Liebe Frau Do, zu den Traditionen bei EU-Gipfeln gehört, auf keinen Fall zu schnell fertig zu werden. So auch dieses Mal: Wenn über ein historisches Finanzpaket in Höhe von 750 Milliarden Euro verhandelt wird, könnte das sonst als Leichtfertigkeit interpretiert werden. Nach acht Stunden wurden gestern Abend die Verhandlungen über den Wiederaufbaufonds zur Bekämpfung der Corona-Folgen erst einmal unterbrochen, danach ging es in kleinen Gruppen weiter. Teilnehmer äußerten sich skeptisch, dass man sich inhaltlich näher komme. Aber: Brüsseler Nächte sind lang. Ab 7.30 Uhr finden Sie hier den Stand der Dinge. Zu Beginn der Pandemie rückten die Grünen in den Hintergrund, weil die Corona-Krise die Klima-Krise in der Wahrnehmung verdrängte. Jetzt stehen manche grüne Themen wieder auf der Agenda, etwa nach dem Fall Tönnies die Debatte um Billigfleisch. Die nächste Bundesregierung müsse „das Dumpingsystem beim Fleisch beenden“, sagt Robert Habeck in einem Interview, das Kristina Dunz und Holger Möhle geführt haben. Das Wort „Verbot“ ließ er sich nicht entlocken – die Grünen haben gelernt, sie wollen regieren, im Zweifel mit CDU/CSU („Die Union ist biegsam“). Und so klingen selbst seine Worte zur Lage auf Mallorca staatsmännisch abwägend: „Bei allem Verständnis, mal über die Stränge zu schlagen, sind die Bilder von der Partymeile am Ballermann verstörend.“ Es gibt aber auch, wie bei allen Themen, eine andere Seite, die Mickie Krause verkörpert. Es ist denkbar, dass manche von Ihnen mit dem Namen wenig anfangen können, denn die „Stimme des Westens“ passt nicht so recht zum Ballermann, wo der 50-jährige Entertainer ein Star ist. „Was auf Mallorca passiert, ist kein Sauftourismus. Es ist eine Frechheit, das den Urlaubern pauschal zu unterstellen,“ sagt Mickie Krause in einem Interview, das Merlin Bartel geführt hat. Die Balearen-Regierung habe mit der Schließung der Partymeile schlicht eine „verlockende Gelegenheit“ ergriffen, gegen das Ballermann-Image der Insel anzugehen. Alkohol ist nicht nur auf Mallorca ein Thema. In der Corona-Krise hat sich hierzulande offenbar der Alkoholkonsum deutlich gesteigert, wie Viktor Marinov in seiner Analyse herausarbeitet. Repräsentative Daten gibt es noch nicht, aber in einer Umfrage haben 35,5 Prozent der rund 3200 Befragten eingeräumt, seit den Corona-Einschränkungen mehr zu trinken als vorher. Entsprechende Beobachtungen und Warnungen vor einem Corona-Alkoholismus gibt es schon länger – und auch Vorschläge, was zu tun ist. Eine naheliegende Möglichkeit stellt alkoholfreies Bier dar, das früher unter den Freunden des Getränks als ungenießbar galt. Das ist passé, wie Barbara Grofe im Gespräch mit einem Biersommelier lernen konnte. Vier Produkte empfiehlt er besonders. Ursprünglich sollte über dem Artikel die Überschrift „Bier ohne Bums“ stehen, aber weil wir eben nicht die fehlenden Prozente hervorheben wollen, haben wir sie geändert. Trotzdem soll Ihnen niemand vorschreiben, wie viel Alkohol Sie trinken. Es ist ein freies Land. Und egal ob mit oder ohne wünsche ich Ihnen ein fröhliches Wochenende. Falls Sie noch nichts vorhaben: Ein Ausflug an den Rursee im Norden der Eifel, den wir in unserer Serie „Landpartie“ vorstellen, lohnt auf jeden Fall. Herzlich Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |