Was heute wie Hohn klingt, war damals die Überzeugung der Verantwortlichen. Dass sich Bayer mit dem Glyphosat-Hersteller eine (vielleicht?) tödliche Vergiftung einfangen würde, war damals noch nicht absehbar. Jedenfalls nicht in dem sich entwickelnden Ausmaß, wie wir es heute klar sehen. Dabei stand Monsanto schon damals im Fadenkreuz und war das Ziel vieler Sammelklagen von Geschädigten. Und was Sammelklagen in den USA bedeuten können, haben schon ganze andere Industriegrößen erlebt, da ist Bayer nicht die erste. Aber wohl eine der am härtesten getroffenen. Und bis heute ist es Bayer nicht gelungen, durch Vergleiche und/oder Urteile einen Deckel auf das Milliarden-Grab zu hämmern. Immer wieder poppen neue Geschädigte hoch, immer wieder zahlt Bayer Entschädigungen und Strafen, immer wieder ist der Name Bayer und damit die Marke negativ in den Schlagzeilen. Als dann CEO Baumann endlich abtrat nach 7 Jahren an der Konzernspitze und 35 Jahren im Unternehmen, keimt kurz Hoffnung auf. Seit Mitte 2023 ist Bill Anderson der neue an der Vorstandsspitze, doch der Hoffnungsträger mutierte schnell zum Sargnagelhalter. Denn Anderson hält an Monsanto fest, er widersetzt sich Forderungen, die Seuchentochter abzuspalten oder zu verkaufen und so Bayer wieder eine Zukunftsperspektive zu geben. Nichts da, Augen zu und durch. Bayer befindet sich auf dem Weg in den Abgrund und der Neue... gibt Gas. Kein Wunder, dass die Aktionäre scharenweise flüchten. Und es wird nicht besser. Einfach nur miese Ergebnisse Auch das 3. Quartal 2024 ist geprägt von einem schlappen Agrar-Geschäft. So sank der Umsatz im Jahresvergleich um 3,6% auf 9,97 Mrd. Euro; ohne negative Wechselkurseffekte wäre es ein kleines Plus gewesen, aber das ist auch kein Lichtblick. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) ging um fast 30% auf 939 Mio. Euro zurück und unterm Strich stand sogar ein Verlust von 4,2 Mrd. Euro, nachdem es vor einem Jahr noch -4,57 Mrd. waren. Das erneute Minus ging vor allem auf weitere Abschreibungen in der Agrar-Sparte zurück. Es läuft also gar nicht rund und deshalb musste Bayer nun auch die Jahresprognose einkassieren. Für 2024 peilt der DAX-Wert nun nur noch Erlöse von 45,5 bis 47,5 Mrd. Euro an, sowie ein um Sondereffekte bereinigtes EBITDA zwischen 10,0 und 10,3 Mrd. Euro statt bisher 10,2 bis 10,8 Mrd. Dabei ist nicht zu übersehen, dass die Agrar-Sparte nicht (mehr) Bayers einziges Sorgenkind ist. Auch das zweite Standbein, die Pharma-Sparte, schwächelt. Der Umsatzbringer Xarelto kommt in die Jahre und sieht sich wachsender Generika-Konkurrenz ausgesetzt, so dass im 3. Quartal die Einnahmen mit dem Blutverdünner um 24% auf 802 Mio. Euro zurückgingen. Damit hat der Gerinnungshemmer seine Umsatz-Spitzenposition im Bayer-Portfolio an das Augenheilmittel Eylea verloren, dessen Einnahmen um 5,7% auf 848 Mio. Euro anstiegen. Aber auch dieser Blockbuster verliert zunehmend seinen Patentschutz, womit der Markt für die Nachahmer geöffnet wird. Und so hat Sandoz, die kürzlich vom Schweizer Pharma-Riesen Novartis abgespaltene Generika-Sparte, soeben von der EU die Zulassung für sein Eylea-Biosimilar Afqlir erhalten. Nur eine von vielen negativen Meldungen, vermutlich aber kaum die letzte. Buffett kommt nicht zurück... Den Trigger mit Buffett muss ich noch erklären. Star-Investor Warren Buffett ist nicht bekannt dafür, dass er sich auf windige Geschäfte einlässt oder auf Manager, die charakterlich suboptimal aufgestellt sind. Beides konnte man Monsanto früher durchaus nachsagen, als es Buffetts Interesse weckte. Und so wurde Warren Buffett Aktionär von Monsanto, gegen seine Überzeugungen, aber mit voller Absicht. Der Value-Investor ist bekannt für sein gutes Gespür für qualitativ hochwertige Unternehmen und seinen langen Anlagehorizont. American Express, Moody’s und Coca-Cola hat er seinem Vierteljahrhundert im Depot und seine Aktien nie wieder angerührt. Aber er wagt auch gerne mal eine Arbitrage-Spekulation, setzt also auf absehbare Kursgewinne in Sondersituationen. Beim Spiele-Hersteller ActivisionBlizzard kaufte er sich groß ein, als die Übernahme durch Microsoft in der Schwebe hing. Zuletzt kaufte er Aktien der Liberty Sirius XM Group. Medien-Mogul John Malone ordnet sein Firmenkonglomerat neu und Buffett hatte sich kräftig bei den Tracking Stocks der Radiotochter eingedeckt. Die Investoren der Liberty Sirius XM Group haben Ende August darüber abgestimmt, ob sie ihre Aktien mit den Sirius-XM-Stammaktien zusammenlegen wollen. Die positive Entscheidung war beinahe absehbar, da John Malone selbst sie unterstützt hat und die Tracking-Stocks mit einem Abschlag zu Sirius XM gehandelt wurden. Buffett kaufte sich auf diese Weise günstiger bei Sirius XM Holdings ein, als wenn er deren Aktien direkt über die Börse gekauft hätte. Und ein Arbitrage-Gewinn von 10% innerhalb von 4 Monaten macht eine rechnerische Jahresrendite auf das eingesetzte Kapital von 40% aus. Buffett liebt Arbitrage. Und bei Monsanto war er kräftig eingestiegen, nachdem die Übernahme durch Bayer angekündigt worden war. Anschließend lag der Monsanto-Aktienkurs oft im 2-stelligen Prozentbereich unterhalb der Übernahme-Offerte von Bayer, die 128 US-Dollar je Aktie boten, so dass Buffett die Aktien mit erheblicher Sicherheitsmarge auf ihren fairen Wert einsammeln konnte. Als er seine Position Ende März 2018 offenlegen musste, notierte die Monsanto-Aktie um 11 US-Dollar unter Bayers Übernahme-Offerte und in der Zwischenzeit waren es teilweise deutlich größere Abschläge gewesen. Am Ende hat Buffett innerhalb kurzer Zeit also mindestens 200 Mio. US-Dollar verdient, vermutlich sogar deutlich mehr. Buffett liebt Arbitrage. |