Apple reagiert auf den Digital Markets Act (DMA)und öffnet in der EU den App Store. Ist der goldene Käfig jetzt zerstört oder nur durch einen größeren goldenen Käfig ersetzt worden? Eine Analyse. |
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Apple ist von der EU durch den DMA dazu gezwungen worden, den App Store in der EU zu öffnen. Das heißt aber nicht, dass jetzt, wie bei Android, die Installation von Apps aus jeder Quelle möglich ist. Stattdessen wird es möglich sein, alternative App-Stores zu nutzen, die Apple als Marktplätze bezeichnet. Der US-Konzern bleibt als Mittelsmann zwischen Nutzer:innen und Entwickler:innen bestehen. Ab der Beta-Version iOS 14.4 werden diese und andere durch die Regulierung bewirkte Funktionen öffentlich nutzbar. Das klingt nach einem großen Schritt, der für mehr Wettbewerb sorgen könnte. Nutzer:innen haben mehr Auswahl, und wenn sich alternative App-Stores etablieren, haben auch Unternehmen die Wahl, wo sie ihre App veröffentlichen möchten. |
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Theoretisch jedenfalls. |
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In der Praxis sitzt immer noch Apple dazwischen und kontrolliert jede eingehende App, jeden Marktplatz, legt die Spielregeln fest und kassiert weiterhin Gebühren. Auf den ersten Blick verlangt Apple weniger Gebühren als auf dem eigenen Marktplatz, der erste Blick kann aber trügerisch sein. Darauf kommen wir noch zurück. |
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Und einen eigenen App-Store zu eröffnen, das werden sich nicht alle leisten können. Und diejenigen, die es könnten, fragen sich im Moment vermutlich, ob sie es wirklich wollen. |
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Warum die Öffnung des App-Stores für den ganzen Markt relevant ist |
Aus zwei Gründen: |
- Erstens ist die Öffnung für diejenigen theoretisch wirtschaftlich relevant, die große Umsätze über das In-App-Payment umsetzen, denn diese Unternehmen geben einen signifikanten Teil ihrer Umsätze an Apple über Provisionen ab. Die Provisionen betrugen bisher 30 Prozent, jetzt verlangt Apple noch 17 Prozent für In-App-Payment
- Zweitens ist die Öffnung eine Chance für Apps und Dienste, die gegen Apples Firmenpolitik verstoßen – was im Gegensatz zu Apples lautstarkem Getöse nichts Anrüchiges oder Gefährliches sein muss. Vermutlich wird aufgrund der puritanischen Bestimmungen von Apple unter anderem die Erotikbranche eine der ersten Kategorien sein könnte, die einen alternativen Appstore nutzt. (Wobei die Praxis noch zeigen muss, wie Apple damit umgeht). Die Provision, die alternative App Stores an Apple bezahlen, beträgt dann noch 10 Prozent.
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Apple als Mittelsmann ist sinnvoll, aber teuer |
Echtes Sideloading, wie es bei Android möglich ist, hat seine Nachteile. Maleware und Scam sind bei Android ein deutlich größeres Problem als bei Apple. |
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Dass Apple jede App, die auf einem Apple Gerät landen soll, weiterhin verifiziert und dann auch für freigibt, erscheint vernünftig. |
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Gleichzeitig ist diese Man-in-the-Middle Strategie aber auch die Grundlage für Apples Forderung, weiterhin Gebühren zu kassieren – auch für die Verkäufe auf alternativen App Stores. Apples Aufwand für Prüfung und Verteilung rechtfertigt die Gebühren theoretisch. Und damit steht der Verdacht im Raum, dass diese Grundlage konstruiert ist. |
Spannend wird es, wenn noch die zusätzlichen Core-Technology-Gebühren hinzukommen, die Apps betreffen, die einen Schwelle von einer Million Downloads im Jahr erreichen. |
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Das sind nämlich die Apps, für die ein alternativer Marktplatz besonders rentabel sein könnte. Deshalb senkt Apple gleich mal die Rentabilität und holt sich die entgangene Provisionsanteile über eine Gebühr für die Nutzung der Apple Technologien wieder zurück. Und bekommt gehörig Gegenwind. |
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Mein Kollege Jörg Heinrich hat ein Zitat in seinem Artikel über die App-Store-Öffnung, das besagt, dass beispielsweise Meta grob geschätzt rund 10 Millionen US-Dollar Gebühren im Monat an Apple für die kostenlose Facebook-App bezahlen müsste. |
Die Aussichten für alternative App-Stores sind dürftig |
Und das war noch nicht alles. Entwickler und alternative App-Store-Anbieter müssen noch mehr berücksichtigen. |
- Es ist eine Garantie von einer Million US-Dollar nötig, um einen alternativen App-Store zu eröffnen.
- Die Infrastruktur für alternative App Stores ist teuer
- Einschränkungen in der UX für Nutzer:innen:
- Alternative App Stores sind keine Apps im Apple Ökosystem, sondern müssen auf einer eigenen Website betrieben werden, das erzeugt einen Medienbruch.
- IOS-Features wie Screen time, In-App-Payment-Beschränkungen und ähnliche Dinge funktionieren nicht
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Ergebnis von Apples Konditionen: Nur die Großen können einen App-Store eröffnen |
Jeder Anbieter von App wird in Versuchung sein, die theoretisch günstigeren Konditionen zu nutzen, die außerhalb von Apples App Store gelten. Aber nur wenige sind groß genug, und haben ausreichend Umsatz, Ressourcen und Geld, um einen eigenen Marktplatz für Apps zu eröffnen. |
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Eventuell etabliert sich langfristig ein weiterer App-Store-Anbieter, aber eine Schwemme ist nicht zu erwarten. Vermutlich könnten große Anbieter die Öffnung eher aus strategischer Sicht nutzen, um Brücken zu ihren eigenen Ökosystemen zu schlagen und erst einmal kurzfristig keine Rücksicht auf die Rentabilität nehmen. |
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Langfristig könnten alternative App-Store-Anbieter auf eine Menge kleinerer Firmen und Entwickler als potentielle Kunden hoffen. Um dann mit einem Teil der Provisionsdifferenz zwischen Apples App Store und den Konditionen, die sie für ihren eigenen App-Store festlegen, ihre eigenen Apps und den eigenen App-Store rentabler zu machen. |
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Die Hoffnung auf viele Nutzer:innen im eigenen App-Store wäre der Hauptantrieb dafür, einen eigenen App-Store aus wirtschaftlichen Gründen zu etablieren. Die Hoffnung könnte sich aber als trügerisch erweisen. |
One more thing: Apples Small Business Programm |
2020 hat Apple ein Small Business Programm eingeführt, das die Provisionen für den App Store und das In-App-Payment für Entwickler und Unternehmen mit einem App-Store-Umsatz unterhalb von einer Million US-Dollar Umsatz senkt. |
Auf 15 Prozent. |
App-Store-Betreiber zahlen 17 Prozent. |
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Apple legt mit der Öffnung des App-Stores und der dahinterliegenden Infrastruktur einen Drahtseilakt hin zwischen „alternative Appstores und Sideloading möglichst unattraktiv machen“ und „Alternativen trotzdem rechenbar möglich machen, um eine weitere EU-Regulierung zu verhindern“. |