Diese Spekulationsblase wird platzen! Liebe Leser, die Rallye bei der Internetwährung Bitcoin nimmt historische – und immer absurdere – Ausmaße an: Teilweise In 500-Dollar-Sprüngen fliegt der Preis nach oben. War ein Bitcoin Ende letzter Woche noch etwa 3.500 US-Dollar wert, wurden diese Woche bereits fast 4.500 Dollar gezahlt. In den letzten 12 Monaten hat sich der Bitcoin-Preis mehr als versiebenfacht! Dabei ging es seit Herbst 2016 schubweise nach oben. Auf mehrere Monate anhaltende Rallyes folgten Korrekturen, die im Chart im Nachhinein klein aussehen, aber tatsächlich bis zu 30 Prozent betrugen. Das war auch nach der vorletzten Aufwärtsphase der Fall, die Mitte Juni bei etwa 3.000 Dollar endete. Anschließend fiel der Preis zeitweise auf unter 2.000 Dollar zurück: Nach der Korrektur bis auf etwa 2.000 Dollar hat sich der Bitcoin-Preis in den letzten Tagen nochmals mehr als verdoppelt. Was ist der Grund dieser Rallye? Der Grund ist banal und der gleiche wie bei jeder anderen Spekulationsblase in der Geschichte: Bitcoins sind knapp und immer mehr Anleger und Spekulanten gehen davon aus, dass der Preis in Zukunft weiter steigt. Das wird durch die stetig wachsende Nachfrage und das gleichzeitig knappe Angebot zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Gewinnmitnahmen, die den Preis drücken, gibt es, aber sie werden von den Marktakteuren bislang nur zum Einstieg genutzt. Die Herde galoppiert derzeit also in dieselbe Richtung. Das muss jedoch nicht so bleiben, wie der langfristige Chart zeigt: Auf den Boom Ende 2013 folgte eine Abwärtsbewegung bis Herbst 2015. In dieser Zeit fiel der Bitcoin-Preis von 880 Euro bis auf ein Tief von 168 Euro. Was hat die Rallye ausgelöst? Aber Bitcoins waren auch vor einem Jahr schon knapp, warum explodiert der Kurs gerade jetzt? Einer der Auslöser war der Schritt der japanischen Regierung, Bitcoins als gesetzliches Zahlungsmittel zuzulassen. Und in Japan sind Kursgewinne mit Bitcoins steuerfrei! Das lockt natürlich nicht nur Privatanleger, sondern verstärkt auch professionelle Anleger an, die Bitcoins zur Diversifizierung ihres Depot einsetzen – ähnlich wie Gold. Zudem prüfen die Aufsichtsbehörde in den USA prüft die Zulassung von Bitcoin-ETFs. Noch ist keine Entscheidung gefallen, aber ein ETF-Fonds würde ein Investment in Bitcoins noch einfacher machen. Kurz gesagt: Bitcoins legen offenbar zunehmend ihr zwielichtiges Image ab und werden für seriöse Anleger interessant. Erleichterung nach folgenloser Aufspaltung Der jüngste Aufwärtsschub ist zudem auf Erleichterung zurückzuführen: In der Bitcoin-Gemeinde schwelte lange ein Streit über die Zukunft der Digitalwährung, der schließlich in einer Aufspaltung mündete, in Bitcoins und das so genannte Bitcoin Cash. Die Hintergründe sind technisch kompliziert. Nur so viel: Im Kern geht es den Reformern darum, dass Bitcoins tatsächlich zu einer echten Alternative im Zahlungsverkehr werden. Dafür ist eine bessere Alltagstauglichkeit nötig. Die Konservativen dagegen wollen Bitcoins vor allem als Gold-Ersatz und Gegenentwurf zu den Papiergeldwährungen erhalten. Mit Spannung wurde der Tag der Aufspaltung, der 2. August, erwartet. Ein Absturz schien möglich. Doch es geschah nichts. Im Gegenteil: der Preis schoss gleich weiter nach oben. Das hat viele davon überzeugt, dass die Rallye noch weiter geritten werden kann. Ist die Rallye fundiert? Kurz gesagt: Nein! Bitcoins haben keinen Wert an sich. Die Bundesbank warnte daher zuletzt: „Bitcoins haben nur den Wert, den Menschen ihnen beimessen. Nähme keiner mehr Bitcoins ab, dann sind sie wertlos.“ Das allerdings gilt auch für viele andere Vermögensgüter wie Gold, Diamanten oder Kunstwerke. Doch die genannten Vermögensgegenstände haben eine lange Tradition und es gibt einen globalen Markt. Das ist bei Bitcoins nicht der Fall. Ein Großteil der Bitcoins befindet sich in den Händen weniger. Sollten sich diese dazu entschließen, ihre Bitcoins zu "echtem Geld" zu machen, dann stürzt der Preis ins Bodenlose. Die Rallye bei Bitcoins ist daher so fundiert, wie die berühmte Tulpenmanie im Holland des 16. Jahrhunderts. Durch den Überseehandel reich gewordene Holländer entdeckten seltene Tulpenzwiebeln als Spekulationsobjekt. Zu den Hoch-Zeiten des Booms kosteten die teuersten Zwiebeln so viel wie ein Haus in Amsterdam. Die Spekulationsblase fiel irgendwann in sich zusammen und das ganze Land stürzte in eine Krise. Mein Fazit: Bitcoins sind zum reinen Spekulationsobjekt verkommen. Das zeigt sich nicht zuletzt daran, dass andere Digitalwährungen längst nicht so stark gestiegen, bzw. nach einer Boomphase wieder deutlich gefallen sind. Sie müssen bedenken: Eigentlich haben Bitcoins in den letzten Monaten Marktanteile verloren, vor allem gegenüber dem Internetgeld Ethereum. Derzeit decken Bitcoins noch gut 50 Prozent des Marktes der Digitalwährungen ab, zu Jahresbeginn waren es noch fast 90 Prozent! Damit wir uns nicht missverstehen: Die Idee der Digitalwährungen hat durchaus Zukunft. Das gilt aber nicht für diese Rallye. Dazu eine kleine Beispielrechnung: Angenommen der Preis würde weiter bis 5.000 US-Dollar oder darüber hinaus steigen und es gäbe dann wieder eine Korrektur um etwa 30 Prozent, dann fiele der Preis bis etwa 3.500 Dollar zurück. Genauso gut könnte die Korrektur aber auch 50 Prozent betragen – oder mehr, niemand weiß das. Bitcoins sind derzeit nur etwas für Zocker, die auch am Roulette-Spielen Gefallen finden. |