Die Olympia-Spezialausgabe am Samstag, 27. Juli
| Was jetzt? | Die Olympia-Spezialausgabe am Samstag, 27. Juli | |
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von Tammo Blomberg Autor für das Sportressort von ZEIT ONLINE |
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Bonjour! Kleben Sie sich an Ihrem Sofapolster fest, besorgen Sie sich ein paar Madeleines und für den Abend vielleicht noch ein Glas Rotwein – es ist Olympia! Bewundern Sie, was Menschen alles mit einem Skateboard, einem Volleyball oder einem Säbel anstellen können. Viel Freude! |
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Worüber reden heute alle? |
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Über den pompösen Auftakt. Olympische Eröffnungsfeiern waren noch nie etwas für Freunde des Minimalismus, aber Paris hat noch einen draufgesetzt. Es begann mit Zinédine Zidane und einem geheimnisvollen Fackelträger, beinhaltete ein paar kopflose Marie-Antoinettes, die Minions, einen formidabel flackernden Eiffelturm und Friedensbotschaften des griechischen Gottes Dionysos. Es endete, als Céline Dion zum ersten Mal seit vier Jahren sang und ein Heißluftballon mit dem olympischen Feuer aufstieg. Traumhaft inszeniert – jedenfalls fürs Fernsehpublikum. Die Athleten und die Fans an der Seine hatten dagegen mit dem Pariser Regen zu kämpfen, richtig wohl dürfte sich bei dem Wetter nur die britische Delegation gefühlt haben. "Die Natur ist noch immer Herrin der Zeremonien", schreibt mein Kollege Christof Siemes, der auch zu den nassen Zuschauern gehörte. Und Fifa-Präsident Gianni Infantino, der im Regencape am Ufer der Seine saß, dachte sich vielleicht: Ein Amateurverein, dieses IOC – gab es keinen trockenen Wüstenstaat, wohin man die Veranstaltung hätte geben können? |
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| © Mohd Rasfan/AFP via Getty Images |
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Jerry Tuwai, Fidschis Goldjunge. Der kleine Inselstaat findet sich üblicherweise auf den unteren Rängen des Medaillenspiegels wieder, bis 2016 hatte Fidschi keine einzige Medaille gewonnen. In Rio und Tokio gab es zuletzt aber je einmal Gold, und zwar im Rugby. Genauer: im "Rugby Sevens", wo sich nur sieben statt wie sonst 15 muskulöse Menschen pro Mannschaft um ein Ei kloppen. Tuwai, 35, ist der Star dieser Disziplin, er wurde zum "Rugby Sevens"-Spieler des Jahrzehnts gewählt. Geübt hat er früher mit Wasserflaschen oder zusammengeknoteten T-Shirts. Als seine Eltern endlich genug Geld für ein Paar Rugbyschuhe gespart hatten, sagte ihm seine Mutter, das seien nun sein Messer und seine Gabel. Im Halbfinale müssen die Jungs von den Inseln heute gegen das etwa 420-mal größere Australien ran, im Finale könnte am Abend Gastgeber Frankreich warten. Mal sehen, ob Tuwais Schuhe dann wieder zum Goldbesteck werden. |
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| © Carl de Souza/AFP via Getty Images |
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Was machen die Deutschen? |
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Weiter abrutschen, sagen jedenfalls die Medaillentipper vom Nielsen Institut. Die trauen dem deutschen Team in Paris 35 Medaillen zu, bei Frankreichs Sportzeitung L'Équipe sind es immerhin 36. Was immer noch eine weniger wäre als 2021 in Tokio – und die Bilanz hatte damals schon viele erbleichen lassen. Zum Glück sind solche Vorabanalysen spätestens mit Beginn der Veranstaltung hinfällig. Erst recht, wenn der Knoten im Medaillenhalsband früh platzt. In Tokio gewann Synchronspringerin Lena Hentschel die erste deutsche Medaille. Sie tritt auch heute wieder an, ab 11 Uhr springt sie – mittlerweile mit neuer Partnerin – vom Dreimeterbrett. Am Abend pflügt dann Lukas Märtens durchs Wasser, dem über 400 Meter Freistil viele Gold zutrauen, weil er zuletzt fast so schnell war wie Paul Biedermann bei seinem Weltrekord. Und der schwamm damals im mittlerweile verbotenen Superbadeanzug. |
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| © Clive Rose/Getty Images |
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Die verschwundene Sportart |
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16 Menschen, ein 33,5 Meter langes Seil, ein bisschen Baumharz und ganz viel Schweiß: Tauziehen kennt jeder, zumindest in der Amateurversion für Kinder. Olympiasiegermannschaften im Tauziehen kennt die Sportgeschichte nur sechs: jeweils eine aus den USA, Deutschland und Schweden, eine gemischte Mannschaft mit schwedischen und dänischen Athleten sowie zwei britische Teams. Bei den Spielen 1924 in Paris wurde dann erstmals kein olympischer Tauziehchampion mehr gekürt, es sollte danach auch nie wieder vorkommen. Das wird sich wohl auch nicht mehr ändern, wo die Spiele doch unbedingt hipper werden sollen. Wer Tauziehwettkämpfe sehen will, fährt also besser nach Mannheim als nach Paris. Dort findet im September zum ersten Mal eine Tauzieh-WM auf deutschem Boden statt. Seil auf! |
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| © Topical Press Agency/Getty Images |
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Das IOC-Mitglied des Tages |
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Der Australier John Coates, dessen Vita Respekt abnötigt: Es gibt kaum einen Job in der olympischen Welt, den der Jurist noch nicht gemacht hätte. Seine lange Sportfunktionärskarriere war aber auch schon mal Anlass für Kritik: Vor drei Jahren war Coates Gesprächsthema in seiner Heimat, weil er die damalige Premierministerin des Bundesstaates Queensland unsanft zurechtgewiesen hatte. Daraufhin nannte ihn der australische Politiker Rex Patrick einen "sozialen und politischen Dinosaurier", der zu lange in der "selbstbezogenen olympischen Blase" gelebt habe. Um Rex Patrick mal zu widersprechen: Eine so lange Zugehörigkeit kann auch Vorteile haben. So gebieterisch-warnend, wie Coates am Donnerstag der Delegation aus Salt Lake City erklärte, dass sich die Antidopingkämpfer in den USA zurücknehmen müssten, wenn die Olympischen Winterspiele 2034 tatsächlich in Salt Lake City stattfinden sollten, bekommt das wohl nur jemand hin, der schon lange durch die Sportpolitik schwirrt. |
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"Some may say, we in the Olympic world, we are dreamers. But we are not the only ones." | | |
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(IOC-Präsident Thomas Bach zitiert Imagine. Und der arme John Lennon kann sich nicht mal mehr dagegen wehren.) |
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| © Sebastian Wells/OSTKREUZ für ZEIT ONLINE |
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Wo werden heute Medaillen vergeben? |
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In 14 Wettbewerben und acht Sportarten. Und zwar: Schießen (10.30 Uhr Mixed Team Zehn-Meter-Luftgewehr); Wasserspringen (11.00 Uhr Damen Synchronspringen Dreimeterbrett); Straßenradsport (14.30 Uhr Damen Einzelzeitfahren; 16.32 Uhr, Herren Einzelzeitfahren); Skateboard (17.00 Uhr Herren Street); Judo (17.38 Uhr Damen –48 kg; 18.09 Uhr Herren –60 kg); Siebener-Rugby (19.45 Uhr Herren); Schwimmen (20.42 Uhr Herren 400-Meter-Freistil; 20.52 Uhr Damen 400-Meter-Freistil; 21.34 Uhr Damen "4 x 100 Meter"-Freistil-Staffel; 21.44 Uhr Herren "4 x 100 Meter"-Freistil-Staffel); Fechten (21.30 Uhr Damen Degen Einzel; 21.55 Uhr Herren Säbel Einzel). |
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Das war die erste Spezialausgabe unseres Was-jetzt?-Newsletters zu den Olympischen Spielen 2024. Noch unsicher, welcher Randsportart Sie heute frönen sollen? Wir haben für Sie gewürfelt: Der Mixedwettkampf im Luftgewehrschießen aus zehn Metern kann wunderbar beim Wochenendfrühstück laufen. Die Entscheidung soll gegen 10.30 Uhr fallen. Anna Janßen, die mit ihrem Partner Maximilian Ulbrich um eine Medaille schießt, ist Weltranglistenerste. |
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