Liebe Frau Do, zu unserem heutigen Interview mit dem Chef des Bundeskriminalamts, Holger Münch, muss ich Ihnen die Entstehungsgeschichte erklären: Bereits am 8. Oktober waren meine Kollegin Kristina Dunz und ich in der Berliner Niederlassung der Behörde zum Gespräch. Die Atmosphäre war gut, das Gespräch lebendig. Münch hatte uns viele spannende Details über den Kampf gegen Hass im Netz sowie gegen Terror von rechts, von links und von Islamisten erklärt. Auch über Clan-Kriminalität haben wir gesprochen. Eigentlich wollten wir das Interview spätestens am 12. Oktober drucken. Wie Sie möglicherweise wissen, ist es in Deutschland üblich, dass Interviews von Spitzenpolitikern und Behördenchefs autorisiert werden. Das heißt, der Interviewpartner bekommt die Gelegenheit, jedes gesagte Wort noch einmal zu prüfen. Als ein Tag nach unserem Interview-Termin, am 9. Oktober, der rechtsradikale Anschlag auf eine Synagoge in Halle geschah, überschlugen sich auch für das BKA die Ereignisse so sehr, dass man unser Interview nicht freigeben konnte. Wir haben das Stück mehrfach umgearbeitet, Fragen gestrichen, andere nachgelegt. Am Ende ist es doch noch ein spannendes und sehr informatives Stück geworden – ein richtiges Interview ist es streng genommen nicht mehr, weil das nun gedruckte Gespräch ja anders stattgefunden hat. Mir ist es ein Anliegen, dass für Sie Transparenz herrscht, wie wir gelegentlich auch arbeiten müssen. Hier die Antworten des BKA-Chefs zu den großen Herausforderungen der Polizei. Wer die Nummer 112 wählt, braucht Hilfe, und zwar schnell. Die zuverlässige Anfahrt von Krankenwagen ist allerdings in Gefahr. Der Rettungsdienst in NRW leidet unter einem erheblichen Mangel an Fachkräften. Die Personaldecke sei auf Kante genäht, beklagen diejenigen, die täglich für das Retten von Menschenleben zuständig sind. Teilweise stehen die Fahrzeuge, weil das Personal fehlt, berichtet ein Notarzt. Unsere Lokalredaktionen haben bei den Verantwortlichen vor Ort nachgefragt und den Mangel vielfach bestätigt bekommen. Thomas Reisener fasst die Misere zusammen. An Mr. Tagesschau, Jo Brauner, werden sich viele von Ihnen noch erinnern. Er war der Mann, der am 9. November 1989 um 20 Uhr die Öffnung der deutsch-deutschen Grenze verkünden durfte. Er habe die „historische Tragweite“ in diesem Augenblick noch gar nicht erkannt, erzählt der Nachrichtensprecher rückblickend. Erst nach der Sendung, als er zu Hause den Sender Freies Berlin schaute, der live die Bilder von der Mauer übertrug, erfasste er die Dimension. Jo Brauner, selbst aus der DDR geflohen, der damals noch Mutter und zwei Schwestern im Osten hatte, sagt: „Da saß ich bis drei, vier Uhr nachts vor dem Fernseher und habe geheult.“ Sebastian Dalkowski hat für unsere Serie „30 Jahre Mauerfall“ mit Mr. Tagesschau über die wohl bewegendste Nachricht seines Lebens gesprochen. Bleiben Sie informiert – herzliche Grüße Ihre Eva Quadbeck Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |