BfN Pressemitteilung
Bonn, 24. Juni 2016: Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hat ein
dreijähriges Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben gestartet, in dem
erstmalig die mögliche Wiederherstellung der Bestände der einheimischen
Europäischen Auster (Ostrea edulis) in der deutschen Nordsee eingehend im
Freiland erforscht wird. Projektpartner ist das Alfred-Wegener-Institut
Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven.
Die Bestände der Europäischen Auster werden in ganz Europa als stark
gefährdet eingestuft. Durch einen seit ca. 1850 intensivierten und
andauernden massiven Fischereidruck kam es bereits im Laufe des 20.
Jahrhunderts europaweit zu einem Zusammenbruch der natürlichen
Austernpopulationen. Zusätzlich erschwerten schwindender Lebensraum,
kalte Winter und Krankheiten die Erholung dieser langsam wachsenden Art.
"In weiten Teilen Europas, auch in der deutschen Nordsee, gilt die
Europäische Auster daher inzwischen als ausgestorben", erklärt
BfN-Präsidentin Prof. Dr. Beate Jessel. "Austernriffe sind jedoch 'Hot
Spots? der biologischen Vielfalt, die eine wichtige Rolle im Ãkosystem
des Meeres spielen und daher unserer besonderen Aufmerksamkeit bedürfen."
Austernbänke bieten Nahrung und Lebensraum für viele Tierarten und dienen
unter anderem als Kinderstube für viele Fischarten. Durch ihre hohe
Filtrationsleistung verbessern sie auÃerdem die Wasserqualität und können
lokal auch zu einer Verringerung toxischer Algenblüten beitragen.
Das im April 2016 gestartete Projekt basiert auf einer 2014 erstellten
Machbarkeitsstudie des BfN zur potentiellen Wiederansiedlung der
Europäischen Auster. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des AWI
werden nun Methoden und Verfahren zum nachhaltigen Wiederaufbau eines
Austernbestandes in der deutschen Nordsee entwickeln und modellhaft in
die Praxis umsetzen und testen.
Das Projekt wird fachlich durch die Abteilung Meeresnaturschutz des BfN
betreut. Die für das Projekt verantwortliche AWI-Wissenschaftlerin Dr.
Bernadette Pogoda, eine ausgewiesene Expertin auf dem Gebiet der
Austernbiologie, wird zunächst Erfahrungen internationaler
Austern-Restaurationsvorhaben heranziehen, um Methoden und Technologien
auf die Situation in der deutschen Nordsee anzupassen. Anhand von
Probennahmen und Datenrecherchen sollen geeignete
Wiederansiedlungsflächen in der Deutschen Bucht bestimmt werden. Eine
grundsätzliche Voraussetzung für die Eignung bestimmter Meeresgebiete ist
der Ausschluss jeglicher Boden verändernder Aktivitäten, wie z. B.
bodenberührende Fanggeräte der Fischerei oder Sand- und Kiesabbau. Nach
erfolgreichem Abschluss der Eignungsprüfung ist vorgesehen, zwei bis drei
Standorte für erste Wiederansiedlungsversuche auszuwählen. Für eine
nachhaltige Wiederherstellung von Austernbänken werden dabei auch Besatz-
und Monitoringkonzepte entwickelt, erprobt und ein internationales Team
von kooperierenden Institutionen aufgebaut.
Im Zuge dieses auf drei Jahre angelegten Erprobungsvorhabens soll die
Basis für eine langfristige Wiederherstellung der Bestände der
Europäischen Auster in der Deutschen Bucht und der durch sie gebildeten
biogenen Riffe geschaffen werden.
Weiterführende Informationen
Link zum Download Machbarkeitsstudie 2014:
http://www.bfn.de/0314_meeresnaturschutz-berichte.html
Diese Pressemitteilung finden Sie auch unter:
http://www.bfn.de/0401_pm.html?tx_ttnews%5Btt_news%5D=5828
Hrsg: Bundesamt für Naturschutz
Referat Presse/Ãffentlichkeitsarbeit
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Fax: 0228/8491 - 1039
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