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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Mittwoch, 22.07.2020 | Meist sonnig bei bis zu 22°C. | ||
+ Probebetrieb am BER mit vielen Baustellen + Ein Drittel weniger Fahrraddiebstähle in Corona-Zeit + Stadträtin lädt das Berghain nach Marzahn ein + |
von Robert Ide |
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Guten Morgen, keine Lust, heute drinnen zu bleiben? Dann wandern Sie doch mal am Draußen von Berlin entlang. In Wilhelmsruh, wo sich vor 100 Jahren Felder in die Stadt hineinrieselten und wo zu DDR-Zeiten abgesehen von den Turbinenwerken von Bergmann Borsig und dem Kino Lunik (benannt nach sowjetischen Mondsonden) fast unhimmlische Ruhe herrschte, hier ganz nah draußen, wo sich inzwischen Einfamilienhäuser an die hell sanierten Sechzehnstöcker des Märkischen Viertels schmiegen, kann man Geschichte und Zukunft gleichermaßen entdecken. Entlang des Fußwegs an der S-Bahnstrecke in Richtung Wittenau erspäht man überwucherte Laternen im Wald – sie beleuchteten einst den Mauerstreifen zwischen Ost und West im Norden von Berlin. In einem Früher davor fuhr hier die Heidekrautbahn (mein kürzlich verstorbener Onkel Kurt war einer der Schaffner). Heute liegen zwischen im Sonnenwind rauschenden Birkenbäumen und dem Industriegelände von Stadler, wo gerade Werkshallen für den Bau neuer Berliner U-Bahnen errichtet werden, noch alte Schienen im Pflasterstein (Fotos hier). Nach dem Krieg fuhren darauf Berliner raus aufs Land, um ihr Hab und Gut bei Bauern gegen Lebensmittel einzutauschen. Nun sollen auf den Gleisen bald wieder Pendler aus Speckgürtelhausen ihre Schneisen in die Stadt schlagen. Ganz nebenbei wird das Märkische Viertel in Reinickendorf, von berlinernden Berlinern auch gern „Merkwürdiges Viertel“ genannt, doch noch ans Berliner Schienennetz angeschlossen. 50 Jahre nach dem Bau der Großsiedlung, 30 Jahre nach dem Fall der Mauer. Und gerade noch rechtzeitig. Zehn Jahre gilt bereits das neue Baurecht für die alte Bahn. Am 31. Dezember läuft es ab, wenn die Niederbarnimer Eisenbahn nicht mit den Bauarbeiten auf der alten Stammstrecke beginnt – und es wird verdammt knapp. „Wir fangen vermutlich im Dezember an, es geht zunächst um einen 600 Meter langen Abschnitt nahe des S-Bahnhofs Wilhelmsruh“, erzählt Katja Tenkoul von der Niederbarnimer Eisenbahn am Checkpoint-Telefon. In der Tat stehen hier schon Schilder zwischen Brennnesselsträuchern, die den alten neuen Bahnweg auf dem einstigen Todesstreifen freihalten. Hier soll dann die Züge zügig vom neuen Regionalbahnhof Wilhelmsruh aus ins Barnimer Land fahren, vorbei am Wandlitzsee und den Wäldern der Oberhavel, in denen im Herbst viele Pilze stehen. Später soll es dann stadteinwärts bis zum Gesundbrunnen gehen, der auch mehr Regionalverkehr vertragen kann. Und warum hat das alles so lange gedauert? „Die Politik hat eben jahrelang eher aufs Auto gesetzt“, sagt Tenkoul. Nun immerhin streckt Berlin seine Gleisarme nach Draußen aus. Auf den Spuren seiner eigenen Geschichte als wachsende und erwachsene Stadt. | |||||
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Zurück in eine Zukunft will auch endlich der BER fliegen. An der Absturzstelle politischer Karrieren und baulicher Brandbekämpfungsbeschleuniger versammelten sich am Dienstag 400 Freiwillige, um vor der immer noch möglichen Eröffnung am 31. Oktober versuchsweise in die Luft zu gehen. Für Jan Kuhnert war es schon das dritte Mal, dass er an der Startbahn eincheckt, für die weiterhin ein generelles Tag- und Nachtflugverbot gilt. 2012 hatte sich der heute 30-Jährige extra Urlaub genommen, um aus Boizenburg nach Berlin zu reisen und als Komparse beim Probebetrieb mitzuspielen. Der BER sollte kurz darauf eröffnet werden – aber irgendwas lief der Generalprobe einfach zu gut. Nun landete der Einzelhandelskaufmann wieder als Statist an der Schaustelle: „Ich bin gespannt, ob’s diesmal klappt.