Liebe Frau Do, gestern prallten in Helsinki zwei sehr, sehr große Egos aufeinander. Ihre Besitzer Donald Trump und Wladimir Putin hatten sich auf neutralem Boden zum Gedankenaustausch verabredet; zum Teil unter vier Augen, ohne Berater, nur in Gegenwart von Dolmetschern. Die ganze Welt blickte gespannt nach Helsinki, denn in der Woche zuvor hatten der amerikanische und der russische Präsident bereits den Boden für ihr Gipfeltreffen platt getrampelt. Zunächst (America wie immer first) hatte Donald Trump am Freitag die 92-jährige britische Königin in der Sonne schmoren lassen und mit diesem subtilen Machtsignal sehr deutlich gemacht, wie viel Respekt er vor ausländischen Staatsoberhäuptern hat. Wladimir Putin konnte diesen Rückstand am Sonntag aber nicht nur ausgleichen, sondern im eigenen Stadion sogar in Führung gehen: Nach dem Finale der Fußball-WM ließ er gleich zwei Staatschefs vor laufenden Kameras im strömenden Moskauer Regen stehen: den französischen Präsidenten Emmanuel Macron und die kroatische Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic. Wie es am Ende dazu kam, dass die Gegenspieler Putin und Trump in Helsinki als beste Freunde vor die Presse traten, den Kalten Krieg für beendet erklärten und sich auch einig waren, dass es keine russische Einmischung in die US-Präsidentenwahl gegeben habe, lesen Sie hier. Ganz und gar nicht beendet ist hingegen der Krieg beim Stahlkonzern Thyssenkrupp. Nach Vorstandschef Heinrich Hiesinger warf nun auch Aufsichtsratschef Ulrich Lehner die Brocken hin. Beide sehen keine Grundlage mehr für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den aktivistischen Großaktionären Cevian aus Schweden und Elliott aus den USA. Max Plück berichtet über eine filmreife Schlammschlacht, die unrühmliche Rolle der Krupp-Stiftung und die wachsende Wahrscheinlichkeit für eine Zerschlagung der Industrie-Ikone des Ruhrgebiets. Zum zweiten Mal in diesem Jahr ist im Kaarster See ein Mensch ertrunken. Mein Kollege Christian Schwerdtfeger berichtet. Landesweit hat es 2018 in Nordrhein-Westfalen bereits sechs tödliche Badeunfälle gegeben. Das ist natürlich schrecklich, aber im Vergleich zu den Vorjahren erstaunlich wenig – vor allem angesichts des seit Wochen guten Wetters: 2017 sind in NRW 55 Menschen ertrunken, 2016 sogar 76. Vielleicht zeigen die ständigen Warnungen vor den Gefahren des Badens in Baggerseen und Flüssen endlich Wirkung. Man kann es nur hoffen. Als unser Medizin-Redakteur Wolfram Goertz vorschlug, einen Artikel über gefährliche seltene Krankheiten zu schreiben, war ich zunächst skeptisch. „Wäre es aus Lesersicht nicht vielleicht noch ein ganz klein bisschen sinnvoller, etwas über gefährliche häufige Krankheiten zu schreiben“, fragte ich so vorsichtig, wie es nur ging. „Selten“ klang für mich nach einem eher kleineren Kreis von Betroffenen. Das stimme auch in jedem Einzelfall, wurde ich belehrt, sei aber nur ein Teil der Wahrheit. Leider gebe es 8.000 verschiedene seltene Krankheiten. In Deutschland seien rund vier Millionen Menschen betroffen. Für die Patienten sind seltene Krankheiten doppelt schlimm, denn erstens sind sie schwierig zu diagnostizieren, weil nur wenige Ärzte Erfahrung damit haben, und zweitens oft schlecht zu behandeln, weil sich für Pharmafirmen die Entwicklung von Medikamenten für wenige Betroffene wirtschaftlich nicht lohnt. Doch es gibt auch gute Nachrichten: Für viele Diagnosen braucht es zwar ein Medizin-Genie wie Dr. House aus der gleichnamigen amerikanischen Fernsehserie, doch einmal erkannt, können manche Krankheiten sehr einfach und erfolgreich behandelt werden. Herzlichst, Ihr Stefan Weigel Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |