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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Donnerstag, 06.01.2022 | Fast wolkenloser Himmel, frische 2°C. | ||
+ Booster-Quote in Berlin bei 40 Prozent, Inzidenz weit über Bundesschnitt + Fast täglich schwere Verkehrsunfälle mit Hochbetagten + Studie zeigt Probleme Neuköllner Schulen mit „konfrontativer Religionsbekundung“ + |
von Stefan Jacobs |
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Die Omikron-Welle schwillt nun auch in der Statistik an, nachdem die Behörden aus der Weihnachtspause zurück sind: Mit einer 7-Tage-Inzidenz von 336 liegt Berlin – anders als im Dezember – jetzt deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 259. Anders als oft prophezeit explodieren die Fallzahlen unter den Schulkindern nach Ferienende keineswegs (wobei die Datenbasis noch unvollständig ist); die Inzidenzen der 20- bis 59-Jährigen sind weit höher. Regiermeisterin Franziska Giffey konnte gestern eine Booster-Quote von 40 Prozent verkünden. Interessantes Detail der Impfstatistik: Von 1.437.933 Aufgefrischten in Berlin ist exakt eine/r mit Johnson&Johnson geboostert worden. Wenn Sie das waren oder erklären können, melden Sie sich bitte. | |||||
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Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) hat vor der morgigen Bund-Länder-Runde schon mal laut darüber nachgedacht, Restaurantbesuche nur noch Geboosterten oder 2x Geimpften mit zusätzlichem Test zu erlauben. Dass die Fälschung von Impfnachweisen trotz nunmehr klarer Einstufung als Straftat brummt, zeigt die vom Senat auf eine Linken-Anfrage genannte Zahl von 1100 Ermittlungsverfahren (Stand 17.12.). Die Brandenburger Polizei zählte mit Stand Jahreswechsel 277 entsprechende Verfahren. Die Inzidenz im Berliner Umland stieg deutlich auf 400; sowohl bei Intensivbettenbelegung als auch bei den Neuaufnahmen in Kliniken ist die Lage in Brandenburg kritischer als in Berlin. Für die Hauptstadt bezeichnete Giffey einen möglichen Lockdown als „allerallerletzten Schritt“ nach mehreren anderen noch möglichen. Das gelte ebenso für Schulschließungen. | |||||
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Bis auf ein paar Windböen war das Wetter völlig unspektakulär an jenem Abend im Oktober 2019, als an der Koenigsallee mitten im Grunewald ein Ahorn aufs Auto einer 40-Jährigen krachte. Die Frau überlebte den schrecklichen Zufall nicht. Nun muss sich der Revierförster wegen fahrlässiger Tötung verantworten; für Anfang Februar hat das Gericht einen Ortstermin angesetzt. Nach damaliger Auskunft der Umweltverwaltung war der Baum zuletzt sieben Monate vor dem Unglück kontrolliert und für intakt befunden worden. Erst nach dem Umfallen hätten sich deutliche Schäden an der Wurzel gezeigt. Das Gerichtsverfahren dürfte viele Behördenmitarbeiter/innen aufschrecken: Wenn ein Förster für einen umgekippten Baum angeklagt wird – was mag daraus beispielsweise für Stürze auf Altberliner Geh- und Radwegen folgen, deren Schäden viel offensichtlicher sind als eine morsche Wurzel im Wald? | |||||
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Von den durchschnittlich knapp 400 Verkehrsunfällen pro Tag in Berlin sind meist ein bis zwei schlimm genug, um als Pressemeldung der Polizei publik zu werden. Ein Abriss der vergangenen drei Wochen zeigt auf dramatische Weise, dass vor allem Hochbetagte – die am schnellsten wachsende Bevölkerungsgruppe – allzu oft überfordert sind mit den aktuellen Verhältnissen: Autofahrerin rammt 80-Jährigen, der den Tegeler Weg überquert – schwer verletzt. Autofahrerin rammt 74-Jährigen mit Rollator, der den Tempelhofer Weg überquert – schwer verletzt. Autofahrer rammt beim Verlassen eines Parkplatzes an der Wendenschloßstraße 82-Jährige – schwer verletzt. Rangierender Lkw-Fahrer an Supermarkt in der Sundgauer Straße überfährt 80-Jährige auf dem Weg zum Einkaufen – tot. Autofahrer rammt 81-Jährige, die die Märkische Allee überquert – lebensbedrohlich verletzt. Autofahrerin rammt 96-Jährigen, der die Lehndorfstraße überquert – schwer verletzt. Autofahrer rammt 85-Jährigen, der den Ostpreußendamm überquert – schwerstverletzt. 80-jähriger Autofahrer rammt beim Abbiegen 86-jährigen Fußgänger – schwer verletzt. 82-jähriger Autofahrer rammt beim Abbiegen Fußgängerin, verletzt sie schwer. 84-jähriger Autofahrer kommt von der Fahrbahn ab – zwei Schwerverletzte. 90-jährige Autofahrerin nimmt beim Linksabbiegen dem Gegenverkehr die Vorfahrt – schwer verletzt. Autofahrerin rammt 79-Jährige, die die Landsberger Allee überquert – schwerstverletzt. 84-jähriger Autofahrer nimmt beim Linksabbiegen dem Gegenverkehr die Vorfahrt – zwei Schwerverletzte. Kaum vorstellbar, sich auf Dauer damit abzufinden. | |||||
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Eine Berliner Ärztin und angehende Epidemiologin hat angesichts der Omikron-Welle das Bundesverkehrsministerium gebeten, temporäre Tempolimits von 130 (Autobahn), 70 (Landstraße) und 30 km/h (innerorts) zu veranlassen, um den Kliniken einige der etwa 190 Intensivpatienten zu ersparen, die der deutsche Straßenverkehr pro Tag produziert. Auch Polizei und Feuerwehr würden entlastet, schrieb die Medizinerin und schickte zahlreiche Quellen mit. Das Ministerium antwortete schon am nächsten Morgen ausführlich – aber wiederholte nur das mehrfach widerlegte Märchen von den deutschen Autobahnen als „sichersten Straßen der Welt“ und schrieb, dass Unfälle „auch im Falle einer Geschwindigkeitsbeschränkung nie völlig ausgeschlossen werden“ könnten – was niemand behauptet hatte. Außerdem sei es eh oft zu voll zum Rasen und selbst 120 km/h bei erlaubten 130 könnten zu schnell sein. Die verkehrspolitische 70er-Jahre-Party im Bund geht also auch unter FDP-Regie weiter. | |||||
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Weiter geht’s mit der Liste der 290 Berliner Straßen und Plätze, deren Namen einen antisemitischen Bezug haben (Q: Studie von Felix Sassmannshausen für den Berliner Antisemitismusbeauftragten Samuel Salzborn). Empfehlungen zur Umbenennung sind gefettet, bei den anderen Namen wird zu weiterer Forschung bzw. einer Kontextualisierung geraten (etwa mit einer Erläuterung am Schild). Heute: Mitte. Brüder-Grimm-Gasse, Bugenhagenstr., Beuthstraße (Der preußische Beamte und Politiker Ernst Beuth „teilte selber auch offen antijüdische Motive, sprach sich etwa gegen die rechtliche Gleichstellung von Juden mit Nichtjuden aus“), Bodestraße (Arnold Wilhelm Bode äußerte sich offen antisemitisch und war Mitglied der antisemitischen Deutschnationalen Volkspartei), Calvinstr., Erasmusstr., Fontaneplatz, Friedrichstr., Friedrich-List-Ufer, Glinkastr., Hegelplatz, Hussitenstr., Jonasstr., Jüdenstr., Konrad-Adenauer-Str., Kronenstr., Levetzowstr., Max-Josef-Metzger-Platz, Melanchthonstr., Neue Jüdenstr., Olof-Palme-Platz, Otto-Von-Bismarck-Allee, Schinkelplatz, Schönstedtstr., Stauffenbergstr., Thurneysserstraße („Benannt nach dem Alchemisten, Montanisten und Drucker Leonhard Thurneisser/Thurneysser) (1531-1596); u.a. Herausgeber der antijüdischen Schrift ‚Ein warhafftige und Erschröckliche Geschicht‘ aus dem Jahr 1579. Darin dokumentiert er die Verurteilung und Verbrennung von 24 Juden in Frankfurt an der Oder. […]“), Voltairestr., Wilhelmstr., Wilhelm-Hasenclever-Platz, Zwinglistraße. | |||||
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Nach der gestrigen Doku der Zipperlein unseres Lieblingsflughafens hat sich die FDP gemeldet – und liefert! Zwar keine Tunnelbohrmaschine für den endogenen Weg zum „Midfield“ und keinen Ersatz für die multimorbiden „Fahrsteige“, aber ein Statement von Fraktionschef Sebastian Czaja. Der prophezeit eine Dauerbaustelle (Ach! – Anm. d. Red.) und fordert „den Einbau zweier weiterer Gepäckbänder in der Ankunftshalle“ sowie die Beseitigung „einzelner Check-In-Inseln im Hauptterminal“ zugunsten von mehr Platz zum Warten vor der Sicherheitskontrolle. Es kommentiert das Duo aus der Marco-Polo-Reiseführerwerbung: „Das war ein Tipp.“ – „Aber kein Insidertipp!“ Außerdem hat Czaja offenbar den exklusiven Rückblick auf 2022 im Tagesspiegel nicht gelesen. Da stand schon am Silvestertag, dass die Terminals 1 und 2 wegen eines demnächst abgerauchten Hauptstromkabels bald in monatlichem Wechsel betrieben werden. | |||||
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