Daher habe ich mich heute entschieden, viele verschiedene Werte abzudecken mit jeweils kurzen und knackigen Einschätzungen. Der Anfang ist einfach und klar: Bayer (Kürzel: BAYN | WKN: BAY001). Als regelmäßiger Leser des Newsletters kennt ihr die Aktie und meine These dazu inzwischen ja quasi aus dem Effeff: Die Aktie ist viel zu günstig bewertet, weil der Markt auf Grund der Unsicherheit über den Ausgang des Glyphosat-Prozesses zu viel Unsicherheit in den Kurs einpreist. Am Freitag meldete nun die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf eine mit den Verhandlungen vertraute Person, dass die Leverkusener eine Zahlung von bis zu 8 Milliarden US-Dollar (7,15 Milliarden Euro) vorschlagen, um die Klagen der zuletzt 18.400 Kläger beizulegen. Das wäre wesentlich weniger als die Summe mit der Analysten bisher kalkuliert hatten (15 bis 20 Milliarden Euro, also mehr als das Doppelte). Während die Gerüchte bisher noch nicht bestätigt sind, bestärkt mich das in meiner Meinung, dass es am Ende zu einem für Bayer positiven Vergleich kommen wird und die Aktie hohes Kurspotenzial hat. | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 18/19e/20e | Kurs | BAY001 / BAYN | 60 Mrd. EUR | 9,8 / 8,6 / 7,6 | 64,12 USD | Negativ reagiert der Markt auf die Zahlen von Uber Technologies (Kürzel: UBER | WKN: A2PHHG). Bemängelt wird vor allem, dass der Umsatz leicht unter den Erwartungen "ins Ziel kam" und die Fahrten-Umsätze nur um etwas mehr als zwei Prozent gestiegen sind. Kurz nach Handelsbeginn am Freitag fiel die Aktie wieder unter die Marke von 40 US-Dollar. Ich sehe die Zahlen aber nicht so kritisch: Die Bruttobuchungen lagen über den Erwartungen und die Zahl der aktiven monatlichen Nutzer ebenfalls. Und die Umsätze wären in etwa im Rahmen der Erwartungen gewesen, wenn es nicht einen Sondereffekt durch Sonderzahlungen an die Fahrer im Zuge des Börsengangs gegeben hätte. So schlecht sieht das nicht aus, meiner Meinung nach. Die Aktie hat sich von den ärgsten nachbörslichen Verlusten auch bereits wieder deutlich erholt. Die relativ guten Zahlen von Konkurrent Lyft zeigen ebenfalls, dass man die Branche nicht vorschnell abschreiben sollte. Ich denke die Aktie ist weiter haltenswert. | WKN / Kürzel | Börsenwert | GpA 18/19e/20e | Kurs | A2PHHG / UBER | 73 Mrd. USD | 2,08 USD / -4,80 USD / -2,63 USD | 39,21 USD | Regelrecht durch die Decke geht dagegen wieder einmal einer meiner Langfristfavoriten: Der Netflix-Herausforderer Roku (ROKU | A2DW4X). Lustigerweise wird der Wert in den deutschen Börsenmedien kaum beachtet. Das ist ein Fehler. Roku ist gerade dabei, eine Art Monopol auf das Medien-Betriebssystem der Zukunft aufzubauen: das fürs Streaming. In immer mehr Fernsehern ist die Roku-Software bereits vorinstalliert. Immer mehr Zuschauer nutzen Roku als Verbindungsglied, um direkt via Fernseher auf die Film- und Serien-Me-diathek von Roku zuzugreifen. Roku hält die Lizenzen für viele der populärsten Filme und Serien und ist kostenlos. Dafür gibt es am Anfang Werbeeinspielungen. Das heißt, jeder der die Vorzüge des Streamings nutzen will, aber kein Geld dafür bezahlen möchte, der hat Roku als Alternative. Die Analysten überschlugen sich am Freitag geradezu mit Aufstufungen nachdem das Unternehmen im zweiten Quartal die Konsensprognosen pulverisiert hatte. Die Umsätze legten um 59,5 Prozent auf 250 Millionen US-Dollar zu. Das waren satte 26,7 Millionen US-Dollar mehr als erwartet. Der Verlust pro Aktie lag mit 0,08 US-Dollar ebenfalls deutlich niedriger im Vergleich zu den erwarteten 0,21 US-Dollar. Beeindruckend ist aus meiner Sicht, das die Zahl der aktiven Konten nun 30 Millionen überschritten hat. Das heißt, jeder fünfte US-Haushalt verwendet nun bereits ein Gerät oder die Software von Roku. Genauso wichtig: Auch mit der Monetarisierung kommt man glänzend voran: Der durchschnittliche Umsatz pro User hat nun die Marke von 20 US-Dollar überstiegen. Damit ist er in den beiden Jahren seit Börsengang um 88 Prozent gestiegen. Das liegt auch daran, dass Roku im Bereich Werbung durch die hohe Reichweite große Möglichkeiten hat, z.B. über den eigenen Streaming-Kanal The Roku Channel. Viel Fantasie bringt auch die Möglichkeit, dass immer mehr TV-Geräte-Hersteller das Roku-Betriebssystem auf ihrem Gerät vorinstallieren könnten. So müssen diese kein eigenes Betriebssystem entwickeln und updaten. Nachdem die Aktie inzwischen mit dem 14-fachen ihrer Umsätze gehandelt wird, ist allerdings einiges an Wachstumsfantasie bereits im Kurs enthalten und es ist mit einer hohen Schwankungsbreite bei der Aktie zu rechnen. | WKN / Kürzel | Börsenwert | GpA 18/19e/20e | Kurs | A2DW4X / ROKU | 14 Mrd. USD | -0,08 USD / -0,59 USD / -0,31 USD | 126,49 USD | Uneinig war sich der Markt zunächst mit der Interpretation der Halbjahreszahlen von Wirecard. Zunächst sprang die Aktie nach oben und überschritt die 150-Euro-Marke, wurde dann aber wieder abverkauft. Die Zahlen lagen in etwa im Rahmen der Erwartungen. Die Prognose für den operativen Gewinn (EBITDA) im Gesamtjahr wurde leicht angehoben (jetzt 765 bis 815 Mio. nach zuvor 760 bis 810 Mio. Euro). Bis 2020 soll das Transaktionsvolumen auf mehr als 230 Milliarden Euro steigen, woraus Umsatzerlöse von 3,2 Milliarden Euro generiert werden sollen. Das soll bei unveränderter EBITDA-Marge und unveränderter Konversion beim freien Cashflow gelingen. Genau das ist aus meiner Sicht der Knackpunkt. Ich bleibe dabei, dass es Wirecard schwer haben wird, die bisher generierten Margen zu halten, wenn die hochmargigen Umsätze mit Anbietern aus den Bereichen Glücksspiel/Erotik weiter an Bedeutung verlieren werden. Nichtsdestotrotz ist das Umsatzwachstum insgesamt weiter beeindruckend. Ich sehe die Aktie als Halte-Position bei einem fairen Wert von rund 150 Euro. | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 18/19e/20e | Kurs | 747206 / WDI | 18 Mrd. EUR | 53 / 35 / 26 | 145,50 EUR | Wieder einmal enttäuschend fielen die Quartalszahlen der Commerzbank aus. Der operative Gewinn brach stärker als erwartet um rund 25 Prozent auf 298 Millionen Euro ein, auch weil die Bank die Risikovorsorge für faule Kredite erhöhte. Das Management führte dies auf weniger als eine Handvoll Einzelfälle zurück. Insgesamt sei das Risikoprofil im Kreditgeschäft weiter sehr gesund. Die Konjunkturabkühlung und die immer niedrigeren Zinsen setzen der Bank zu, die ohnehin unter strukturellen Problemen leidet. Kriegen andere einen "Husten", drohen bei Commerzbank und Deutscher Bank gleich "Lungenentzündungen". Die Aktie liegt nun nur noch rund 10 Cent über dem Allzeittief aus dem August 2016 bei 5,16 Euro. Ich rate weiter dazu, die inzwischen ja in den MDAX abgerutschte Aktie zu meiden: | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 18/19e/20e | Kurs | CBK100 / CBK | 6,6 Mrd. EUR | 9 / 8 / 6 | 5,26 EUR | Auffällig ist derzeit zudem die Schwäche eines anderen ehemaligen Highflyers und Privatanleger-Lieblings: der Beteiligungsgesellschaft Aurelius Equity Opportunities. Die Aktie hatte sich zunächst ja wieder sehr gut von der Shortattacke im Frühjahr 2017 erholt, liegt aktuell aber wieder auf der Höhe der damaligen Tiefs. Ich denke das Problem liegt hier bei Office Depot Europe, der mit Abstand größten und wichtigsten Beteiligung. Hier lag die Geschäftsentwicklung im zweiten Quartal unter den Erwartungen. Die Aussage, man wolle "eine weitere Stabilisierung der Umsätze" erzielen, deutet eher darauf, dass diese momentan wegbrechen. Ungeachtet dessen investiert Aurelius kräftig in neue Beteiligungen wie den größten gewerblichen Fuhrparkbetreiber Großbritanniens, BT Fleet Solutions und das Geschäft mit Decken und Mineralfaserplatten von Armstrong, einer Tochter des deutschen Familienunternehmens Knauf. Spannend, dass Aurelius innerhalb einer Woche in zwei britische Firmen investiert, die jeweils noch aus ihrer Muttergesellschaft herausgelöst werden müssen. Dem Markt gefiel das am Freitag gar nicht. Die Aktie verlor gut sechs Prozent. Andererseits hatte Aurelius-Chef Dirk Markus angekündigt, die durch den bevorstehenden Brexit entstehenden Sondersituationen am britischen Markt zu Schnäppchenkäufen nutzen zu wollen. | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 18/19e/20e | Kurs | A0JK2A / AR4 | 1,0 Mrd. EUR | neg. / neg. / 36 | 33,16 EUR | Meine Meinung: Hohe Chancen, aber auch hohe Risiken. Die Aktie ist nur für mutige Anleger geeignet, die auf eine einvernehmliche Lösung beim Brexit setzen und eine Wiederentdeckung von Value-Aktien. Halten. Hinweispflicht nach §34b WpHG: Die Geldanlage-Report-Redaktion ist in folgenden genannten Wertpapieren / Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels investiert: Roku. Es können daher Interessenskonflikte vorliegen. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.
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