Berichtssaison zeigt Abhängigkeit der US-Wirtschaft vom Ölpreis
Berichtssaison zeigt Abhängigkeit der US-Wirtschaft vom Ölpreis von Sven WeisenhausDer DAX hat heute einen Versuch gestartet, in die ehemalige Seitwärtsrange (gelbes Rechteck im folgenden Chart) zurückzukehren. Dieser scheiterte jedoch (roter Pfeil). Und damit hat sich charttechnisch seit einer Woche nichts verändert. Vielleicht mangelte es den Bullen noch an guten Gründen für Anschlusskäufe und wieder nachhaltig steigende Aktienkurse. Diese könnten aber in den kommenden Tagen folgen. Wie mein Kollege Torsten Ewert gestern am Ende seiner Chartanalyse zu den US-Indizes bereits schrieb, läuft die Berichtssaison zum zweiten Quartal 2017 langsam an. Hiervon können sich die Marktteilnehmer neue Impulse für die Aktienmärkte erhoffen. Dabei sind steigende Notierungen wahrscheinlich, wenn die Erwartungen an die Gewinne und Umsätze der Unternehmen erfüllt bzw. sogar übertroffen werden. Andernfalls dürften die Aktienkurse erneut Abschläge hinnehmen müssen. Energiesektor liefert größten Beitrag zum erwarteten Gewinnwachstum Dabei gibt es einen wichtigen Punkt, der oft außen vor gelassen wird: Bislang gehen Fachleute von einer starken Bilanzsaison in den USA aus. So sollen die Umsätze der im S&P 500 vertretenen Unternehmen in den Monaten April, Mai und Juni voraussichtlich um 4,6 % gestiegen sein. Und was die Gewinne angeht, so wird sogar ein Plus von 6,5 % erwartet. Der Energiesektor wird dabei voraussichtlich mit stolzen +387,5 % (im Vergleich zum Vorjahr) das höchste Gewinnwachstum aller elf Sektoren verzeichnen. Diese ungewöhnlich hohe Wachstumsrate ist aber keineswegs hausgemacht. Es ist vor allem auf das extrem niedrige Ergebnis im Vorjahresquartal zurückzuführen. Und das wiederum war dem massiven Einbruch des Ölpreises geschuldet. Insgesamt sollen die Energieunternehmen im zweiten Quartal 2017 Gewinne in Höhe von 9,3 Milliarden US-Dollar erzielt haben, verglichen mit einem Ergebnis von 1,9 Milliarden im zweiten Quartal 2016. Aufgrund dieses prognostizierten Ertragswachstums um 7,4 Milliarden US-Dollar wird der Energiesektor voraussichtlich den größten Beitrag zum Ergebniswachstum im S&P 500 leisten. Ohne diesen Anteil würde das Gewinnwachstum der verbleibenden zehn Sektoren von 6,5 % auf 3,7 % und das Umsatzwachstums von 4,8 % auf 3,8 % sinken. Ein deutlicher Unterschied. Abhängigkeit der US-Wirtschaft vom Ölpreis Aus diesen Zahlen lässt sich eine starke Abhängigkeit der US-Wirtschaft vom Ölpreis ablesen. Nach dessen Einbruch von Ende 2014 bis Anfang 2016 (siehe auch folgender Chart) haben die Energieunternehmen zunächst scharfe Gewinneinbrüche bzw. sogar Verluste erlitten. In der Konsequenz wurden Investitionen gekürzt und Kosten gesenkt. Dadurch wurde zwar die Profitabilität wiederhergestellt, doch bei diesen Gegenmaßnahmen handelt es sich um Einmaleffekte, die sich in diesem Ausmaß ohne Zweifel nicht wiederholen lassen. Allerdings hat sich der Ölpreis längst von seinem Tiefpunkt von Anfang 2016 erholt, so dass das Gewinnwachstum der vergangenen Quartale auch hiervon begünstigt wurde. Und jetzt? Der Hochpunkt der Ölpreiserholung lag im Juni 2016. Anschließend kam es zu einer Seitwärtsbewegung (gelbes Rechteck im Chart). Und seit Ende 2016 befinden sich die Ölpreise erneut in einer Abwärtsbewegung (rote Trendlinien). Wohl auch deshalb wird das Gewinnwachstum der Unternehmen im S&P 500 im zweiten Quartal 2017 bereits deutlich geringer ausfallen als noch im ersten Quartal. Hier war ein sattes Plus von 15,3 % ausgewiesen worden. Das war der Hochpunkt der Ölpreiserholung, denn in den Quartalen zuvor lag das Gewinnwachstum bei 8 % (4. Quartal 2016) und 4,3 % (3. Quartal 2016). Der Zusammenhang zwischen Ölpreiserholung und der Wachstumsrate der Gewinne ist deutlich. Da sich diese Tendenz mit dem neuerlichen Ölpreisrückgang umkehrt, wird es spannend, wie sich das auf die Gewinne und damit auch auf die Kurse auswirkt. Es hängt an der Börse nun einmal alles irgendwie zusammen. Achten Sie daher in den kommenden Tagen und Wochen nicht nur auf die Unternehmensbilanzen, sondern unbedingt auch auf den Ölpreis! Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage Ihr Sven Weisenhaus www.stockstreet.de
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