| | Samstag, 7. September 2024 |
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| • „Börsenhorrormonat September“ – Lieber gleich alles verkaufen? |
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| | „Börsenhorrormonat September“ – Lieber gleich alles verkaufen? |
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| Liebe Leserinnen, liebe Leser, die Börsen sind in den September gestartet, wie sie es in den August taten: Mit Verlusten! Doch im Gegensatz zum August hat der September den Ruf als schlechtester aller Börsen-Monate. Und beim Blick auf die historische Entwicklung anhand des S&P 500-Index wird schnell klar, weshalb er gerne auch mal als „Börsenhorrormonat“ bezeichnet wird. Die durchschnittliche Monats-Performance seit 1928 zeigt vier starke Monate mit jeweils mehr als 1% Zugewinnen: Der Juli steht dabei mit 1,7% an der Spitze, dahinter folgen der April mit 1,4%, der Dezember mit 1,3% und schließlich der Januar mit 1,2%. Kursverluste verbuchen hingegen Mai und Februar mit jeweils 0,1% und die rote Laterne trägt der September, in dem Anleger durchschnittlich 1,1% verloren haben. Wenn dieses saisonale Muster so deutlich vor einem liegt, drängt sich zwangsläufig die Frage auf, ob man dann nicht lieber gleich alle seine Aktien verkaufen sollte, bevor die Kurse einbrechen, um sie dann später billiger zurückzukaufen. Das liegt so klar auf der Hand – und ist leider völlig falsch! Die Gründe, weshalb diese so einfache Logik eine zu einfache ist und unterm Strich keine Erfolgsformel für die Börse darstellt, schauen wir uns mal genauer an. |
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| „Traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast.“ – Winston Churchill – |
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| Das Märchen vom Herbst-Crash Die Statistik lügt an dieser Stelle nicht, aber man muss schon hinter die Daten blicken, um zu einer relevanten Aussage zu kommen. Der September steht sehr schlecht da, das liegt nicht an einem allgemeingültigen saisonalen Muster, sondern dieser statistische Herbst-Effekt beruht auf einigen wenigen Großereignissen. Star-Investor Ken Fisher hat diesen Börsen-Mythos schon vor Jahren entzaubert in seinem Buch „Börsen-Mythen enthüllt für Anleger'“. Der 24. Oktober 1929 ging als „Schwarzer Donnerstag“ in die Geschichte ein und markierte den Beginn des Börsen-Crashs von 1929 und die sich anschließende Weltwirtschaftskrise, die als „die große Depression“ auch zu Hitler und dem 2. Weltkrieg führte. Am 19. Oktober 1987 fiel der Dow Jones Index um 22,6% – bis heute Tagesrekord, was ihm den Namen "Schwarzer Montag" einbrachte. Die Terroranschläge des 11. September 2001 („Nine-Eleven“) führten zu einer 4-tägigen Handelsaussetzung der US-Börsen. Unmittelbar nach Wiedereröffnung fiel der Dow Jones Index rund 7% und in den nächsten Tagen ging es erstmal weiter deutlich bergab. Und am 15. September 2008 erfolgte der Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers, nachdem ihr die US-Regierung die Unterstützung verweigerte, wodurch eine bis dahin nicht gekannte globale Finanzklemme und Vertrauenskrise ausgelöst wurde, die den gesamten Interbanken-Markt für viele Monate komplett trockenlegte. Dieses Ereignis wird seitdem oft als „Lehman-Moment“ zitiert, wenn mal wieder ein besonders düsteres Szenario heraufbeschworen werden soll. Den positiven Gegenpol bildet der „iPhone-Moment“... Diese Crashs fanden alle im September oder Oktober statt und deshalb weisen diese beiden Monate statistisch gesehen die schlechtesten Ergebnisse auf. Doch wie der berühmte Mathematiker Carl Gauß uns mit seiner Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion (auch als Normalverteilungskurve bekannt) lehrte, sollte man bei der Wahrscheinlichkeitsberechnung die Extrempunkte an beiden Seiten weglassen, um zu realistischeren Ergebnissen zu kommen. Und siehe da: Lässt man die schlimmsten drei, vier Kurseinbrüche und Hausse-Tage, die die Börsen in den letzten 200 Jahren hingelegt haben weg, dann stehen September und Oktober nicht wesentlich schlechter da als die übrigen Börsen-Monate. Ihr schlechter Ruf ist also nur ein „statistischer Rundungsfehler“ und damit ohne wirkliche Relevanz. |
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| „Für Börsenspekulationen ist der September einer der gefährlichsten Monate. Die anderen sind Juli, Januar, April, Februar, November, Mai, März, Juni, Dezember, August und Oktober.“ – Mark Twain – |
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| Wie schlimm ist es wirklich? Darüber hinaus sollte man die Relationen nicht aus den Augen verlieren. Mit Aktien konnte man auf lange Sicht gut 10% inkl. Dividenden verdienen. Und zwar unter Einbeziehung aller Korrekturen und Crashs. Dem stehen durchschnittliche 1,1% Minus für den September gegenüber, also gerade mal ein Zehntel der jährlichen Zuwächse. Das klingt doch nun wirklich nicht nach Stoff, aus dem man Panikattacken webt, oder? Jein. Denn zur Wahrheit gehört natürlich auch, dass die Statistik die Monatsentwerte auswirft und es zwischen Monatsanfang und Monatsende durchaus zu beträchtlichen Schwankungen kommen kann – und entsprechendem Nervenflattern. Jüngstes Beispiel ist der August, als die Kurse am Monatsanfang massiv einbrachen und zeitweilig um 10% unter dem Juli-Schlussstand lagen. Dann setzte eine sukzessive Erholung ein und am Ende schloss der August in etwa auf dem Niveau des Vormonats ab. Wer in diesem Monat nicht ins Depot geschaut hat, sah eine wenig ereignisreiche Entwicklung. Wer hingegen täglich sein Depot gescheckt hat, hat eine emotionale Achterbahnfahrt miterlebt. Es liegt auf der Hand, was sinnvoller ist, oder? „market-timing is a bitch“ Schlimm ist, dass sich viele Anleger bei Kurseinbrüchen aus ihren Aktien herausekeln lassen. Sie verkaufen in Panik, wenn der Markt in Panik ist. Also zu Ausverkaufskursen und damit meist deutlich unter dem wahren Wert ihrer Aktien. Noch schlimmer ist, dass sie die folgende Kurserholung nicht mitmachen, weil sie dem Braten nicht trauen und fürchten, die Kurse könnten noch stärker einbrechen. Das kann auch passieren, aber zumeist folgt auf einen Kursrutsch eine Kurserholung. Auch das ist eine statistische Erkenntnis. Und damit bleibt festzustellen: Wer in Panik verkauft, verkauft zu billig. Und verpasst nicht nur die folgende Kurserholung, sondern eben auch die Wiederaufnahme des langfristig steigenden Börsentrends. Doppelt und dreifach verloren! Spekuliere nicht! Investiere! In Panik-Momenten kauft auch derjenige nicht, der sich voller Absicht auf diesen Moment vorbereitet und genau hierfür Geld auf dem Konto angesammelt hat. Denn wenn die Börsen fallen, alle Medien von Crash-Prognosen überflutet werden, behält kaum jemand einen kühlen Kopf und investiert sein Geld, um in „das fallende Messer“ zu greifen. Die Theorie des teuer Verkaufens und billig Kaufens bleibt Theorie, weil in der Praxis niemand zum Höchstkurs aussteigt und anschließend wieder zum Tiefstpreis einsteigt. In der Rückschau zeigt der Blick auf den Chart genau an, wann man hätte kaufen und wann verkaufen sollen. Aber eben erst im Rückspiegel. Da sehen alle vergangenen Kurseinbrüche wie eine Chance aus, während beim Blick in die Zukunft vor allem Risiken den Blick verstellen. |
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| „Wenn man ein Investor ist, achtet man darauf, was der Wert des Vermögensgegenstands tut. Ist man ein Spekulant, konzentriert man sich auf den Preis.“ – Warren Buffett – |
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| Spekulieren lohnt sich weniger, als investieren. Warren Buffett definiert den Unterschied zwischen Spekulanten und Investoren treffend so: Für einen Spekulanten sei es entscheidend, ob die Märkte geöffnet seien, oder nicht. Er achtet vor allem auf den Kurs. Ein Investor hingegen richtet seinen Blick auf den Wert und deshalb sind für ihn die Märkte nicht das wichtigste Kriterium. |
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| „Anleger verloren weitaus mehr Geld, weil sie sich auf eine Korrektur vorbereitet haben oder versuchten, eine Korrektur vorauszusehen, als in den Korrekturen selbst an Geld verloren wurde.“ – Peter Lynch – |