“ Doch schon bei der Ankunft am Morgen überraschten ihn die vielen Baustellen rund um das neue Terminal: „Da fragt man sich schon: Was ist in all den Jahren passiert?“ Und, wie fliegt sich’s so vom BER 2020 im Vergleich zu 2012? Nach dem Testtag erreichen wir Kuhnert telefonisch auf seinem Rückweg nach Boizenburg. „Letztes Mal waren sie koordinierter“, meint er. Seinen simulierten Flug hat er wegen diverser Verzögerungen im BERtriebsablauf verpasst – genau wie mein Kollege Lars von Törne, der ebenfalls als Proband dabei war (Erlebnisbericht hier). Die Flughafengesellschaft erklärte zwar hinterher, dass an Testtagen auch verpasste Flüge zum Programm gehörten. Kuhnert glaubt dennoch nicht, dass der BER pünktlich, also acht Jahre später, eröffnen wird: „Dafür haben die noch zu viel Arbeit vor sich.“ Schönefeld bleibt, was es ist: Berlins unschönes Feld. | |||||
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Hundebesitzer in Berlin sollte man selten von der Leine lassen. In Alt-Treptow jedenfalls musste die Polizei eingreifen, nachdem ein Pitbull-Mix einen Terrier-Mix biss, woraufhin ein 36-Jähriger mit einer 37-Jährigen in Streit geriet, weshalb sich weitere Passanten einmischten, wonach der Pitbull einem 38-Jährigen in den Arm biss. Was danach geschah, beschreibt die Polizei so: „Ein bis dahin Unbeteiligter schlug nun dem Hundebesitzer mit einer Holzlatte ins Gesicht. Anschließend entkam er unerkannt.“ Zwei Männer, die nicht Leine zogen, wurden leicht verletzt, knurrten aber noch den Rettungsdienst an. Und eine Alkoholmessung bei dem 36-Jährigen ergab einen Wert von zwei Promille. Manchmal ist Berlin nicht ganz bei Prost. | |||||
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„Erzähl mal weiter“ – gemeinsam mit Berliner AutorInnen und Ihnen wollen wir während der Sommerferien Fortsetzungsgeschichten verfassen. Den Auftakt dieser Woche machte Hatice Akyün (hier zu lesen). Heute folgt Teil 3. Kiez-Hollywood von Hatice Akyün, Eckart Brandtstaedter und (heute) Isabella Garcia Fuchs „Ich glaube, ich bin Ihnen eine Erklärung schuldig“, entgegnete er verlegen… Er beugte sich dicht zu ihr, so dicht es der Sicherheitsabstand zuließ und wisperte verschwörerisch: „Aber nicht hier...“ Ihr Herz begann schneller zu schlagen. Schnell warf er einen Blick um sich, bevor er fortfuhr: „...und nicht jetzt. Triff mich heute Abend um 21 Uhr am schmiedeeisernen Tor im Anita-Berber-Park.“ So schnell, wie er am Backregal erschienen war, so schnell war er auch wieder verschwunden. Verdutzt stand sie im Gang. Was war das denn gewesen? Was konnte der Fremde von ihr wollen? Warme Luft staute sich unter ihrer Maske, plötzlich war ihr heiß. Raus hier, einen klaren Kopf kriegen, dachte sie und stürmte aus dem Laden – ohne Mandeln, die Tarte Tatin war zur Nebensache geworden. Noch immer sah sie die grauen Augen vor sich, die sie so unverhofft und doch vertraut angefunkelt hatten. Etwas Geheimnisvolles umgab den Fremden. Natürlich würde sie da sein, um 21 Uhr – aber es würde sie eine ganze Portion Mumm kosten. Wie immer, viel zu früh, war sie am verabredeten Ort. Was sie nicht wusste war, dass er nicht alleine zu ihr kommen würde... Und jetzt sind Sie gefragt – Wie soll es weitergehen? Schicken Sie uns Ihre Fortsetzung (maximal 600 Zeichen) bis spätestens heute um 16 Uhr an [email protected]. Die beste Idee veröffentlichen wir morgen im Newsletter. Und die gesamte Geschichte (deren Ende wiederum Hatice Akyün am Freitag schreiben wird) lesen Sie am Wochenende im Tagesspiegel und auf Tagesspiegel.de. | |||||
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