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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Mittwoch, 09.02.2022 | Bedeckt und windig bei max. 10°C. | ||
+ Berlinale beginnt mitten in der Pandemie + Ukrainer in Berlin bangen mit ihrer Heimat + Bezirksamt Mitte entschuldigt sich bei urbanen Gärtnern + |
von Robert Ide |
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Das Ende ist auch für Berlins Straßenlaternen nah, zumindest beim Typ “Rostocker Straßenleuchte”, kurz RSL 1. Hier hat der FDP-Abgeordnete Stefan Förster mal eins und eine Laterne zusammengezählt und den Senat gefragt, bis wann es für die generell dunkler scheinenden DDR-Leuchten (Satellitenbild-Vergleich hier)zappenduster wird. Die Umweltverwaltung lässt dazu wissen: „Aktuell sind verschiedenste Projekte zur mittelfristigen Ablösung von 400 RSL-Leuchten in der Vorbereitung. Die verbleibenden Leuchten werden in Abhängigkeit von den zur Verfügung stehenden Haushaltsmitteln langfristig durch LED-Leuchten ersetzt werden.“ Das dürfte ein sehr langfristiges Projekt werden – bei dann immer noch 17.300 RSL-1-Leuchten. Zumal sich die Verwaltung erst auf die Umrüstung von Gaslaternen konzentrieren will; die hätten eine schlechtere Energiebilanz und höhere Wartungskosten. Warten Sie, eins haben wir zum Thema RSL 1 noch: die Originalfrage von Stefan Förster. Sie lautete: „Bis wann plant das Land Berlin, die noch vorhandenen und technisch überholten sowie moralisch verschlissenen Rostocker Straßenleuchten durch zeitgemäße Straßenleuchten zu ersetzen?“ Wer hätte das gedacht: Nun sind sogar schon Straßenlaternen „moralisch verschlissen“. Nicht jede Leuchte darf eben eine helle sein. | |||||
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Drehen wir die Scheinwerfer der Aufmerksamkeit dahin, wo sie hingehört: zu den geschundenen Menschen in der Ukraine, die von Russlands post-sowjetisch-zaristischem Präsidenten Wladimir Putin in neue Kriegsangst versetzt werden, ohne dass Europas Politik ausreichend Gehör findet (wie Frankreichs Präsident Macron in Moskau – gut illustriert hier und hier) und ohne dass der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Washington ausreichend deutliche Worte findet – vom putintreuen Altkanzler Gerhard Schröder lieber ganz zu schweigen. Einzig Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) setzt gerade richtige, wichtige Zeichen – direkt im Kriegsgebiet in der Ost-Ukraine. Und wie empfinden die 24.000 Ukrainerinnen und Ukrainer in Berlin die Lage in ihrer Heimat? „Wir machen uns große Sorgen“, erzählt Sergej Fortunjew am Checkpoint-Telefon. Der Arzt, der seit 20 Jahren in Berlin lebt, engagiert sich im Verein „Ukraine-Hilfe Berlin“ und hofft, „dass die Politik die Wärme, die zwischen Ukrainern und Deutschen entstanden ist, nicht abkühlen lässt“. Seine Erwartung: „Ich warte mit meinen Landsleuten auf eine Antwort, was Deutschland wichtiger ist – billiges Gas aus Russland oder die europäischen Werte?“ Gerade die SPD müsse gegenüber Putin öffentlich klare Kante zeigen „und nicht wie Manuela Schwesig nur die Ostseepipeline North Stream 2 im Kopf haben“. Eine zugesagte Militärhilfe von 5000 Schutzhelmen sei doch eher „ein Witzsymbol“. Fortunjew hat vor acht Jahren, als Russland die Krim annektierte und den Krieg im Donbass anzettelte, selbst als Arzt an der Front geholfen. „Es war grauenhaft, mitten im Chaos so vielen Verwundeten helfen zu müssen.“ Seine Eltern und eines seiner Kinder leben weiter in der Ukraine, die durch Krieg und auch Korruption von Oligarchen arm geworden ist. „Seit acht Jahren ist der Alltag der Menschen der Krieg – ein schweres Leben, das alle normal zu leben versuchen.“ Der 55-Jährige war schon zu DDR-Zeiten regelmäßig in Berlin und hat vor dem Umbruch in Prenzlauer Berg gelebt. Inzwischen hat die ukrainische Community in Berlin neue Wurzeln geschlagen, es gibt eine eigene Kirche, eine Schule und ein ukrainisches Radio (Details hier). Und die Visafreiheit lockt viele Studierende und IT-Kräfte hierher. „Die jungen Menschen treten fordernder auf und verlangen, dass Deutschland uns mehr hilft.“ Bei einer Demo am Wochenende vor dem Brandenburger Tor seien 500 Menschen gewesen, erzählt Sergej Fortunjew. „Auch wenn die Realität gerade ernüchternd ist – dieser Drang nach Demokratie gibt mir viel Hoffnung.“ Hoffnung, die viele Ukrainerinnen und Ukrainer auch in Berlin dringend brauchen. | |||||
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Es fing wohl an mit einem Streit um eine fehlende Maske in der Tram. Doch schnell artete eine Debatte zwischen der 17 Jahre jungen Dilan auf der einen Seite und drei Männern sowie drei Frauen auf der anderen am Sonnabendabend zu einem rassistischen Überfall an der Straßenbahn-Haltestelle Greifswalder Straße aus. Die sechs prügelten gemeinschaftlich auf die junge Frau ein. „Sie haben mich getreten, sie haben auf meinen Kopf geschlagen, sie haben mir in meinen Bauch gehauen, in meine Beine getreten“, berichtete Dilan, die ins Krankenhaus aufgenommen werden musste, am Dienstagabend auf Instagram (was am Mittwochmorgen nicht mehr abrufbar war, aber bei Twitter neu hochgeladen wurde – zu sehen hier). Die junge Frau weiter: „Dabei haben sie alle geschrien, ich wäre eine ‚Drecks-Ausländerin‘. Und ich solle dahin zurückgehen, wo ich herkomme.“ Die Polizei sucht Zeugen. Zur Seite stand Dilan an der Haltestelle niemand. „Ich hab geschrien und gefragt, warum mir keiner hilft. Ich hab gebettelt um Hilfe.“ | |||||
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Grüner wird’s doch noch in Berlin: Der Bezirk Mitte will offenbar sein Grauflächenamt besser bewässern. Zumindest entschuldigte sich das Bezirksamt jetzt bei der Bürgerinitiative Brüsseler Kiez, die auf der Mittelpromenade der Antwerpener Straße ehrenamtlich gärtnert. Das Ordnungsamt hatte die Pflanzen mehrfach rausgerissen (via „Weddingweiser“). Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel und Stadträtin Almut Neumann (Grüne) baten nun in einem Brief um Vergebung: „Das Bezirksamt ist froh über die vielen engagierten Straßengärtner:innen im Bezirk, die sich in ihrer Freizeit um die Aufwertung ihrer Kieze und des persönlichen Umfeldes kümmern.“ Nun soll die Anwohnerschaft mit den vielen grünen Daumen viele neue Pflanzen vom Amt bekommen. Betongrau ist Berlins Herz schon genug. | |||||
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Ins Herz ging mir selbst der Besuch neulich bei Margot in Rudow. Die 94-Jährige erzählte bei frischem Kaffee und alten Fotos von der Liebe ihres Lebens: ihrem Bruder Erwin. Da nach dem Krieg in Berlin kaum Männer übrig waren, heiratete die 17-Jährige eben ihren doppelt so alten Stiefbruder – und erlebte über viele Jahrzehnte und alle Berlin-Krisen hinweg eine turbulente Ehe in Neukölln. Wie die Stadt baute sich das Paar das Leben immer wieder neu auf – wie so etwas geht, lesen Sie hier in unserer Tagesspiegel-Liebeskolumne. Am nächsten Sonntag schreibt wieder meine Kollegin Helena Piontek über wahre Verliebtheiten in unserer der Liebe durchaus würdigen Stadt. Dann geht es um die mehrseitige Liste einer Frau, auf der sie fein säuberlich all ihre Sexualpartnerinnen und -partner der letzten 17 Jahre aufgeführt hat. Und natürlich darum, was sie heute über sie denkt. Ach, und falls Sie jetzt denken: Ich habe doch auch eine tolle oder traurige, rührende und berührende Liebesgeschichte erlebt, die ich gerne mal erzählen will – dann schreiben Sie uns an [email protected]. Vielen und sowieso lieben Dank! | |||||
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