der eine Freund berichtet: „Ich habe den Tabellenrechner bemüht. Da geht nichts mehr schief.“ „Aber“, stöhnt der andere, „wir müssen die Spannung hochhalten. Ich sehe das schon kommen, dass es ausgerechnet gegen Ulm und Braunschweig misslingt!“ Nix da, entgegnet der Freund vom Anfang, das werde schon klappen: „Nur die Ruhe!“
Aber wie soll man nach all den Jahren ruhig bleiben? Als HSV-Fan? Mit den ganzen Enttäuschungen auf den letzten Metern? Dieser Dauerschmerz als großer Klub ständig in Elversberg spielen zu müssen? Dieses große Trauma in Hamburg aktuell nur der zweite Klub zu sein, auch wenn die eigene Hybris eigentlich Europapokal schreit?
Fußball ist eine der emotionalsten Angelegenheiten, die ich kenne. Ein Bekannter von mir ist an seinem Hochzeitstag 150 Kilometer hin und 150 Kilometer zurück zum Heimspiel seines Lieblingsvereins gefahren. Ja-Wort, Stehplatz, Hochzeitstanz. Die Ehe, Sie können es sich denken, hat jetzt nicht soooo lange gehalten – die Liebe zum Klub ist dagegen ungebrochen.
Und irgendwie ist es auch fast berührend, wie hartnäckig die HSV-Fans in den letzten Jahren ihrem Klub die Treue gehalten haben. Das Stadion ist eigentlich immer voll, auswärts sind die Anhänger laut, stehen hinter dem Klub. Nimmt man den einen Skeptiker aus meinem Freundeskreis mal aus, scheint mir die Zuversicht rund um den Volkspark mittlerweile auch recht groß zu sein, dass es diesmal (diesmal aber wirklich!) hinhaut mit dem Aufstieg. Ein Beleg: Alle wollen dabei sein. Dafür wird sogar das Ticketsystem der Gästemannschaft aus Ulm gekapert, um möglichst im Stadion zu sein, wenn der Erstligatraum näher rückt.
Warum er denn so negativ sei, wird der Skeptiker-Freund gefragt. „Ich bin traumatisiert von der vielen Euphorie!“, die knappe Antwort. Verständlich. Ich lege mich fest – Tabellenrechner hin oder her – diese Saison geht es hoch, liebe HSV-Fans.
Julian König
Ressortleiter Lokales
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