Die Olympia-Spezialausgabe am Mittwoch, 31. Juli
| Was jetzt? | Die Olympia-Spezialausgabe am Mittwoch, 31. Juli | |
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von Tammo Blomberg Autor für das Sportressort von ZEIT ONLINE |
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Guten Morgen! Seine oder nicht Seine, das ist für Triathletinnen und Triathleten in diesen Tagen fast zur existenziellen Frage geworden. Seit heute Morgen ist klar: Habemus Triathlon! Der Fluss ist sauber genug, 55 Frauen sind um 8 Uhr mit 1,5 Kilometer Schwimmen in den Fluss und damit in den Tag gestartet. Und Sie so? |
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Worüber reden heute alle? |
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Über Simone Biles. Die beste Turnerin der Geschichte fegte gestern mit ihren Kolleginnen Hezly Rivera, Jordan Chiles, Sunisa Lee und Jade Carey durchs Finale des Mannschaftswettbewerbs. Das ist der Wettkampf, den Biles vor drei Jahren in Tokio nach einem missglückten Sprung verlassen hatte. Sie fühlte sich unsicher damals, hatte Angst, sich zu verletzten, der Kopf machte nicht mit; stattdessen beklatschte und bejubelte sie ihre Kolleginnen vom Rand. Danach sprach sie bemerkenswert offen über die mentalen Probleme, die sie hemmten, und nahm sich nach den Spielen eine zweijährige Wettkampfauszeit. Gestern aber sprach der Spaß am Turnen wieder aus ihrem Gesicht. Dem einen oder anderen Büromenschen zwickt's ja schon beim Schuhzubinden, Biles grinste entspannt, als sie nach ihrem Doppelsalto mit dreifacher Schraube landete. Sie wusste: Das reicht für Gold. Sie wusste auch: Es können noch mehr Medaillen dazukommen in den nächsten Tagen. Nur wer mit krummem Rücken vor dem Bildschirm saß, zweifelte: Gehört dieses wirbelnde Wesen wirklich derselben Spezies an wie ich? |
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| © Jamie Squire/Getty Images |
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Ni Xialian. Die Frau ist nicht nur Tischtennisspielerin und Fahnenträgerin Luxemburgs bei diesen Olympischen Spielen – sie ist auch 61 Jahre alt. Die Spiele von Paris sind ihre sechsten. Und wer nun denkt, nette Geschichte, dass es so jemand noch mal zu Olympia schafft, aber holen wird eine Beinahe-Rentnerin dort sicher nichts: falsch gedacht. Am Samstag besiegte Ni in ihrem ersten Match die Türkin Sibel Altinkaya (mit 31 fast genau halb so alt wie Ni) und wurde zur ältesten Spielerin, die es je unter die Runde der letzten 32 schaffte. Sie sei zwar doppelt so alt wie ihre Gegnerinnen, dafür aber auch doppelt so erfahren, sagte Ni hinterher. Und auf ihre Gesundheit achte sie auch: viel Gemüse, viel Wasser, „keine Coca-Cola“. Das hört man in der Marketingabteilung des Zuckerwasserriesen sicher nicht so gern, der ist schließlich seit 96 Jahren Sponsor bei Olympia. Heute aber wird es für Ni trotz der guten Ernährung schwer: Ihre Gegnerin in der dritten Runde heißt Sun Yingsha. Die könnte mit 23 Jahren Nis Enkelin sein und ist, noch schlimmer, Weltmeisterin und Weltranglistenerste. Aber sollte sie ausscheiden, tritt Ni Xialian sicher 2028 in Los Angeles noch mal an. |
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| © Lintao Zhang/Getty Images |
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Was machen die Deutschen? |
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Baggern und schmettern. Im Sand unter dem Eifelturm, der wohl schönsten Wettkampfstätte dieser Spiele, kämpfen die Beachvolleyballerinnen Louisa Lippmann und Laura Ludwig nach ihrer Niederlage im ersten Spiel schon gegen die Angst vor dem Ausscheiden. Lippmann, bis vor wenigen Jahren noch die beste deutsche Volleyballerin in der Halle, ließ sich vor den Spielen mit großem Aufwand umschulen, um auch mit nackten Füßen im Sand zurechtzukommen. Vorher hatte sie sich nicht mal im Urlaub ins Beachfeld getraut. Was man nicht alles tut für den Olympia-Traum. Ein Sieg gegen die Schweizerinnen wäre heute wichtig, damit ihre ersten Spiele nicht allzu schnell vorbei sind. |
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Die ersten Olympischen Spiele sind es auch für Kathrin Murche, die sich am Nachmittag eine Olympiamedaille erschießen will. Im Trap – falls Sie, wie ich, Laie sind, verzeiht Ihnen Frau Murche sicher auch, dass Sie Tontaubenschießen sagen. WM-Bronze und EM-Silber hat sie schon gewonnen, fehlt also nur noch eine Medaillenfarbe. Später steht noch ein Klassiker zweier großer Hockeynationen an: Der Weltmeister Deutschland trifft um 17.30 Uhr auf die Niederlande, den WM-Dritten. Wenn das kein Grund ist, die Feierabendschorle heute im eigenen Wohnzimmer statt in der prallen Sonne zu trinken. Ihre Dermatologin freut das sicher auch. |
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| © Michael Reaves/Getty Images |
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Die verschwundene Sportart |
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Sackhüpfen. Ja, wirklich: Bei den Olympischen Spielen von St. Louis 1904 hatte der Kindergeburtstagsklassiker einen Gastauftritt. Medaillen bekamen die Besten im Kartoffelsack damals nicht, denn Sackhüpfen war als eine von vielen Sportarten nur Teil des olympischen Rahmenprogramms, keine eigenständige Disziplin. Das Amüsement über die hüpfenden Leute war offensichtlich nicht groß genug, um den Wettbewerb langfristig zu etablieren. Enthusiastische Sackhüpfer gibt es aber immer noch. Einer von ihnen ist der britische Langstreckenläufer Mo Farah, der die 100 Meter mal in unter 40 Sekunden absolvierte. Weltrekordler über 100 (25,96 Sekunden) und 200 Meter (63,88) ist der Spanier Christian Roberto López Rodríguez. Falls Sie sich nun fragen, wer einen Weltrekord im Sackhüpfen aufstellt: Den Rekord über 100 Meter in High-Heels (12,82 Sekunden) hält der Mann auch. |
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| © Robertus Pudyanto/Getty Images |
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Das IOC-Mitglied des Tages |
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Jelena Issinbajewa. Was Stabhochspringer Armand Duplantis seit ein paar Jahren bei den Herren ist, war Issinbajewa in den Nullerjahren bei den Frauen: Sie sprang von Weltrekord zu Weltrekord, inklusive der Hallenrekorde waren es insgesamt 30. Ihre Bestmarke von 5,06 Metern aus dem Jahr 2009 steht noch immer. Seit sie sich nicht mehr am Stab in die Luft schraubt, macht Issinbajewa anderweitig Karriere. Zum Beispiel in der russischen Armee, wo sie 2019 zum Major wurde. 2016 stattete sie den russischen Truppen in Syrien einen Besuch ab und zeigte sich tief beeindruckt; der Start der Kampfjets war für sie „wie ein Wiegenlied“. Kurz darauf, nach dem Auffliegen des russischen Staatsdoping-Skandals, warf Issinbajewa mehreren Staaten, darunter Deutschland, systematisches Doping vor. Wenig später wurde sie vorübergehend Präsidentin der russischen Antidoping-Agentur Rusada, im selben Jahr auch IOC-Mitglied. Sicher vor allem, weil sie sich mit der Aufgabe identifiziert, „den Frieden zu fördern“, wie es in der Olympischen Charta steht. |
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| © Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images |
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"Ich glaube, dass ich jetzt einfach erleichtert bin nach meiner Entscheidung." | | |
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Tennisspielerin Angelique Kerber, 36, versucht zu erklären, warum sie auf den letzten Karrieremetern von Sieg zu Sieg schwebt. Ihr Viertelfinale gegen Zheng Qinwen beginnt heute um 12 Uhr mittags, es könnte (wie schon gestern) ihr letztes Match sein. Wenn nicht, spielt sie im nächsten Match schon um eine olympische Medaille. |
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Der Fotograf Sebastian Wells ist während der Olympischen Spiele exklusiv für ZEIT ONLINE in Paris unterwegs. Wir zeigen hier jeden Tag ein besonderes Bild vom Vortag. Heute den deutschen Judoka Timo Cavelius, der gegen seinen israelischen Gegner Sagi Musik im Sechzehntelfinale ausschied. |
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| © Sebastian Wells für ZEIT ONLINE |
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Wo werden heute Medaillen vergeben? |
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8.00 Uhr: Rennen der Frauen |
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10.45 Uhr: Rennen der Männer |
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11.00 Uhr: 10 Meter Synchronspringen der Frauen |
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12.02 Uhr: Doppelvierer der Männer, Finale |
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12.14 Uhr: Doppelvierer der Frauen, Finale |
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13.10 Uhr: Freestyle Park, Finale der Frauen |
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14.44 Uhr: Freestyle Park, Finale der Männer |
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15.30 Uhr: Trap, Finale der Frauen |
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17.30 Uhr Einzelmehrkampf, Finale der Männer |
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17.00 Uhr: Mittelgewicht Frauen (-70kg), Finale |
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17.18 Uhr: Mittelgewicht Männer (-90kg), Finale |
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17.25: Uhr: Einer-Canadier Slalom, Finale der Frauen |
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20.30 Uhr: Säbel, Teamwettbewerb der Männer, Finale |
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20.30 Uhr: 100 Meter Freistil, Finale der Frauen |
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20.37 Uhr: 200 Meter Schmetterling, Finale der Männer |
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21.13 Uhr: 1500 Meter Freistil, Finale der Frauen |
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22.31 Uhr: 200 Meter Brust, Finale der Männer |
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Das war die heutige Spezialausgabe unseres Was-jetzt?-Newsletters zu den Olympischen Spielen 2024. Im Surferparadies auf Tahiti ist wegen des unruhigen Wetters erstmal Pause, die Finals sind verschoben. Sie können sich derweil zumindest das Bild dieser Spiele anschauen, das der AFP-Fotograf Jérôme Brouille während der Surfwettbewerbe geknipst hat. Sieht wie ein schlechter Fake aus, ist aber ein herausragendes Foto. |
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