• Nachhaltigkeit hat sich in den letzten Jahren zu einem weit verbreiteten Lebensgefühl entwickelt. Im privaten Bereich, im Unternehmenssektor und auf volkswirtschaftlich-politischer Ebene setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass nicht nur finanzielle Werte erstrebenswert sind, sondern auch andere Faktoren maßgeblich zum Wohlstand beitragen. Im Finanzsektor stehen dabei die sogenannten ESG-Faktoren, also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, im Mittelpunkt. • Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist kein umfassender Maßstab für den Wohlstand, sondern nur ein guter Indikator für den materiellen Zustand eines Landes. Es gibt deshalb seit langer Zeit Bestrebungen, die Lebensqualität mit weiteren Indikatoren quantitativ zu erfassen oder die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung zu verfeinern („Beyond GDP“). • Im Unternehmenssektor und an den Börsen ist die reine Shareholder Value- Orientierung längst um zusätzliche Unternehmensziele ergänzt worden. Die Diskussion über „Corporate Social Responsibility“ (CSR) hat zuletzt – auch in den USA – nochmal Fahrt aufgenommen. • Ökologische Aspekte können direkte Risiken für Unternehmen bedeuten, wenn zum Beispiel extreme Wetterereignisse die Produktionsabläufe stören. Für Unternehmen aus traditionellen und ggf. umweltschädlichen Branchen bedeutet der Bewusstseinswandel zudem eine Gefahr für das eigene etablierte Geschäftsmodell. • Auch die Politik erhöht den Druck. Die Europäische Union hat 2018 den Aktionsplan „Finanzierung nachhaltigen Wachstums“ vorgelegt. Damit soll künftig mehr privates Kapital in nachhaltige Investitionen fließen. • Die Vereinten Nationen haben zunächst mit den Milleniums- Entwicklungszielen und ab 2015 mit den „Zielen für nachhaltige Entwicklung“ (SDG, Sustainable Development Goals) ebenfalls wichtige Anstöße gegeben, um den sozialen und ökologischen Fußabdruck der Menschen zu verbessern. Diese Ziele spielen in nachhaltigen Anlagestrategien eine zunehmende Rolle. • In den meisten Ländern sind Pensionsfonds die Haupttreiber für die Umsetzung der ESG-Agenda. Es gibt zudem eine Reihe von Initiativen, die dazu beitragen, das Thema Nachhaltigkeit im Finanzsektor fester zu verankern. Dazu gehört das „Central Banks and Supervisors Network for Greening the Financial System” (NGFS), dem unter anderen auch die Deutsche Bundesbank angehört. • Insgesamt zeigt sich ein starker Trend, dass wirtschaftliches Wachstum und finanzielle Rendite auf der einen Seite und ökologisches und soziales Engagement auf der anderen Seite, immer weniger als Gegensätze aufgefasst werden. Dr. Rupini Deepa Rajagopalan rupinideepa. rajagopalan@ berenberg. com Dr. Jörn Quitzau joern. quitzau@ berenberg. de
|
|
|
|