Liebe Frau Do, das Bild des jugendlichen Computer-Hackers, der sich bei einer Tüte Chips in den Großcomputer einer Firma oder Behörde einklinkt, trifft nicht die Wirklichkeit. Hinter den Angreifern stehen häufig weltweit tätige Gruppen, die wie Firmen organisiert sind und irgendwo am anderen Ende der Welt klimatisierte Großraumbüros mit geregelten Arbeitszeiten unterhalten. Und wenn sie zugeschlagen haben, steht man als Manager oder Unternehmer plötzlich vor der Wahl, Lösegeld in Form von Bitcoins zu überweisen oder im schlimmsten Fall auf alle Daten zu verzichten. So ähnlich hat es sich wohl in der Düsseldorfer Universitätsklinik zugetragen, auch wenn die Staatsanwaltschaft nicht allzu viele Details preisgibt. Aber in diesem Fall war die Attacke tödlich: Nach Angaben des NRW-Justizministeriums starb eine Patientin, die wegen des Angriffs auf die Server der Klinik in ein weiter entferntes Krankenhaus nach Wuppertal gebracht werden musste. Florian Rinke, den Sie als unseren Start-up-Experten kennen, hat sich mit der boomenden Branche der Hacker beschäftigt, und sein Befund ist alarmierend. Die Uniklinik selbst steckt noch mitten im Chaos: Hunderte Operationen und Behandlungen sind schon ausgefallen, das Krankenhaus ist von der Notfallversorgung abgemeldet, wird also nicht von Rettungsdiensten angefahren. Den Stand der Ermittlungen und erste Einschätzungen haben Nicole Lange, Maximilian Plück und Florian Rinke zusammengetragen. Es bleibt zu hoffen, dass die Schuldigen gefunden werden – aber wahrscheinlich ist es nicht. In den Ermittlungen wegen rechtsextremer Polizisten-Chatgruppen in NRW ist das anders. 30 Beamte stehen unter Tatverdacht. „Das kann noch mehr werden“, sagt Innenminister Herbert Reul (CDU). Dass es aber bei der Aufklärung nicht nur um diesen Fall gehen kann, sondern die rechtsextreme Unterwanderung der Polizei längst bundesweit ein ernstes Problem darstellt, beschreibt unsere stellvertretende Chefredakteurin Eva Quadbeck in ihrer Analyse. Mich wundert, dass diese abscheulichen Umtriebe der fünf Chatgruppen in NRW seit Jahren unentdeckt blieben. In den Chats sind mehr als hundert Bilddateien mit strafrechtlich relevanten Inhalten entdeckt worden, darunter Hitler-Bilder, Hakenkreuze und eine fiktive Darstellung eines Flüchtlings in einer Gaskammer. Aber auch die strafrechtlich nicht relevanten Chat-Beiträge dürften kaum in Einklang mit den Werten zu bringen sein, für die Beamte zu stehen haben. Die Polizei ist zentrale Säule unseres Rechtsstaats, die nicht durch solche Vorgänge geschwächt werden darf. Eine Säule des gesellschaftlichen Lebens im Rheinland sind die Karnevalsvereine, die sich heute in der Staatskanzlei in Düsseldorf ein Stelldichein geben. Nachdem die Bundesliga mit tausenden Zuschauern pro Stadion in die Hinrunde starten darf (nur der FC Bayern startet ohne und hält ein weiteres Geisterspiel ab), steht der Karneval auf der Agenda: Wie soll er in Corona-Zeiten gefeiert werden dürfen? Dass die fünfte Jahreszeit nicht einfach ausfallen kann, versteht sich von selbst. Unser stellvertretender Chefredakteur Horst Thoren beschreibt die wesentlichen Punkte, die geregelt sein müssen, damit sie stattfinden kann. Wie Sie wissen, bin ich erst seit Jahresanfang bei der Rheinischen Post. Über all die schönen Orden habe ich mich von Herzen gefreut, und auf dem Zoch fand ich es großartig. Mit Karneval hatte ich nämlich vorher wenig zu tun, das Wort „Bützchen“ kannte ich gar nicht. Nach Rosenmontag war es für mich nicht mehr nur ein Wort – aber so viel ist klar: Bützchen fallen in der kommenden Session flach. Hoffentlich müssen Sie heute nicht ohne Bützchen auskommen – im eigenen Haushalt ist schließlich alles erlaubt. Und falls Sie heute Abend und in den kommenden Wochen Bundesliga schauen wollen, finden Sie hier, nach Tagen geordnet, die Hilfestellung, wo das am besten geht. Bis es so weit ist, müssen Sie nur noch ein paar Stunden Geduld haben. So oder so wünsche ich Ihnen einen leidenschaftlichen Start in den Tag. Herzlich Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |