Liebe Leserin, lieber Leser,
die jüngste Umverteilungsidee kommt vom DIW – dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Sie nennt sich „Boomer-Soli“.
Der Vorschlag: Menschen mit höheren Renten sollen künftig für einkommensschwache Altersgenossen zahlen (also noch mehr als sie es über ihre Steuern ohnehin tun).
Das DIW spricht von „moderaten“ zehn Prozent auf alle Alterseinkünfte, also die gesetzliche Rente, Betriebsrenten und Pensionen. Freibetrag: 1.000 Euro im Monat. Wie großzügig.
Offenbar haben die Ökonomen nicht mitbekommen, dass der Begriff „Soli“ längst einen toxischen Touch hat. Einst stand Solidarität für freiwillige Verbundenheit oder das Einstehen für gemeinsame Werte. Heute bedeutet sie oft: Jemand greift Dir ins Portemonnaie und nennt es Gerechtigkeit.
Originell immerhin: Nicht Junge sollen noch mehr für Ältere zahlen, sondern Alte füreinander. Dem DIW zufolge könnte das „ein wichtiger Baustein zur Stabilisierung des Rentensystems“ sein.
Tatsächlich ist der Plan so schief konstruiert, dass man sich fragt, wie er es gestern als Topmeldung in die „Tagesschau“ geschafft hat. Antwort: Innenpolitisch ist wenig los. Und: Es gibt sogar Wirtschaftsweise, die Gefallen daran finden. Ein solcher Soli aber untergräbt das Rentensystem nachhaltig.
Dass Norbert Blüms Versprechen („Die Rente ist …“, Sie wissen schon) ein wenig optimistisch war, hat sich rumgesprochen. Doch das Äquivalenzprinzip gilt bis heute: Wer lange und viel einzahlt, bekommt am Ende mehr. Ansonsten würde es noch unattraktiver, rentenversichert zu arbeiten oder fürs Alter vorzusorgen. Das aber plant das DIW – und will nachträglich jene bestrafen, die verantwortlich gehandelt haben. |