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| Weitere Renditepunkte lassen Anleger liegen, weil sie sich zum Sklaven ihrer Ängste machen und schon im Vorfeld vermeintlicher Kurseinbrüche verkaufen. Meistens liegen sie damit falsch und verzichten mit diesem Vorgehen auf Rendite. Eine Aktie nicht mehr im Depot zu haben, die 10% fällt, klingt beruhigend. Wenn sie aber nach dem Rauswurf aus dem Depot erst noch 10% weiter gestiegen ist, bevor es zum Kursrücksetzer kam, steht man dennoch schlechter da, als wenn man einfach mal die Füße still gehalten hätte. |
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| Unser Fazit Weniger ist mehr. Weniger Traden ist mehr Rendite. Und auch viel entspannter. Es lässt sich nicht sicher vorhersagen, wann und wie stark die Börsenkurse einbrechen. Sicher ist nur, dass sie es von Zeit zu Zeit tun. Eine Korrektur, also ein Rückgang um mindestens 10%, ereilt uns fast einmal pro Jahr, einen Crash, also mindestens 20% Minus, erleben wir durchschnittlich einmal in 10 Jahren. Das sind immer wieder emotional erschütternde Erlebnisse, doch bisher haben sich die Börsen anschließend wieder erholt und fast immer bereits innerhalb von 18 Monaten neue Höchststände markiert. „Zoom out“ ist daher ein schlauer Ratschlag. Einfach mal etwas zurücknehmen und aus der Tagesbetrachtung aussteigen, lieber auf die mittel- und langfristige Entwicklung konzentrieren. |
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| „In der Nachkriegszeit ist der US-Aktienmarkt in etwa 70% der Jahre gestiegen. Die meisten Anleger versuchen jedoch, die 30% der Zeit zu erraten, in denen der Aktienmarkt fällt, oder – noch schlimmer – sie verbringen ihre Zeit damit, vergeblich auf den vierteljährlichen Auf- und Abwärtswellen des Marktes zu surfen. Die meisten Renditen bei Aktien konzentrieren sich auf starke Ausbrüche, die in Zeiten großen Pessimismus oder großer Angst beginnen... Wir glauben, dass Zeit und nicht Timing der Schlüssel zum Vermögensaufbau am Aktienmarkt ist.“ – Bill Miller – |
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| Wer Qualitäts-Unternehmen im Depot hat, mit ökonomischem Burggraben und Preissetzungsmacht, kann auch turbulente Börsenphasen mit Kurseinbrüchen relativ entspannt durchstehen. Weil sich der Wert seines Unternehmens kaum verändert, sondern nur der Kurs Kapriolen veranstaltet. Darauf muss man als Aktionär nicht reagieren. Und für möglicherweise neue operative Herausforderungen bezahlt man das Management. Das kümmert sich um die Probleme mit der Inflation, mit den Zinsen, mit der Konjunktur, mit den Löhnen und den Lieferketten. Man sollte als Anleger daher unbedingt vor dem Aktienkauf seine Hausaufgaben machen und sich die besten Unternehmen herauspicken. Wenn man diese Recherchearbeit erst dann erledigt, wenn die Börsen in den Panikmodus wechseln, hat man im Grunde schon die Gegenspur auf der Autobahn erwischt. Und sich in den Gegenverkehr zu wagen macht ausschließlich dann Sinn, wenn die Herde auf den Abgrund zusteuert. |
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| „Donner ist gut und eindrucksvoll, aber die Arbeit leistet der Blitz.“ – Mark Twain – |
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| Der September mag nun das eine oder andere Herbstgewitter mit sich bringen, aber davon sollten sich Anleger nicht verschrecken lassen. Auf lange Sicht bewahrheitet sich eine alte Börsenweisheit immer wieder: „Time in the Market beats timing the Market“. Also einfach an Bord bleiben und das miese Timing den anderen überlassen... |
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| | Die heutige Ausgabe entstand wieder in Zusammenarbeit mit Michael C. Kissig. Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor/Redakteur ist in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Kommentars investiert: - - - |
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| Viel Erfolg bei Deinen Finanzentscheidungen & ein schönes Wochenende wünscht Dir Dein Armin Brack Chefredakteur Geldanlage-Report |
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