Liebe Frau Do, die Royals-Fans auf der Welt hingen in der Nacht zu Montag vor den Fernsehern und wollten hören, was Meghan und Harry über ihren Rückzug aus der britischen Königsfamilie im Interview mit Oprah Winfrey sagten. Sie erhoben viele Vorwürfe, aber auch einige Fragen blieben offen. In gut einem halben Jahr steht die Bundestagswahl an, die Ära Merkel geht zu Ende. Doch die CDU/CSU ringt noch mit sich, wen sie für die Nachfolge ins Rennen schicken soll: Armin Laschet und Markus Söder gelten als die Favoriten in der K-Frage. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther, der Laschet bei dessen Wahl zum CDU-Vorsitzenden die „Rede seines Lebens“ bescheinigte, hält das Rennen für offen. „Am Ende steht in der Union natürlich die Frage, wem man am ehesten zutraut, eine Wahl zu gewinnen. Die beiden sind ja Teamplayer und werden sich sicherlich verständigen“, sagt der CDU-Politiker in einem Interview, das Gregor Mayntz und Kerstin Münstermann geführt hat. Ich lese das und denke: Dass die beiden Teamplayer sind, ist vermutlich ungefähr so zutreffend wie die Feststellung, dass bei der Bekämpfung von Corona wahltaktische Überlegungen keine Rolle spielen. Die Abkehr vom strikten Lockdown geht auf eine diffuse Stimmungslage zurück, auf die nun reagiert wird – wissenschaftlich lässt sie sich kaum begründen. Am Sonntag wählen Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, das ist der Termin, auf den gerade vieles hinläuft. Eigentlich müsste es gerade heißen: Impfen, impfen, impfen. Aber weil das nicht so richtig klappt, lautet die Devise: Testen, testen, testen. Von heute an soll es eigentlich Gratis-Schnelltests geben, aber das könnte vorerst schwierig werden, wie Claudia Hauser und Julia Rathcke berichten. Auch im „Aufwacher“-Podcast geht es darum. Falls Sie also nicht zum Zuge kommen: Unser Chefreporter Christian Schwerdtfeger hat den Schnelltest vom Discounter getestet. Aber nicht nur Gratis-Schnelltests soll es ab heute geben, sondern in den Geschäften in NRW kann wieder, wenn auch eingeschränkt, eingekauft werden: Wie sich der Handel auf „Click & Meet“ vorbereitet, schildert Georg Winters. Eben war von Armin Laschet und Markus Söder die Rede. Eine Frau ist keiner von beiden, was heute am Weltfrauentag besonders auffällt. Für manche Kinder mag es nach 16 Jahren Angela Merkel eine Überraschung sein, dass auch Männer Bundeskanzlerin werden können. Doch das täuscht, nach wie vor haben Frauen nicht überall gleiche Chancen, und einmal im Jahr an Gleichberechtigung zu erinnern, ist zu wenig. Die aus Kempen stammende Feministin Sophie Passmann (neues Buch: „Komplett Gänsehaut) twitterte daher am Freitag: „Ab ca. JETZT fangen Redaktionen an, noch schnell Pressefotos von Feministinnen anzufragen, um am Montag hektisch Zitatkacheln daraus zu basteln.“ Auf uns trifft das nicht zu, wir waren längst fertig und haben uns mehr Mühe gegeben. Denn es mag zu wenig sein, den Weltfrauentag zu würdigen, ist aber trotzdem richtig. Seit 1921 findet er jedes Jahr statt, in unserer Zeitung, auf Papier oder als E-Paper, finden Sie heute einen Schwerpunkt über 100 Jahre Emanzipation. Einige ausgewählte Artikel stelle ich Ihnen hier vor, einen besonders bestürzenden zuerst: Claudia Hauser schreibt über eine Ausstellung, in der Outfits gezeigt werden, die Frauen getragen haben, als sie vergewaltigt wurden. Warum das wichtig ist? Weil sich so zeigt, dass Frauen eben nicht vergewaltigt werden, weil sie einen Minirock tragen. Solche Klischees weisen den Opfern eine Mitschuld zu und gehören auf den Müll. Julia Rathcke hat alle weiblichen Abgeordneten des NRW-Landtags gefragt, ob und wie sie Sexismus im Parlament erleben. Den nicht sehr positiven Befund schildert sie in ihrer Analyse und in der heutigen Folge des „Aufwacher“-Podcasts. Und Jörg Isringhaus hat sich zum 100. Weltfrauentag mit einer 100-Jährigen unterhalten: Lieselotte Deißmann aus Wuppertal, die – so hätte man es früher gesagt – ihr Leben lang als Frau ihren Mann gestanden hat. Aber natürlich geht es, mindestens auch, ums Geld: „Frauen müssen endlich so viel verdienen können wie Männer“, sagt Merkel in ihrem Wochenendpodcast – eine der Stimmen in dem Bericht von Kirsten Bialdiga und Birgit Marschall über die Gehaltsunterschiede zwischen Mann und Frau. Es ist hier wie bei fast allen politischen Fragen: Ist der aktuelle Stand ein Erfolg oder eher das Gegenteil? Sind wir in den 100 Jahren mit der Gleichberechtigung gut vorangekommen oder viel zu wenig? Oder: Haben wir in dem einen Jahr der Pandemie viel erreicht oder viel zu wenig? Alle können das für sich entscheiden, aber es stimmt eben auch stets beides, denn die Flasche ist gleichzeitig halb voll und halb leer. Entscheiden können Sie auch, ob der Start in die neue Woche jetzt oder erst später losgehen soll. So oder so: Viel Spaß dabei! Herzlich Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |