Sehr geehrte Damen und Herren, | es ist eine Nachricht, die unseren Newsroom in Aufregung versetzt: Im Zuge der Abgas-Affäre ist der bislang ranghöchste Manager des VW-Konzerns festgenommen worden – Audi-Chef Rupert Stadler. Der Ingolstädter Automobilhersteller soll seit 2009 rund 220.000 Dieselfahrzeuge mit manipulierter Software in Europa und den USA verkauft haben. „Der Beschuldigte wurde der Ermittlungsrichterin vorgeführt, die den Vollzug der Untersuchungshaft angeordnet hat“, teilte die Staatsanwaltschaft München II mit. Als Grund nannte die Behörde Verdunkelungsgefahr. Ein VW-Sprecher bestätigte die Festnahme. „Darüber hinaus können wir uns vor dem Hintergrund der laufenden Ermittlungen inhaltlich nicht äußern. Für Herrn Stadler gilt weiterhin die Unschuldsvermutung.“ Die Börse reagiert bereits: Die VW-Vorzugsaktien haben deutlich nachgegeben. Mit einem Abschlag von 1,93 Prozent auf 157,93 Euro waren sie am Vormittag der größte Verlierer im Dax. VW-Papiere gaben damit wesentlich stärker nach als die Papiere von BMW (-0,9 Prozent) und Daimler (-1 Prozent).
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Was noch geschah: Asylstreit: Der Konflikt innerhalb der Union steuert heute auf seinen Höhepunkt zu. In München tagt seit zehn Uhr der CSU-Vorstand, in Berlin seit elf der CDU-Bundesvorstand. Die Fronten scheinen verhärtet: Bundesinnenminister Horst Seehofer besteht darauf, Asylbewerber an der Grenze abzuweisen, wenn diese schon in anderen EU-Staaten registriert sind. Kanzlerin Angela Merkel lehnt einen nationalen Alleingang in der Flüchtlingspolitik ab. Sie setzt auf den EU-Gipfel in zwei Wochen und ergänzende bilaterale Abkommen. Den Auftakt macht Italien: Heute Abend um 19 Uhr empfängt Merkel den neuen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte in Berlin. Doch wird sich die CSU zwei Wochen lang hinhalten lassen? Wie mein Kollege Robin Alexander erfuhr, sagte Seehofer schon vor ein paar Tagen: „Ich kann mit der Frau nicht mehr arbeiten.“ Ihn erschöpft Merkels kleinteilige, technische und juristische Argumentation gegen die Zurückweisung. Eine Situation, die zugleich deutlich macht, dass die CDU-Chefin den Kern des Konflikts verkennt: Es handelt sich nicht um eine Rechts-, sondern um eine Machtfrage. Und die ist nur politisch zu lösen. Wird der Konflikt nicht per Kompromiss beigelegt, droht das Ende der Bundesregierung – nach nicht einmal 100 Tagen im Amt. Schon bald werden wir mehr wissen: Voraussichtlich zwischen 13 und 14 Uhr sollen Seehofer und Merkel vor die Presse treten. Wir übertragen jeweils im Livestream auf welt.de. Alle weiteren Entwicklungen finden Sie in unserem Liveticker. |
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WM-Debakel: Nach der 0:1-Niederlage gegen Mexiko zeigt sich die internationale Presse fassungslos über die deutsche Nationalmannschaft. „L`Equipe“ aus Frankreich spricht von einer „Katastrophe“, der „Kurier“ aus Österreich sieht Deutschland „blamiert“. Mexikanische Zeitungen jubeln dagegen. Was da im Luschniki-Stadion passiert ist, sei „ein historischer Triumph gegen Deutschland“, meint „El Universal“. Und „Cronica“ schreibt: „Mexiko schlägt dem Champion Deutschland die Krone ab.“ Heute Mittag kommt man also nicht umhin zu sagen: Bundestrainer Joachim Löw hat sich verzockt. Mit der Strategie im Allgemeinen. Und einer Personalie im Speziellen: Marco Reus. Der plauderte nach dem Spiel aus, wieso er zuerst auf der Bank Platz nehmen musste: Löw habe ihm bereits im Südtiroler Trainingslager gesagt, dass er beim Start nicht beginnen würde, „weil wir davon ausgehen, dass das Turnier sehr lang geht und ich vor allem in den wichtigen Spielen …“. Dann unterbrach Reus sich selbst. Und noch in einer zweiten Personalie hat sich Löw geirrt: Mesut Özil war während des Spiels so auffällig wie ein Grashalm. Kein Torschuss stand in seiner Statistik, dafür eine indiskutable Zweikampfquote von 14 Prozent. Dabei war das Özils große Chance, das in ihn gesetzte Vertrauen zurückzuzahlen – nach der langen Kontroverse um die Fotos mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Die Diskussionen um Özil werden anhalten – jetzt aber aus sportlichen Gründen. Was also sollten die Konsequenzen aus dem Auftakt-Desaster sein? Mein Kollege Lars Gartenschläger ist der Meinung: Löw muss personelle Veränderungen vornehmen. Er hat gegen Mexiko zu sehr auf die Erfahrung einiger Weltmeister gesetzt. Gegen Schweden am Samstag sollte Löw daher Reus statt Özil und Ilkay Gündogan statt Sami Khedira aufstellen. Und für Auffrischung durch Spieler aus der zweiten Reihe sorgen. Der Kader ist mit 23 Spielern ja groß genug.
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Was heute noch passiert: Süße Sucht: Die Deutschen essen zu viel Zucker. Ob Rotkohl oder Joghurt, fast überall findet sich der Stoff. Gesund ist das nicht. Und doch können wir nicht davon lassen. Auch weil Zucker eine gute Lobby hat. Warum tut kaum jemand etwas dagegen? Mein Kollege Marc Neller hat monatelang recherchiert. Ab 14.30 Uhr haben Sie die Gelegenheit, ihm im WELT-Chat direkt Ihre Fragen zu stellen. Ich wünsche Ihnen eine angeregte Diskussion. Herzlichst, Ihr Ulf Poschardt
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