Probleme, wie die Cyberkriege und das Aufbrechen traditioneller Bündnisse wie das transatlantische Verhältnis. Ein Fazit zogen sowohl Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen als auch Außenminister Heiko Maas: Europa wird sich stärker selbst helfen müssen. Da war es die logische Botschaft, dass Wolfgang Ischinger die Konferenz in einem Kapuzenpullover eröffnete, auf dem die Sterne der Europaflagge abgebildet waren. Holger Möhle berichtet über den ersten Tag der Konferenz. Für mich war es eine Premiere in München. Was 1963 als kleine Wehrkundetagung mit Sicherheitsexperten begann, hat sich zum Gipfeltreffen der Weltpolitik gemausert. Vor allem ist dies dem persönlichen Engagement des früheren deutschen Botschafters in den USA, Ischinger, zu verdanken, der 2008 die Geschicke der Konferenz übernahm und die Wichtigen der Wichtigen versammelt. So kann es sein, dass in der nur etwa 100 Quadratmeter großen Kaffeelounge die früheren US-Außenminister James Baker und John Kerry, Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko Siemens-Chef Joe Kaeser und Ivanka Trump, die Tochter des US-Präsidenten, aufeinandertreffen. Der Geheimdienstchef aus Kurdistan ist da, russische Top-Beamte und afrikanische Staatschefs. Und irgendwie wirkt alles friedlich. Man wünscht sich, dass die Anwesenden den Geist des Dialogs in ihre Heimatländer mitnehmen. In zwei Jahren könnte die Ära des 72-jährigen Ischinger als Konferenzchef übrigens zu Ende sein, munkelt man. Als Nachfolger wird ein Mann aus Neuss, der deutsche UN-Botschafter Christoph Heusgen, heiß gehandelt. Dass dann immer noch Donald Trump der mächtigste Mann Amerikas sein könnte, davon gehen viele aus. Der frühere US-Botschafter in Deutschland, John Emerson, reagierte gestern gelassen auf solche Prognosen. Der persönliche Stil in höchsten politischen Ämtern könne gewöhnungsbedürftig sein. Aber unter der Oberfläche sei die Beziehung zwischen Deutschland und den USA sehr gut, versicherte er. Ein Beleg: alleine 60 Mitglieder des US-Kongresses sind nach München gekommen. Einer, der mit Diplomatie nicht besonders viel am Hut hat, aber ebenfalls in Neuss aufgewachsen ist, ist der Kabarettist, Autor und Schauspieler Serdar Somuncu. Der Mann gehört zu den kontroversen Humoristen im Land (was mir gut gefällt!). Und er hat eine klare Haltung bei Integrationsfragen. Am Mittwoch war er bei uns in der Redaktion zu Besuch. Sebastian Dalkowski fasst das Gespräch zusammen. Im Podcast von Daniel Fiene und mir sagt er auch, was er besser findet: Karneval oder Schützenfest. Mich müssen Sie an dieser Stelle für ein paar Tage entschuldigen. Die Berge rufen, und unsere Kinder müssen endlich mal Skifahren lernen. An dieser Stelle übernimmt ab Montag meine exzellente Kollegin in der Chefredaktion, die Chefin unseres Parlamentsbüros, Eva Quadbeck. Herzlich, Ihr Michael Bröcker Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |