es ist ein aufsehenerregender Fall, von dem Annalena Baerbock in einem kurzen Video-Ausschnitt berichtet. Die Grünen-Vorsitzende war unlängst zu Gast in einer Gesprächssendung, bei der es um Rassismus und Antisemitismus ging – und erzählte bei dieser Gelegenheit, vom Sohn einer Bekannten sei im Schulunterricht verlangt worden, eine „Bildergeschichte“ zu schreiben, in der das Wort „Neger“ enthalten ist. Als der sich geweigert habe, sei ihm dann auch noch vorgeworfen worden, den Schulfrieden zu stören. Die Geschichte sorgte zunächst für eine gewisse Empörung, weil Baerbock das „N-Wort“ verwendet hatte, weshalb ihre Äußerung in dem Video nachträglich mit einem Piepston überdeckt wurde. Natürlich wuchs dadurch auch das Interesse an dem von ihr geschilderten Ereignis: Wo soll es sich zugetragen haben und wann? So etwas müsste ja mindestens Konsequenzen für den Lehrer oder die Lehrerin haben. Doch Baerbock verweigert zu alledem jede weitere Auskunft – es handele sich um eine Privatsache. Aber eine Schule ist eben ein öffentlicher Raum, und nicht zuletzt hat die Kanzlerkandidatin diesen Fall selbst öffentlich gemacht. Weshalb sich die Frage stellt, wie weit es mit dem Wahrheitsgehalt ihrer Story eigentlich her ist. Annalena Baerbock sollte also dringend ein paar Details nachliefern, um dem Verdacht entgegenzuwirken, sie habe sich da einfach nur etwas ausgedacht (oder einen ähnlichen Fall aus Schleswig-Holstein zu etwas Selbsterlebten aufgemotzt). Unsere neue Ausgabe ist seit heute am Kiosk sowie online erhältlich, und Sie erfahren darin auch vieles über ein kleines Bundesland mit großer Wirkung. Was haben beispielsweise der Außenminister, die Verteidigungsministerin und der Wirtschaftsminister noch gemeinsam, außer dem aktuellen Bundeskabinett anzugehören? Richtig: Heiko Maas, Annegret Kramp-Karrenbauer und Peter Altmaier stammen allesamt aus dem Saarland. Ich habe selbst einige Jahre im Saarland verbracht und denke gern an diese Zeit zurück. Mit dem viel beschworenen savoir-vivre ist es dort zwar auch nicht viel weiter her als anderswo. Aber die Saarländer sind schon deshalb liebenswert, weil sie sich mit etlichen originellen Eigentümlichkeiten vom Rest der Republik abgrenzen. Ein Dialekt, der für Frauen den sächlichen Artikel verwendet („es Hilde“) war der aktuellen Gender-Debatte ohnehin schon immer weit voraus. Auch politisch hat die Saar ein paar haarsträubende Geschichten zu bieten. Mein Kollege Moritz Gathmann war vor Ort. Und fühlte sich manchmal an seine Zeit als Korrespondent in der Ukraine erinnert. Wo es sich, nur um jedes Missverständnis auszuschließen, natürlich auch gut leben lässt. Ihr Alexander Marguier, Chefredakteur |