Apple – Unterschätzt oder überschätzt? Liebe Leser, da hat Apple einmal mehr seine Kritiker Lügen gestraft: Die Zahlen für das 4. Quartal 2016 fielen deutlich besser aus als erwartet, es wurde sogar ein neuer Umsatzrekord erzielt. Auch der Gewinn blieb nur knapp unter dem bisherigen Rekordwert. Vor allem das neue iPhone 7, dem viele Experten keinen großen Erfolg zugetraut hatten, war einmal mehr der Umsatz- und Gewinnbringer. 70 Prozent des Geschäfts entfielen wieder einmal auf das Flaggschiff des Konzerns. Der Aktie verhalf das in den letzten Wochen zu einem spektakulären Comeback: Apple stieg seit Jahresbeginn um 15 Prozent, während der Technologieindex Nasdaq 100 "nur" um 7 Prozent zulegte. Wenn wir auf die Kursentwicklung seit Mitte 2016 schauen, wird das Ganze noch spektakulärer. Um satte 40 Prozent legte die Aktie seitdem zu: Apple ist nach dem Sprung über den Widerstand bei 123 USD rasch bis zum bisherigen Allzeithoch gestiegen. Warren Buffett hat auf Apple gesetzt Und wer hat das geahnt? Warren Buffett! Seine Holding Berkshire Hathaway hat den Kursrückgang in der ersten Jahreshälfte 2016 genutzt, um in Apple zu investieren. Möglich dass er jetzt wieder über einen Ausstieg nachdenkt, denn von einer Unterbewertung kann nicht mehr wirklich die Rede sein. Doch das ist nur eine Vermutung. Die Aktienanalysten von Goldman Sachs jedenfalls sehen das anders, sie haben vor kurzem 150 US-Dollar als Kursziel für Apple ausgegeben. Begründung: 3D-Technologie und Virtual Reality könnten für Apple den nächsten erhofften Wachstumsschub bringen. Andere Experten sagen, auch das Wachstumspotenzial des Service-Geschäfts werde von vielen unterschätzt. Hohe Abhängigkeit vom iPhone bleibt Viel Optimismus also. Doch es gibt auch Haare in dieser Suppe: Das Service-Geschäft, zu dem z.B. der Streaming-Dienst Apple Music zählt, legte zwar um 18 Prozent zu, die Abhängigkeit vom iPhone bleibt aber ungebrochen. Das bringt große Risiken für die Geschäftsentwicklung mit sich, zumal Apple aktuell auch von den technischen Schwierigkeiten (Batteriebrände) des wichtigsten Konkurrenten Samsung profitiert. Das wird nicht ewig so bleiben. Darüber hinaus verliert Apple auf dem wichtigen chinesischen Markt an Boden, dort sind die Umsätze im 4. Quartal um zwölf Prozent gefallen. Dazu kommt: Auf Sicht der letzten 12 Monate sind Umsatz und Gewinn bei Apple gefallen – das letzte Quartal war bisher lediglich ein positiver Ausreißer und keine Wende. Apple ist inzwischen ein Substanzwert Sie sollten sich im klaren darüber sein: Apple ist kein Wachstumswert mehr, sondern ein Substanzwert. Das bedeutet, dass sich die Kurschancen der Aktie nicht aus ihren Wachstumsperspektiven ergeben, sondern aus der Bewertung an der Börse. Vor einem halben Jahr war die Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis KGV von etwa 10 ganz klar unterbewertet, zumal US-Aktien zu dem Zeitpunkt im Schnitt mit einem KGV von 17 bewertet waren. Die Kursrallye der letzten Monate hat diese Unterbewertung korrigiert, sie ist aber kein Ausdruck dafür, dass Apple als Unternehmen nun einen neuen Wachstumsschub erlebt. Denn der Markt für Smartphones und Tablets hat seinen Zenit überschritten und trotz aller Bemühungen von Apple ist aktuell kein adäquates neues "Wachstumsprodukt" in Sicht. Als Substanzwert aber kann Apple zweifellos punkten: Der Berg an liquiden Mitteln (Cash) ist auf 246 Mrd. USD gestiegen, was allein mehr als 38 Prozent der aktuellen Börsenbewertung entspricht! Viel von diesem Cash liegt aus steuerlichen Gründen im Ausland. Die neue US-Regierung plant ein Gesetz, durch das Unternehmen wie Apple günstig dieses Kapital in die USA transferieren können. Dann stünde es auch für eine höhere Dividende oder für Aktienrückkäufe zur Verfügung. Beides wäre gut für Apple-Aktionäre. Kennzahlen: Apple Internet: | www.apple.com | WKN / ISIN: | 865985 / US0378331005 | Marktkapitalisierung: | 699,311 Mrd. USD | Umsatz 2017e: | 227,999 Mrd. USD | KGV 2017e / 2018e: | 15,0 / 13,3 | Dividendenrendite 2016e: | 1,8 % |
Und jetzt? Ist Apple immer noch ein Kauf? Überbewertet ist die Aktie jedenfalls trotz der Rallye mit einem KGV 2017e von 15,0 nicht. Dazu kommt die nicht zu verachtende Dividendenrendite von 1,8 Prozent. Aus meiner Sicht fast noch wichtiger: Apple bleibt im Smartphone-Markt der Platzhirsch – besonders nach dem Desaster bei Samsung. Das US-Unternehmen kann die Substanz halten, auch weil Apple mehr als ein Hardwarekonzern ist. Die 600 Millionen häufig zahlungswilligen Nutzer können nicht zuletzt durch Abonnements-Dienste weiter „gemolken“ werden. Und auch die neuen Technologien wie z.B. Virtual Reality dienen meiner Ansicht nach eher dazu die Substanz zu halten als neue Wachstumsschübe zu entfachen. Mein Fazit: Apple hat auf Schlusskurs-Basis ein neues Allzeithoch erreicht. Bei einem Anstieg über 134,50 USD kann die positive Dynamik die Aktie kurzfristig weiter nach oben führen. Für langfristig orientierte Anleger ist die Aktie trotzdem kein Kauf mehr, denn das weitere Kurspotenzial ist nach der Rallye der letzten Monate begrenzt. Auch sollten Sie das Rückschlagsrisiko nicht unterschätzen: Auf starke Kursanstiege folgten bei Apple in den letzten Jahren immer auch kräftige Korrekturen. Einen Substanzwert kauft man jedoch dann, wenn er von den meisten anderen Anlegern gerade unterschätzt wird. Warren Buffett hat gezeigt, wie es geht. Auch im Zukunfts-Depot der Rendite-Spezialisten verfolge ich diese Strategie. Und unterschätzt wird Apple inzwischen nicht mehr. Sie sollten Geduld haben: Bei Kursen im Bereich von 115 bis 120 Dollar ergäben sich neue günstige Einstiegs-Chancen.
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